G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
genügte, um Zuschauer anzulocken und sie zugleich in respektvollem Abstand zu halten.
Während Kite sich durch die Menge der Gaffenden drängte, fuhr ein Streifenwagen vor. Ein Neger in Blau stieg hinten aus. Er hatte ein pausbäckiges Gesicht mit Grübchen, in dem ein Hauch Abgebrühtheit mit der Niedlichkeit eines Teddybären gepaart war; seine Plakette wies ihn als Powell 617 aus. Die Zuschauerjubelten, begierig, etwas Action mitzubekommen. Powell erwiderte ihren Willkommensschrei mit einem Arbeiterkampfgruß: »Solidarität, Mann!« Der Fahrer des Streifenwagens zeigte auf Maxwell und sagte: »Schnapp ihn dir, Junge!«
Schlecht. Kite wußte, wie Maxwell auf Neger reagierte. Aber als sie sah, wie er rittlings auf dem Steinlöwen saß, kam ihr eine Idee.
Powell 617 setzte eine Miene grimmigen Mitgefühls auf, während er auf Maxwell zuging. »Immer mit der Ruhe, Bruder«, empfahl er. »Ich weiß, das Leben kann manchmal ein richtiger Scheißhaufen sein, aber Gewalt ist keine Lösung. « Er hielt die Hände in einer »Bleib-cool«-Geste offen vor sich erhoben; in der Mitte beider Handteller befand sich eine fleischfarbene Metallscheibe, die nichttödliche Stromstöße verabreichte. Powell 617 war ein wandelnder Elektroschocker. Er benutzte das Wort »Scheißhaufen« immer und immer wieder, wie eine lindernde Salbe für Maxwells Aggressivität, obwohl Maxwell ihn erst zur Kenntnis nahm, als er fast auf Festnahmedistanz herangekommen war.
»Laß mich die Farbe deiner Augen sehenl« sagte Maxwell plötzlich und schaltete das Elektrische Tranchiermesser auf volle Leistung.
»Ruhig, Bru -«
Die Menge teilte sich und bildete eine Gasse, durch die ein Rotschimmelwallach mit den Kennzeichen der New Yorker Verkehrspolizei galoppierte. Die einarmige Reiterin gab sich alle Mühe, ihre Attacke mit einem Original Rebellenkampfschrei zu würzen, aber sie hatte nur kurze Zeit bei den Konföderierten gedient und war außerdem seit sechzehn Jahrzehnten aus der Übung. Sie ritt geradewegs auf den Elektro-Polizisten zu und trieb ihn zurück; die eingebauten Verhaltensinhibitoren hinderten Powell 617 daran, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer Beschädigung des Pferdes, das städtisches Eigentum war, hätten führen können. Er fuchtelte hilflos mit den Armen herum.
»Was ist das? «krächzte Maxwell. » Kavallerie? Wo zum Teufel ist mein Panzer?«
Kite, die keine Zeit zu verlieren hatte (der nicht mehr berittene Verkehrsbulle war ihr, wutschnaubend, dicht auf den Fersen), zog einen altertümlichen Colt unter ihrem Mantel hervor. Ein einziger Schuß, und die Klinge des Tranchiermessers zerbrach klirrend. Das schien Maxwell wieder zur Besinnung zu bringen.
»Kite!« sagte er. »Was treibst du denn hier?«
Sie bellte ihn an: »Schaff deinen Arsch auf diesen Gaul, Maxwell! Mach schon!«
Maxwell stieg auf den Kopf des Steinlöwen und schwang sich von dort auf den Wallach, was in Anbetracht der Steifheit seines Elektro-Beins und der noch immer nicht vollständig abgeklungenen Lähmung seines Arms keine geringe Leistung darstellte. Die Zuschauer spendeten begeisterten Beifall; als der Fahrer des Streifenwagens Anstalten machte auszusteigen, um Powell zu helfen, hielten zwei Frauen mit Schutzhelm, selbst ehemalige Armeeangehörige, die Autotür zu. Powell 617 fuchtelte weiter mit den Armen herum.
»Stopp!« schrie er. »Lassen Sie die Waffe fallen, geben Sie das Pferd frei! Sie haben noch immer die Chance, zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft zu werden. Wir haben engagierte Psychologen, die Ihnen helfen können!«
Kite warf einen Blick über die Schulter. Der Verkehrsbulle pflügte sich durch die Menge und kam rasch näher; er hatte Schlagstock und Dienstrevolver gezogen. »Keine Zeit für Psychologie heute«, sagte Kite und ließ die Zügel gegen den Hals des Pferdes klatschen. Powell 617 sah sich gezwungen, den Weg freizugeben.
»Ein derartiges Verhalten zersetzt das gesamte Gemeinwesen«, warnte Powell. »Aber letzten Endes schaden Sie am meisten sich selbst. Verbrechen zahlt sich nicht aus.«
Maxwell warf Powell den Griff des Elektrischen Tranchiermessers vor die Füße.
»Einen schönen Tag noch, Scheißhaufen«, sagte er.
Der Stamm mit den grünen Augen
Seraphina Dufresnes kostbarster Besitz war ein tragbarer Kazen-stein-Wissensspeicher, ein brotbüchsengroßer Brocken elektronisches Gedächtnis mit einer Speicherkapazität von umgerechnet mehreren Bibliotheken. Sein widerstandsfähiges Gehäuse
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