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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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auch keine staatlichen Subventionen oder protelctionistischen Maßnahmen zur Stützung konkursgefährdeter Unternehmen. Die Aufgabe der Regierung erschöpft sich darin, Vertragsstreitigkeiten zu schlichten und das Land vor möglichen Invasionen zu schützen; und da es keinerlei äußere Einmischung gibt, sind Erfolg und Mißerfolg, beim einzelnen wie bei Unternehmen, ausschließlich leistungsabhängig-«
    »Überleben des Tüchtigsten.«
    »Triumph des Tüchtigsten, der zur besten aller möglichen Welten führt. Glaubte Ayn Rand jedenfalls. Befreie den Geist durch uneingeschränkten Wettbewerb, dachte sie, lehre die Menschen, auf ihre jeweiligen Talente und Fähigkeiten - und ihren mühsam erworbenen Reichtum - stolz zu sein, und dem Fortschritt sind keine Grenzen gesetzt.«
    »Hmm«, sagte Kite. »Das ist keine übermäßig originelle Idee.«
    »Sicher«, sagte Joan, »die Idee als solche ist nicht neu, aber die Konsequenz, mit der Ayn Rand sie zu Ende gedacht hat, war wahrscheinlich schon einmalig. Sie war eine russische Jüdin, die Tochter eines Ladenbesitzers, und als die Bolschewiken an die Macht kamen, verlor ihre Familie alles; wäre sie nicht nach Amerika geflohen, besteht durchaus die Möglichkeit, daß sie in einem Massengrab oder im Archipel Gulag geendet hätte. Und so neigte sie zu einem verständlichen Fanatismus, wenn es um die Rechte des einzelnen ging - besonders um das Recht auf Privatbesitz. Aber ihre Philosophie umfaßt weit mehr als nur Recht und Wirtschaft. Die objektivistische Ethik macht auch Aussagen zur Psychologie, zur Kunst, zur Literaturtheorie, zur Sexualität, sogar zum Zigarettenrauchen... Es ist eine zwanghaft detaillierte Weltanschauung.«
    »Zigarettenrauchen?«
    Joan nickte. »Die Zigarette symbolisiert den Sieg der menschlichen Vernunft über die bewußtlosen Kräfte der Natur: das gezähmte Feuer, handhabbar und zuhanden. Die Zigarette ist aber auch ein Genußmittel, ein Luxusgut, ein Produkt der kapitalistischen freien Marktwirtschaft. Für einen Objektivisten ist das Anstecken einer Kippe also ein sakraler Akt, wie das heilige Abendmahl für einen Christen.«
    »Ich verstehe.«
    »Nein«, sagte Joan lachend, »du verstehst nicht, nicht solange du nicht Atlas wirft die Welt ab gelesen hast. Der elfhundert Seiten lange Kampf des unterdrückten Unternehmers gegen das kollektive Böse, das der Staat darstellt. Ist eigentlich eine ziemlich spannende Geschichte. Bekloppt, aber spannend.«
    »Und dieser Typ, dieser Teaneck, war ein Rand-Verehrer?«
    »Und wie. Sie ist in der Raubritterszene noch immer sehr angesagt. Sogar Harry hat ihren Namen gelegentlich fallenlassen, auch wenn er noch nie ein Buch von ihr aufgeschlagen hat. Teaneck besaß eine sehr zerlesene Taschenbuch-Gesamtausgabe der Werke von Ayn Rand.«
    »Er ist mit einem Taschenbuch totgeprügelt worden?«
    »Nein, die Mordwaffe war eine signierte Erstausgabe, die er sich hatte neu binden lassen, in vierundzwanzigkarätigem Gold. Er bewahrte sie in einer Vitrine auf, wo seine Gäste sie bewundern konnten.« Joan zeigte auf ein Tatortfoto, auf dem eine nackte Leiche auf dem Fußboden eines luxuriös eingerichteten Badezimmers alle viere von sich streckte. Das goldblechgebundene Exemplar von Atlas wirfi die Welt ab lag aufgeschlagen auf Amberson Teanecks Gesicht, als sei er beim Lesen eingeschlafen ... aber der dunkle Fleck, der unter dem Buch hervorsickerte, zeigte einwandfrei, daß er so bald nicht wieder aufwachen würde. Mit der rechten Hand hielt Teaneck eine Pistole mit gesprungenem Kolben umklammert.
    »Hat er keinen Schuß abgegeben?« fragte Kite.
    »Er konnte gar keinen Schuß abgeben«, sagte Joan. »Das ist gar keine richtige Waffe. Er hatte eine echte, aber jemand hat sie weggenommen und an deren Stelle eine Nachbildung hingelegt, eine ohne Patronen und mit ungebohrtem Lauf.«
    »Na schön«, sagte Kite, »fangen wir ganz von vorn an. Du sagst, dieser Mann war so ne Art Investment-Guerillero, der sich seinen Lebensunterhalt durch die Übernahme von Firmen verdiente ...«
    »Naja, er organisierte Unternehmensübernahmen, für die er anderer Leute Geld benutzte und selbst fette Provisionen absahnte. Die normale Verfahrensweise dabei ist ein Aufkauf der Aktien, wobei das Aktivvermögen des Zielunternehmens als Sicherheit eingesetzt wird. Nun ist Gant Industries zwar ein Privatunternehmen, kann also auf diese Weise nicht aufgekauft werden, aber Teaneck hätte es noch immer dadurch einsacken können, daß er die

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