G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
nach seiner TASER-Dienstwaffe. Der Taxi Driver pumpte eine Patrone in den Lauf und richtete diesen auf den Reiser.
Sie drückten gleichzeitig ab. Die TASER-Pfeile trafen den Taxi
Driver in die Kehle, Die Schrotkugeln, die sich bei dem geringen Abstand von vielleicht drei Metern kaum gestreut hatten, schlugen Gefreiten Molina gegen die Brust. Die Uniform des Gefreiten war kugelsicher, das änderte aber nichts daran, daß er sich so fühlte, als habe ihm jemand mit voller Kraft ins Herz geboxt. Er reichte Joan den TASER wie einen Abendmahlskelch und kaskadete seinem Captain hinterher.
Joan spürte den Voltregler der Waffe unter ihrem Daumen; sie schob ihn so weit nach oben, wie es überhaupt ging. Strom schoß durch die dünnen Drähte, die die Pistole mit den Pfeilen verband, daß von den Dingern die Funken stoben; der Elektrische Taxi Driver vollführte ein spastisches Tänzchen wie vorhin der Mandingo in Hoovers Garten und brach dann gleichfalls zusammen. Joan ließ den TASER fallen, rannte los, raffte die Schrotflinte auf, warf sie samt Ayns Lampe auf den Beifahrersitz des Taxis, setzte sich ans Steuer, zog die Tür zu, legte den Rückwärtsgang ein und gab Gas. Irgendwann zwischendurch ballte sie auch die Faust um ihren Rosenkranz.
Als sie rückwärts aus dem Bahnhofsgebäude herauskam, rammte sie ein anderes Taxi. War schon okay so - der andere Driver war ein Weißer, ein Mensch und unbewaffnet, und der Zusammenstoß ließ ihren Wagen so herumschleudern, daß er jetzt mit der Schnauze zur Straße stand. Ohne sich um das wütende Gehupe zu kümmern, schaltete sie auf Fahren und gab Gas.
Etwas sprang auf den Kofferraum des gelben Taxis und arbeitete sich von da mit einem vertrauten V-6-Gedonner aufs Dach hoch. Joan fluchte und stieg voll auf die Bremse; der Mechanische Hund flog in hohem Bogen über die Motorhaube und krachte auf den Asphalt. Bevor er wieder auf die Beine kam, trat Joan wieder aufs Gas und spürte, wie es unter den Rädern des Taxis metallisch knirschte. Sie bremste, fuhr zurück, spürte ein zweites Knirschen; fuhr vorwärts, spürte ein Knirschen, bremste, fuhr zurück. Bei ihrer vierten Uberfahrt ging der Tank des Hundes in Flammen auf. Joan schaltete ein weiteres Mal auf Vorwärtsfahrt, kurvte um das Feuer und bog in westlicher Richtung in die 42nd Street.
»Immer noch da, Ayn?« fragte Joan noch einmal. Diesmal brauchte Ayn etwas länger, um zu antworten.
»Solche Sachen ... waren der Grund ... warum ich Rußland verlassen habe«, sagte sie schließlich.
»Vielleicht hätten Sie nach Kanada auswandern sollen«, meinte Joan.
Muster im Gewebe des Zufälligen
Die Ferraris hatten im Konvoi die Geleitpositionen eingenommen und bildeten einen Schutzgürtel um Panzer, Jeep und Geldtransporter, als diese auf der First Avenue in nördlicher Richtung rollten. Motley Nimitz und der Steinerne Mönch saßen hinten im Geldtransporter; Kite und Clayton kauerten im Inneren des Panzers, der (gerade eben) geräumig genug war, um zwei Beobachter aufzunehmen. Maxwell machte sie mit dem Rest der Besatzung bekannt, durchweg schwerversehrte Veteranen des Afrikakrieges von 07; Stouffer Aimes, der Fahrer, dem alliiertes südafrikanisches Geschützfeuer in den Bergen von Kenia Unterkiefer und beide Beine weggerissen hatte; Siobhan Yip, die Richtschützin, die eine zairische Mine einen Arm gekostet hatte; und Curtis Dooley, der Lader, der im Lee des Raffineriebrands von Port Har-court eingeschlossen geblieben war. Dooley war mittels künstlicher Hautlappen, die nunmehr zweiundsiebzig Prozent seiner Körperoberfläche ausmachten, und einem New VISION wieder instand gesetzt worden.
»Freut mich«, sagte Dooley und schüttelte Clayton und Kite die Hand.
Die anderen Marines in dem Konvoi hatten alle irgendwann ähnliche Verletzungen davongetragen. Das Auge von Afrika hatte sie auf Grundlage ihres jeweiligen Nachkriegspsycho-gramms ausgewählt; Maxwell hatte die meisten von ihnen aus dem neuen Veteranenheim in der Houston Street geholt, und das Auge hatte mit ihnen gesprochen.
»Was ist dieses Auge von Afrika?« wollte Kite wissen.
»Es sieht Dinge«, erklärte Maxwell, nicht besonders kohärent. »Es stellt Verbindungen her. Das ist seine Natur: Es erkennt Muster im Gewebe des Zufälligen, spürt Wahrheit auf, läßt Bedeutung sinnfällig werden ...«
»Hör auf, wie ein Jahrmarktswahrsager zu faseln, Maxwell. Was ist das Auge von Afrika? Ein besonderes Computerprogramm?«
»Alles ist jetzt viel klarer«,
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