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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Zigarette an, beugte sich vor und sagte: »Erzähl mir alles darüber, meine Liebe.«

5
    Auch mit dem Geld ist es heutzutage ein ganz anderes Problem als in den sechziger Jahren. Ökonomie ist heute eine wichtige Sache; wir brauchten uns damals nicht groß damit abzugeben. Es gab einen unglaublichen Wohlstand in den Sechzigern, und wenn man sich mit 40 Dollar die Woche durchschlagen mußte, war's auch okay. Alle haben zusammengelegt, man kam bei irgendwem unter, und die Sache war erledigt...
    Abbie Hoffman in der Rutgers University, 1988
1969: Der sonderbare Einsatz des »Anium Otters«
    A ußer der Anarchie, des Hochverrats und der Gemeinheit auf hoher See war Philo Dufresne von manchen auch des Antikapitalismus bezichtigt worden. Während es nun aber zutraf, daß er die vielen Auswüchse des Kapitalismus, wie halbstündige, als redaktionelle Beiträge getarnte Werbespots, von Herzen verabscheute, hatte er durchaus nichts gegen Privateigentum oder Profitstreben als solches. Selbst radikale Umweltschützer erwarteten schließlich, für ihre Bemühungen bezahlt zu werden; selbst jenes Häuflein Tugendhafter, das die erforderlichen Mittel und Ideale besaß, um auf materielle Entlohnung zu verzichten, profitierte letztlich vom Gefühl, seine Sache gut erledigt, eine heilige Mission erfüllt zu haben. Und seelisches Kapital war und blieb Kapital, auch wenn es keine Renditen abwarf.
    Und dann war da ja noch die »Yabba-Dabba-Doo«. Nicht nur ihre Unterhaltung, die mehr harte Währung erforderte, als ein Kommunist selbst in seinen kühnsten Träumen je hätte hoffen können aufzubringen, sondern ihre ganze Entstehungsgeschichte: denn so gern Morris Kazenstein auch behauptete, er habe das Unterseeboot vom ersten bis zum letzten Bolzen selbst konstruiert, verdankte die »Yabba-Dabba-Doo« ihre Existenz einem der kostspieligsten dummen Streiche des zwanzigsten Jahrhunderts. Einem kapitalistischen dummen Streich.
    Howard Hughes hatte sich die Sache während der paranoiden Abbauphase seiner Sterbejahre ausgedacht. Nachdem er einen Dokumentarfilm über Kryptozoologie gesehen hatte, die Wissenschaft von Tieren, die an Orten auftauchen, an denen sie eigentlich nichts zu suchen haben, schmiedete Hughes den Plan, klammheimlich eine Herde Känguruhs von Australien in die Badlands von South Dakota zu verpflanzen. Irgendwie gelangte er zu der Uberzeugung (wobei der jahrelange Kodeinmißbrauch auf die eine oder andere Weise mitgewirkt haben mochte), das Auftauchen von Känguruhs am Stadtrand von Rapid City müsse einen »internationalen kryptozoologischen Zwischenfall« auslösen, dessen Aufklärung die US-Regierung Millionen von Steuergeldern kosten würde, was zu einer Überbeanspruchung der Staatskasse und damit einhergehend zu drastischen Gehaltskürzungen in der Bundessteuerbehörde führen würde. Hughes haßte Steuern, und der Gedanke an Finanzbeamte, denen wegen einer Handvoll Beuteltiere das Weihnachtsgeld gestrichen wurde, machte ihn vergnügter als ein Eimer Hustensaft.
    Im Frühjahr 1968 rief Hughes Melvin Dummar an (einen freundlichen Tankwart aus Utah, der ihn einmal mitgenommen hatte, als er durch die Wüste getrampt war) und eröffnete ihm seinen Plan. Dummar fand auch, das sei ein genialer Einfall, meinte allerdings, die Sache erinnere ihn an einen Roman -den er zwar nicht direkt gelesen, von dem er aber gehört habe -, in dem mormonische Kanalarbeiter unter den Straßen von Salt Lake City gegen Albino-Alligatoren kämpften. »Ein Roman?« fragte Hughes und gelangte mit wenigen opiatbeflügelten Gedankensprüngen zu dem Schluß, die Feds seien ihm irgendwie auf die Schliche gekommen, hätten seine Absichten durchschaut und prompt in Buchform veröffentlicht, um ihm ihr Wissen hämisch unter die Nase zu reiben. Er fragte Dummar, wie der Verfasser des Buches hieß, und Dummar sagte es ihm, so ungefähr.
    Sofort warf Hughes im fernen Vegas, im Desert Inn Hotel, Konstruktionspläne für ein gigantisches Frachtunterseeboot aufs Papier und beauftragte eine Detroiter Werft, ihm das Gefährt zu bauen. Der Druckkörper des Bootes sollte aus einer Mischung aus Titan und Germanium bestehen, einer ultraharten Legierung, die schlicht unter der Bezeichnung »Anium« patentiert worden war - daher auch der Name des Bootes. Am 30. November 1969 wurde der »Anium Otter« - mit einer Ladung Känguruhs im Bauch und Hughes in der Kommandozen-trale - im Eriesee zu Wasser gelassen.
    In der Nacht des 8. Dezember (das U-Boot ungesehen durch

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