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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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ganz schön laut«, sagte sie.
    »Wirst du eines Tages auch sein«, versicherte ihr Lexa. »Du hast meine Stimmbänder geerbt.« Sie gab Ellen einen Begrüßungskuß und schaffte es, ohne ihren Kaffee zu verschütten, sich gleichfalls in die Badewanne zu quetschen, die für einen großen und stabil gebauten Leuchtturmwärter gegossen worden war. »Was gibt's aus D. C. zu berichten?«
    »Monotonie«, sagte Ellen. Sie griff sich einen Schwamm und fing an, Lexas Rücken einzuseifen. »Falls du meinen solltest, die demokratischen Präsidentschaftskandidaten seien einer wie der andere, wart, bis du die Wahlreden der Republikaner gelesen hast. Die bislang einzige interessante Meldung betrifft Senatorin Young, und die hat nichts mit ihrem Programm zu tun. Die FBI-Uberprüfung hat drei zusätzliche Ehemänner zutage gefördert, von denen sie niemandem was erzählt hatte. CNN bringt heute nachmittag die Story, aber die Senatorin wollte dir ein Interview für den nächsten Call anbieten. Sie hat wohl irgendwo läuten hören, daß du Verständnis für ihre Situation haben könntest.«
    »Hmm«, sagte Lexa. »Wie würde das eigentlich protokollmäßig geregelt, wenn sie gewählt werden sollte? Sind die dann alle Prinzgemahl, oder muß sie eine Rangordnung unter ihnen festlegen?«
    »Ich könnte mir vorstellen, sie schlägt eine Rangordnung vor«, sagte Ellen, »und dann lädt der Senat jeden von ihnen zu einer öffentlichen Anhörung vor und stimmt anschließend darüber ab, ob der Vorschlag angenommen wird oder nicht.«
    »Hearings über eheliche Rangordnungsfragen im Präsidentinnenharem. Na, das wäre eine Story, die man wirklich bringen könnte.«
    »Klar, in einem anderen Jahrhundert vielleicht.« Ellen lachte. »Und was macht Seraphina heute morgen? Ist sie letzte Nacht nicht mit rausgekommen?«
    »Sie macht, was der Geist ihr eingibt «, sagte Rabi.
    »Ah so «, sagte Ellen. Sie schrubbte Lexa den Rücken. »Noch mehr unbezahlbare Kunstwerke?«
    »Nein«, sagte Lexa. »Mikrochips. Irgendwann letzten Monat hat Morris eine Geheimdatei aufgetan, ein Regierungsprojekt über Künstliche Intelligenz, und da hat er beschlossen, daß er was von abhaben wollte. Also hat er ein bißchen im Netz herumgespielt uncl eine gefälschte Sonderbestellung abgeschickt, daß ein Prototyp der Hardware in die Grand Central Station geliefert werden soll. Offenbar hat das FBI dort einen toten Briefkasten für Under-Undercoveragenten. Morris und Seraphina und Neunundzwanzig-Wörter holen die Chips heute vormittag ab.«
    »Monis macht einen auf Fed?«
    »Auf Inlandsaufklärungsaußendienstler.« Lexa legte den Kopf in den Nacken, damit Ellen sie unter dem Kinn einseifte. »Ich hab so eine Ahnung, daß wir in den Nachrichten was darüber hören werden.«
Morris bekommt seine Post, während Maxwell eine Witterung bekommt
    Der Mann, der die Grand Central Station betrat, sah aus wie ein wahnsinniger Rabbi, der Pancho Villas Kleiderschrank ausgeplündert und dann zur Sicherheit noch eine Stadtstreicherin ausgeraubt hatte. Die Verkleidung war so durchschaubar und so auffällig - er trug praktisch das Warnschild Achtung! Volltrottel-Ter~ rorist! um den Hals -, daß die FBI-Agenten, die ihm auflauerten, anfangs ihren Augen nicht trauten. Nach dem ersten Schock schmunzelten sie. Das war ein Fehler.
    Die große Bahnhofshalle war von Sonnenstrahlen vergoldet, importierten, aber echten Sonnenstrahlen: hereingepipelined mittels einer Batterie von Periskopen, die ein paar hundert Meter über das Dach des Bahnhofs in die Höhe ragten. Die Periskope richteten sich den ganzen Tag lang automatisch nach dem Stand der Sonne aus und schleusten in die düstere Halle gestohlene Lichtstrahlen hinab, die sich dort unter einer umgedrehten riesigen blauen Schüssel anmutig schnitten und kreuzten. Nachts ruhten sich die Periskope aus, und die Schüssel füllte sich mit Silberkörnchen, holographischen Sternbildern, die an einer magnetisch aufgezeichneten Himmelskuppel funkelten. Diese und weitere Spielchen hatten Plarry Gant ein Vermögen gekostet, aber wie immer hatte ihn der Preis nicht annähernd sosehr interessiert wie die »Klasseheit« des Resultates. Wie viele zu spät geborene New Yorker hatte es Gant immer bedauert, die Glanzzeit der Grand Central nicht mehr miterlebt zu haben, und der Erfolg des Transrapid war für ihn Ausrede genug gewesen, eine vollständige Renovierung des heruntergekommenen Bahnhofs in Angriff zu nehmen. Die unterhaltsamen Teile des

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