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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Gedanken, vielleicht doch noch mitzuspielen, Joan? Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, er sieht gut aus und alles, aber...« Lexa tippte mit dem Finger auf ein Kästchen, das Gant angekreuzt hatte und neben dem Strikt Hetero stand (daneben hatte er ein Sternchen gemalt und den Zusatz geschrieben: »Außer es gibt irgendwelche Sonderzulagen - H. G.«). »Ich hab schon alle Heteros, die ich brauche, und ich kann's mir nicht leisten, Schwulenzulagen zu zahlen. Wenn er irgendwas ganz Besonderes wäre, könnte ich ihm ja extra eine Rolle auf den Leib schreiben, aber einfach nur weißes Muskelfleisch ... das ist schon zu Tode geritten worden.«
    »Und du würdest es bestimmt nicht in Betracht ziehen, deine künstlerischen Grundsätze ein bißchen zu vergewaltigen?«
    »Nein, aber ich will dir sagen, was ich tun werde. Wenn er es schafft, fünf Tage am Stück wach zu bleiben, kenne ich ein Schlafforschungslabor am MIT, das ihm dafür sechshundert Dollar zahlt. Ich könnte dir einfach die Nummer des Labors geben, und du gibst sie ihm, mit herzlichen Grüßen von mir.«
    »Wir werden immer Freundinnen sein, Lexa«, sagte Joan, und eine Stunde später saß sie im »Wursthaus« vor Steaks und Eiern, während ein jetzt völlig angezogener Harry Gant ihr von seiner Erfindung erzählte. Er sprach mit einer Selbstsicherheit, um die ihn sogar Lexa beneidet hätte; aber während Lexa ihre Inspiration mit harter Arbeit und einer perfektionistischen Liebe zum Detail unterfütterte, verließ sich Harry fast ausschließlich auf die Kraft der schieren Begeisterung. Das einzige, was zählte, schien er zu meinen, war, daß die Grundidee stimmte: Das vorausgesetzt, würden sich alle praktischen Aspekte des Vorhabens mehr oder weniger von selbst erledigen. Joan hatte so ihre Zweifel hinsichtlich der Richtigkeit dieser Einstellung, setzte ihm aber diesbezüglich nicht allzusehr zu. Momentan hatte sie andere Dinge im Kopf.
    »Die Idee ist mir durch diese neuen vollautomatischen Bank-
    Schalter gekommen«, erklärte ihr Gant. »Diese Apparate, die mit dem Kunden in zwölf verschiedenen Sprachen reden können. Videorecorder werden von Jahr zu Jahr technisch ausgefeilter, können für immer mehr Funktionen programmiert werden. Also hab ich mir gedacht, wie wär's mit einem Videorecorder, der den Benutzer durch die ganze Prozedur führt? Und nicht bloß in verschiedenen Sprachen, sondern mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Nehmen wir an, du willst um zwölf ein Footballspiel aufnehmen und um vier eine Talkshow, du willst, daß der Recorder dazwischen eine andere Kassette einlegt, und du willst alle Werbespots raushaben. Du greifst dir einfach die Fernsteuerung, die wie ein Handy aussieht, und sagst: »Hey, Jimmy Dean<, und die Stimme von James Dean meldet sich und sagt dir Schritt für Schritt, was du tun mußt; der Recorder könnte sogar seine eigenen Tasten für dich drücken - wenn du nicht grad in Handarbeitsstimmung bist -, also bräuchtest du nichts anderes zu tun, als die Kassette zu wechseln, wenn Jimmy dir sagt, daß es Zeit dafür ist. Und wenn du James Dean nicht magst, könntest du statt dessen Mae West haben oder Arnold Schwarzenegger. Oder, oder - das ist gut -, wenn du auf afroamerikanische Musik stehst, könntest du die Anweisungen vor-gerappt kriegen.«
    »Klingt prima«, sagte Joan. »Hast du das alles schon zu Papier gebracht?«
    »Papier?« sagte Gant. »Du meinst, so, Konstruktionspläne? Nein. Ich hab keine Ahnung von Elektronik.«
    »Ja, aber dann Moment mal. Wie kannst du dir etwas patentieren lassen, ohne Konstruktionspläne vorzulegen? Woher weißt du, ob's überhaupt möglich ist, so ein Ding zu bauen?«
    »Ach Scheiße, natürlich ist es möglich. Weiß doch jeder, daß die Technologie längst da ist - Stimmerkennung, der ganze Quatsch, hört man jeden Tag -, aber der eigentliche Witz ist, sich neue Anwendungsmöglichkeiten auszudenken, klasse neue Kombinationen. Was die eigentlichen Schaltpläne angeht, ich hab da einen ehemaligen High-School-Kumpel, der jetzt unten in Atlanta ist, Christian Gomez, und der hilft mir bei der technischen Seite der Angelegenheit. Kein Problem.«
    »Kein Problem.« Joan lächelte - anders, als sie für Lexa gelächelt hatte. »Und das Ganze ist rechtzeitig zu Weihnachten in den Kaufhäusern?«
    »Weihnachten 02, vielleicht. Und noch ne andere Sache, vielleicht können Christian und ich noch einen Hologrammprojektor einbauen, so daß James Dean nicht nur aus dem Recorder

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