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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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aufheulenden V-6-Motors.
    Der Mechanische Hund.
    Er stand über ihr, nachdem er die ganze Strecke von New Jersey bis hierher auf dem Dach des Salonwagens mitgefahren war, dank magnetischer Pfoten fest an der Außenhaut des Hochgeschwindigkeitszuges verankert. Joan fuhr herum, um das Un-Tier niederzuschießen, aber als sie die Handkanone herausriß, blieb das Korn an ihrem Hosenbund hängen; die Waffe flog ihr aus der Hand und fiel scheppernd in den Spalt zwischen Zug und Bahnsteig.
    »Hoppla«, sagte Joan.
    Die Augen des Flundes flammten auf; die Tellereisenschnauze schnappte in Beißstellung. Er sprang.
    Da sie nicht wußte, was sie sonst hätte tun können, schlug
    Joan mit der Lampe zu. Sie traf den Hund voll an die Schläfe. Das Tier verdrehte sich halb in der Luft, landete unglücklich und brach sich ein Bein. Panisch vor Adrenalin, schmetterte Joan die Lampe dem Hund mit voller Kraft von oben ins Genick, daß er sich die Schnauze am Betonboden zertrümmerte und ein Warnblinkauge halb ausschlug. Sie führte einen dritten Schwinger, diesmal von unten herauf, gegen das Chassis und warf den Hund auf den Rücken; der V-6-Motor heulte in verzweifelter Wut auf.
    Und dann rannte Joan auch schon, rannte, ohne sich umzusehen, den Bahnsteig hinunter und die Treppe hoch, die in die Hauptschalterhalle führte. »Immer noch da, Ayn?« fragte sie, während sie drei Stufen auf einmal nahm.
    Die Glaskugel der Lampe war unversehrt, aber innen hielt sich Ayn den Kopf, als habe man auf sie eingeknüppelt.
    »Tun Sie das nie wieder«, sagte Ayn.
    »Ich kann nichts versprechen«, erwiderte Joan. Als sie keine dreißig Sekunden später durch den sternenüberkuppelten Wartesaal rannte, machte ein Elektro-Neger Anstalten, ihr in den Weg zu treten; sie holte aus und knallte ihm die Lampe voll ins Gesicht.
    »Was zum -« sagte Joan, als der Neger einen heiseren Schrei ausstieß und, aus einer gebrochenen Nase blutend, hintenüber umkippte.
    Hoppla.
    Kein Neger; nicht Elektro. Ein Mensch. Ein Australier.
    »O mein Gott«, sagte Joan, ebenso entsetzt über das, was sie angerichtet hätte, wenn sie noch die Pistole gehabt hätte, wie über das, was sie tatsächlich getan hatte. »O mein Gott, alles in Ordnung?«
    Der Australier - der sie nur nach dem Weg zu den Toiletten hatte fragen wollen - kroch rückwärts vor ihr weg. Als Joan sich über ihn beugte und ihm eine Hand reichte, legte er die Beine aneinander und versetzte ihr einen zweifüßigen Synchrontritt, der ihr drei Rippen brach. Joan preßte sich die Hand an die Seite und wich zurück, hechtete aber dann über eine Bank, als der Australier eine Spraydose Chemische Keule aus der Tasche zog und versuchte, sie zu blenden.
    Irgendwie gelang es ihr, die Lampe nicht zu verlieren. Humpelnd, mit tränenden Augen, halb zusammengeklappt, steuerte sie den nächsten Ausgang an. Eine kurze breite Treppe führte hinauf zu einer Reihe von Drehtüren und einem Schild, das Taxis versprach.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Ein Gute-Reise-Truppler, ein Gefreiter Kwok, faßte neben ihr Tritt, als sie die ersten Stufen nahm.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Ein zweiter Gute-Reiser, Gefreiter Molina, deckte ihre andere Flanke.
    »Nein«, sagte Joan, »nein«, und ging weiter.
    »Hallo mal wieder«, sagte Captain Héctor Miércoles, der, von hinten von Autoscheinwerfern angestrahlt, auf dem oberen Treppenabsatz auftauchte. »Können wir Ihnen nicht irgendwie behilflich sein?«
    »Nein«, keuchte Joan. »Ich -«
    Autoscheinwerfer?
    Das Taxi krachte durch eine Drehtür in die Eingangshalle; zersplittertes Sicherheitsglas wirbelte an Captain Miércoles' Stiefeln vorbei und ergoß sich in einer bröckeligen Kaskade über die Stufen hinab. Das Taxi, ein gelber Checker, fuhr dem Captain in die Kniekehlen und stieß ihn vornüber gegen den Gefreiten Kwock; beide wurden Teil der Kaskade.
    Der Checker kam auf dem Treppenabsatz zum Stehen. Ein großer Automatischer Diener zwängte sich aus der Fahrertür. Ohne Zweifel ein Diener diesmal: Jemand - vielleicht der rechtmäßige Besitzer des Taxis - hatte ihm eine Kugel in den Kopf geschossen, die einen dunklen Krater in seiner Schläfe hinterlassen hatte.
    Gefreiter Molina riß bei dem Anblick die Augen auf, was dem Diener zu mißfallen schien.
    »Was gibts denn da zu glotzen?« fragte der Elektrische Taxi Driver. Er hob die Hände, die die offene Autotür verdeckt hatte; sie waren um eine häßliche schwarze Schrotflinte mit Pistolenkolben gekrampft. Gefreiter Molina griff

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