G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
hinunter in Joans Zimmer, das nach der Straße ging. Draußen vor dem Asyl hatte sich ein Lynchtrupp von vier Dutzend Automatischen Dienern zusammengerottet, alle wie Dealer/ Gangsta in einem alten Streetmovie über das Leben im Ghetto ausstaffiert. Die meisten von ihnen waren mit Uzis oder AK-47-Sturmgewehren bewaffnet, aber vorne in der Menge stand ein goldzahnblinkender Gangsta, der eine Machete schwang; eine Baseballkappe saß ihm quer auf dem Kopf, und eine große Wanduhr hing ihm wie ein Medaillon vor der Brust. Zu seinen Füßen stand ein Blaster von den Dimensionen eines Guillotinekorbs.
Officer Powell 617 stand abseits vom Lynchtrupp und hantierte an einem Handy herum, das er sich von einem der Dealer geborgt hatte. Aber dann sah Großer-Wecker Kite am Fenster stehen.
»Yo, yo«, sagte er, und sein Goldzahn blitzte, als er auf sie zeigte. »Bulle!«
Powell holte sein Polizeimegaphon hervor. »Sie da oben!« rief er. »Wir haben einen Vollstreckungsbefehl gegen Clayton Bryce! Schicken Sie ihn heraus!«
»Yeah«, sagte Großer-Wecker und ließ die Machete probeweise durch die Luft zischen. »Schick die schwule Sau raus.«
»Sie haben die Straße an beiden Enden abgesperrt«, sagte Kite, als Motley und Clayton hinter ihr ins Zimmer kamen. »Sie sollten besser die richtige Polizei rufen.«
»Geht nicht«, sagte Motley. »Die Leitung ist seit einer Minute tot.«
»Dann machen Sie mir das Fenster auf.«
Motley schob die untere Fensterhälfte hoch, und Kite brüllte zum Mob hinunter: »Mr. Bryce steht unter dem Schutz dieses Hauses! Sie bekommen ihn nicht! Und jetzt verschwinden Sie hier, bevor ernsthaft was passiert!«
Die Gangsta lachten sie aus.
»Mangelnde Kooperationsbereitschaft macht einen schlechten Eindruck auf das Gemeinwesen«, warnte Powell 617 sie. »Außerdem sind Sie in der Minderzahl. Schicken Sie ihn heraus, oder wir holen ihn uns - und wenn wir Gewalt anwenden müssen, ergehts Ihnen schlechter als ihm.«
Kite hob ihren Revolver und spannte den Hahn, was noch mehr Gelächter auslöste.
»Yo, Scheißbraut!« schrie Großer-Wecker. »Komm hier runter, und ich schieb dir das Teil in die Fotze!« Er stieß einen Schrei aus und schlug längelang hin, zweimal getroffen - einmal in die Brust, von Kite, und einmal in den Kopf, vom Steinernen Mönch, der das anstößige Wort als akustische Orientierungshilfe verwendet hatte.
»Das ist sehr unerfreulich«, sagte Powell 617. Hinter ihm stellten siebenundvierzig Elektro-Neger ihre Waffen auf Dauerfeuer um.
»Kopf runter!« schrie Kite und stieß Motley Nimitz zu Boden.
Geschützfeuer erschütterte die Straße. Eine 135-Millimeter-Granate schlug mitten in die Gangsta ein und zerschmetterte ihre Schlachtreihe wie ein Meteorit, der auf einem Tablett voll Sektgläser auftrifft. Acht Sekunden später landete eine zweite Granate und mischte den Schrott ein wenig auf. Nur Powell blieb unversehrt stehen; der ordnungswidrige Anblick des Panzers, der die Polizeiabsperrung am Ende der Straße niederwalzte, erfüllte ihn mit deutlicher Mißbilligung.
»Sie da!« rief er den unsichtbaren Panzerfahrer an. »Steigen Sie aus dem Fahrzeug aus! Zeigen Sie mir Ihren Führerschein und die Zulassungspapiere!«
Der Panzer rumpelte ungerührt weiter; Powell 617 stellte seine pummelige Gestalt direkt in dessen Weg. Der Panzer gewann. Powell wurde um- und überfahren, sein Megaphon von einer stählernen Gleiskette zerquetscht. Der Panzer rollte einfach weiter und blieb schließlich vor der Außentreppe des Asyls stehen. Die Turmluke öffnete sich.
»Kite!« brüllte der Panzerkommandant.
»Maxwell?« Kite streckte den Kopf über den Fensterrand. »Maxwell! Wo zum Teufel kommst du eigentlich her?«
Maxwell breitete die Arme aus, als müsse der vierundfünfzig Tonnen schwere M6 Buchanan eigentlich als Antwort genügen. »Waffenlager Twelfth Street«, sagte er. Dann sah er sich nach der Fahrzeugkolonne um, die gerade hinter ihm die planierte Barrikade überwand: ein Army-Fernmeldejeep mit Satellitenantenne, ein gepanzerter Geldtransporter und vier feuervogelrote 23er Ferrari Marchesas, mit je einem vierköpfigen Einsatzkommando von Marineinfanteristen bemannt.
»Unterwegs haben wir noch ein paarmal haltgemacht.«
Können wir Ihnen nicht irgendwie behilflich sein?
Als Joan den zweiten Fuß auf den Bahnsteig gesetzt hatte, hörte sie hinter sich zwei Geräusche. Das erste war das Zischen der Zugtür, die automatisch zuglitt. Das zweite war das Donnern eines
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