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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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er gekommen war. Zwei weitere Sprenggeschosse und ein paar Feuerstöße aus dem koaxialen MG putzten die Heckenschützen rück-standlos von den Canyonwänden. Drei zusätzliche Granaten ließen den Bogen der Muttersprachenpforte einstürzen und versperrten den Eingang mit einem drei Meter hohen Schuttwall. Draußen auf dem Platz heulten Polizeisirenen, und von oben ließ sich das Gewummer eines FBI-Hubschraubers vernehmen: Special Agent Ernest G. Vogelsang, der auf Meldungen reagierte, im Turm von Babel seien afrikanische Terroristen am Werk.
    Und es waren tatsächlich afrikanische Terroristen im Turm von Babel: jetzt sogar von mehrerlei Couleur.
    »Alle Mann raus!« befahl Maxwell und öffnete die Luke. Als er oben auf dem Drehturm stand, schwirrte ein Elektro-Kolibri herab und ließ sich auf seiner Faust nieder. Der Anblick erfüllte ihn mit einer unendlichen Wehmut, und er streichelte das Tierlein sanft mit einem Finger und sagte: »Ist schon gut. Wir können es nicht wieder heil machen, aber es wird schon alles gut.«
    Die Marines aus den überlebenden Ferraris bildeten vor dem Heck des Geldtransporters ein Ehrenspalier. Die gepanzerte Tür ging auf, und der Schatz wurde herausgetragen: ein sakrosanktes kybernetisches Artefakt, das Maxwell als die BundesAu-genLade bezeichnete. Es war ein starres Traggestell, an dem die ausgeschlachteten Komponenten von Joan Fines Cray PC sowie zwei Stapel Hochleistungsakkus festgenietet worden waren, das Ganze in kugelsicheres Gewebe und Thermoplast-Panzerplatten eingepackt.
    Die Ehrengarde trug die Lade zum Buchanan. Maxwell wedelte den Kolibri wieder in die Luft und kletterte dann hinunter, um das Allerheiligste zu übernehmen; er streifte sich die Schulterriemen der Augenlade über und schnallte den Bauchgurt fest. »An die Fahrstühle«, sagte er.
    Curtis Dooley trabte zu den D-Aufzügen und drückte auf den Aufwärtsknopf. Er ging immer wieder aus. »Problem, Commander«, sagte er.
    »Sergeant Yip!« bellte Maxwell. Uber den Fahrstuhlknöpfen war ein Schalterkasten angebracht; Siobhan Yip riß ihn mit einer einzigen Bewegung ihres Mechanischen Arms auf. Maxwell entrollte aus der Seitenwand der Lade ein Kabel und verband es mit einer Computerschnittstelle, die sich im Schalterkasten befand. Bei zwei Fahrstühlen gingen die Türen auf.
    »Zwei Gruppen«, kommandierte Maxwell. »Yip, Dooley, Aimes, Nimitz, Mönch, Santos, Boychuk und Gurevich mit mir.« Er sah zu Clayton Bryce hinüber, der noch immer auf dem Drehturm des Panzers stand und wie eine Eule im Sonnenschein blinzelte. »Du auch, Soldat.«
    Durch die Injektion, die Motley Nimitz ihm gegeben hatte, war Claytons Zunge soweit abgeschwollen, daß er fast wieder normal reden konnte. »Waf if lof?« lispelte er. »Waf gipf?« Aber niemand erklärte es ihm. Die Marines marschierten hintereinander in die Fahrstühle; nachdem er sich kurz den Krawall draußen auf dem Platz angehört hatte - mehrere megaphonverstärkte Stimmen, die lauthals Drohungen ausstießen -, beschloß Clayton, sich den Kriegern anzuschließen.
    Unter dem Panzer rührte sich etwas. Es war Powell 617, oder das, was von ihm übrig war, nachdem der Buchanan ihn von der Bowery bis hierher zwischen den Gleisketten mitgeschleift hatte. Während die Aufzugtüren zuglitten, streckte Powell den Arm aus und ballte die Faust zum Arbeitergruß.
    »Solidarität, Mann!« sagte er.

22
    Iro |nie [iro|ni:], die; -n (PI. selten): 1. Ausdrucksweise, die das Gegenteil des wörtlich Ausgesagten zu verstehen gibt, a. Paradoxes Mißverhältnis zwischen dem, was erwartet werden dürfte, und dem, was tatsächlich eintritt, [griech. eiröneia = erheuchelte Unwissenheit, Verstellung]
    The, American Heritage Dictionary
Kapitalismus
    U m halb sieben, nachdem sich ihr letzter Mitarbeiter verabschiedet hatte, ging Vanna Domingo nach hinten in Gants Büro, um einen Stoß Papiere hinzulegen. Sie fand Harry an seinem Schreibtisch vor, damit beschäftigt, ein dreidimensionales Puzzlemodell von Mount Rushmore zusammenzusetzen.
    »Immer noch da?« sagte Vanna, nicht weiter überrascht. Harrys Arbeitszeiten schwankten, abhängig von seiner Stimmung, beträchtlich.
    Er musterte eine hinten puzzleförmige Nase und versuchte zu entscheiden, ob sie zu Lincoln oder zu Jefferson gehörte. »Wart noch auf Joans Anruf«, erklärte er.
    »Ah.« Vannas Gesicht umwölkte sich. »Naja, ich warte auch auf einen Anruf - den Bericht eines Fischereischiffs.« Sie legte ihre Papiere auf eine Ecke des

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