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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Andererseits, wenn ich versuche, G.A.S. auszutricksen, indem ich vom Babel wegbleibe, und das Virus wird freigesetzt, und ich sterbe in dem Bewußtsein, daß ichs hätte verhindern können. . .«Joan schüttelte den Kopf. »Hirngespinste. So oder so könnte ich etwas falsch machen. Und vielleicht gibt es auch gar keine richtige Entscheidung - G.A.S. hat Amberson Teaneckja auch nicht gerade viel Ausweichmöglichkeiten gelassen. Das Problem ist, daß ich, genau wie Amberson Teaneck, einfach zuwenig Informationen habe, um eine weise Entscheidung treffen zu können.«
    »Und deswegen fahren Sie zum Babel? Tun genau das, was G.A.S. von Ihnen erwartet?«
    »Ich könnte ja immer noch Glück haben«, sagte Joan. Sie fingerte an ihrem Rosenkranz, dann fügte sie mit größerer Uberzeugung hinzu: »Außerdem, wenn ich eh schon tot bin, dann ist es mir lieber, loszuziehen und etwas zu tun, als gar nichts zu tun.«
    »Vielleicht ist das gerade die Falle.«
    Etwas knallte gegen den Boden der Barkasse.
    »Ah I« schrie Ayn. »Ein Kopf!«
    »Was?«
    »Ein abgetrennter Kopf! Da!«
    Körperteile schaukelten im Kielwasser des flachen Bootes. »Androidenteile«, sagte Joan, als sie die Kabel ausmachte, die aus einer abgerissenen Gliedmaße hingen. Zwei der gestohlenen Barkassen tauchten aus der Dunkelheit vor ihnen auf. Sie waren entweder zusammengestoßen oder gegeneinander geschleudert worden; die eine lag halb auf der anderen, und bei beiden wiesen die Bodenplatten Risse auf. Auf dem Deck der oberen Barkasse lag ein kopfloser Diener und streckte alle viere von sich.
    »Noch was, um was ich Fatima zu bitten vergessen habe«, sagte Joan, während sie um das Doppelwrack herumsteuerte. »Ein aktualisiertes Bio-Inventar.«
    »Was könnte es nur gewesen sein?«
    »Ein Architeuthisprinceps vielleicht. Oder ein besonders lebhafter Crocodylus niloticus. Obwohls ein verdammt großer gewesen sein müßte, um die Boote derart zurichten zu können. Oder vielleicht... Bolero.«
    »Was?«
    »Hören Sie«, sagte Joan. Da hörte es auch Ayn: Musik, etwas Klassisches, das von irgendwoher durch den Tunnel hallte, von nicht weit her, aber gedämpft, als komme es von unterWasser.
    »Was ist das?« sagte Ayn.
    »Alter Schwimmpartner«, erklärte ihr Joan. Sie hob die Panzerbüchse auf und vergewisserte sich, daß sie geladen war.
    Direkt vor ihnen kam eine Kreuzung; als sie sie erreichten, wurde die Musik lauter. Joan schaute in den linken Tunnel und sah eine Rückenflosse, die die Wasseroberfläche zerteilte. Sie feuerte eine Granate darauf ab und gab der Barkasse volle Kraft. Die Explosion bereicherte Ravels Marsch um einen zusätzlichen Paukenschlag.
    Bis zu diesem Augenblick war Joan ohne Lichter gefahren und hatte sich ausschließlich auf die Leuchtkraft von Ayns Lampe verlassen. Jetzt schaltete sie sämtliche Scheinwerfer an und versuchte gleichzeitig, noch mehr Geschwindigkeit aus dem Motor herauszuholen.
    Meisterbraus Finne tauchte im Kielwasser der Barkasse auf. Sie sah nicht so aus, als ob die Explosion sehr viel bewirkt hätte. Joan lud die Büchse nach. Selbst mit bis zum Anschlag durchgedrücktem Gashebel war das Boot zu langsam, also wartete Joan darauf, daß der Hai herankam. Als der Carcharodon nur noch wenige Meter vom Heck der Barkasse entfernt war, hob er die Schnauze aus dem Wasser. Joan drückte ab; die Granate explodierte über Meisterbraus Kopf und besprühte seinen Rücken in voller Länge mit Splittern.
    Ohne irgendwelchen Schaden anzurichten.
    »Gottverdammtes panzerhäutiges Mutantenviech ...« sagte Joan.
    Der Schlag fühlte sich so an, als habe man ihr zwei Klapperschlangen durch die Fußsohlen geschossen. Als Joan wieder zu sich kam, hing ihr Kopf über die Bordwand, und der Gestank der Abwässer stieg ihr in die Nase. Sie öffnete die Augen und sah, wie Meisterbrau, mit einem braunen Aal umwickelt, der blaue Finger von elektrischem Strom um sich verspritzte, senkrecht aus dem Wasser schoß. Carcharodon und Aal knallten gegen die Decke des Tunnels und platschten dann wieder in die Brühe, quirlten sie, verbissen kämpfend, durch. Die Barkasse, deren Gashebel noch immer auf Maximum arretiert war, ließ sie rasch hinter sich zurück.
    »Was ...« Ayns Gestalt verschwamm in der Lampe wie eine Spiegelung auf einem windgekräuselten Weiher; sie mußte all ihre Kraft aufbringen, um sich wieder zu sammeln. »Was ... war das?«
    »Ein Electrophorus eleclricus«, sagte Joan. Sie setzte sich auf; alle ihre Gelenke waren zerbrochenes

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