Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
Mammutschreibtisches und war schon dabei, sich wieder abzuwenden, als sie innehielt und sagte: »Kann ich Sie etwas fragen, Harry?«
    »Hmm?«
    »Die häufigen Kontakte, die Sie diese Woche mit Fine gehabt haben - gehts dabei um etwas, worum ich mir Sorgen machen sollte?«
    »Sorgen?« Er legte Lincolns oder Jeffersons Nase hin. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich verdanke Ihnen mein Leben«, sagte Vanna, ohne ihn anzusehen. »Jedenfalls das, was daran gut ist. Und wenn Sie wünschen sollten, daß ich kündige, würde ich es tun. Aber...«
    »Kündigen?« Gant lachte laut los. »Um Himmels willen ... Was soll denn dieses Harakiri-Gerede, Vanna?«
    »Das ist kein Witz!«
    »Ich weiß.« Harry lächelte, seine Stimme war sanft. »Aber Joan kommt nicht zurück - nicht in die Firma jedenfalls. Und selbst wenn sies täte, sind Sie eine viel zu wertvolle Mitarbeiterin, als daß man Sie einfach vor die Tür setzen könnte, klar? Sie haben Ihren Job, solange Sie ihn haben wollen.«
    »In Ordnung.« Vanna nickte zögernd, dann riskierte sie einen Blickkontakt und fragte: »Sicher?«
    »Absolut sicher. Sie sollten sich wirklich nicht so viele Gedanken machen, Vanna. Ich weiß, daß Sie in der Vergangenheit einiges durchgemacht haben, aber jetzt sind Sie in Sicherheit. Hier wird Ihnen nichts Schlimmes passieren.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Wann, hatten Sie noch mal gesagt, würde Joan zurückrufen?«
    »Wann ich gesagt hatte?«
    »Gegen halb sieben, wars nicht so?«
    »Ich weiß nichts davon, Harry.«
    »Aber natürlich. Wissen Sie denn nicht mehr? Heute nachmittag haben Sie mich aus der Multimedia-Abteilung angeklingelt, um mir zu sagen, daß Joan angerufen hätte, und -«
    »Nein.« Vanna schüttelte den Kopf. »Ich war heute nachmittag nicht in der Multimedia. Und ich würde auch nicht... habe auch nicht irgendwelche telefonischen Botschaften von Fine ausgerichtet.«
    »Also, geklungen hat es wie Sie«, sagte Gant. »Und wer sonst würde mir so etwas ausrichten?«
    »Sie können mich Roy nennen.«
    Er stand in der Tür, ein Raubtierlächeln auf den Lippen: ein Weißer in einem makellosen grauen Anzug, mit angeklatschtem silberfarbenem Haar, blauen Augen und einer vorspringenden Nase, über die eine Narbe ging; neben ihm stand ein zwerg-wüchsiger Elelctro-Neger in einem weißen Frisörskittel. Der kleine Barbier trug eine Thompson-Maschinenpistole, die mehr wie ein Requisit als wie eine Waffe aussah. »Sie k-k-kö-können m-m-mi... I-i-ich ha-ha-ha-heiße ... M-m-meine K-k-kumpel n-n-nennen m-m-m ... Machen Sie keine plötzlichen Bewegungen!«
    Gant wirkte weder durch die Störung noch durch die Drohung im mindesten verunsichert. »Kenne ich Sie?« fragte er Roy, als seien sie sich gerade in einem Restaurant zufällig über den Weg gelaufen.
    »Nicht direkt«, sagte Roy Cohn. »Aber ich kenne Sie, Flarry.«
    Eine dritte Gestalt trat herein, und die verunsicherte Gant durchaus: sein eigener Doppelgänger.
    »Harry...« flüsterte Vanna atemlos.
    »Hi, Vanna!« sagte der Elektro-Gant. Er hatte die gleiche Stimme, den gleichen Gang, die gleiche Kleidung... sogar die Knitterfalten in seinem Anzug schienen mit denen des echten Gant identisch zu sein. Er spazierte ins Büro mit der Selbstverständlichkeit dessen, der da hingehörte, sah sich aber gleichzeitig neugierig nach allen Seiten um. Sein Blick fiel auf die holographische Spielstadt, und sein Gesicht ging grinsend in die Breite. »Hey, stark!«
    »Bitte?« sagte der echte Gant.
    »Was bedeutet das Ganze?« fragte Vanna herrisch.
    »Kapitalismus«, sagte Roy Cohn.
    »Kapitalismus«, echote der Elektro-Gant und fummelte dabei an einem Joystick des Holo-Game herum. »Substantiv. Aus dem lateinischen capitalis, »zum Kopf gehörige«
    »Wi-wi-wirtschaftssystem, d-d-das auf d-d-dem freien Unter-n-n-nehmertum ba-ba-ba-... P-p-privateigentum an d-d-den Pro-duktionsm-m-m-... K-k-konkurrenz ... L -1 -laissez-f-f-f-f-f-... Habgier ist gut!« stotterte Shorty der Frisör.
    »Konkurrenz«, sagte Roy Cohn.
    »Konkurrenz«, echote der Elektro-Gant. »Substantiv. Aus dem lateinischen concurrere, »im Wettstreit stehen<. Das Wetteifern mit anderen um Profit, Preis oder Position. Ein Ausleseprozeß oder Wettbewerb, dessen Zweck darin besteht, das Plöherwer-tige vom Minderwertigen zu unterscheiden und zu trennen.«
    Der Android starrte auf das Projektionsspielbrett, auf die schwarzen und weißen Eiswagen, die kreuz und quer über die idealisierte Verbraucherinsel flitzten. Er

Weitere Kostenlose Bücher