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Gast im Weltraum

Gast im Weltraum

Titel: Gast im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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mathematischen Visionen. Es sind Gedanken über analytische Systeme, die von den uns bekannten Systemen unabhängig sind, die irgendwo im Dunkel schweben und darauf warten, entdeckt zu werden… Gewiß werden viele von ihnen durch systematisch arbeitende Forscher entdeckt, die nicht einmal ahnen werden, daß vor ihnen ein einzelner Mensch, wenn auch nur für Sekunden, die unbekannten Ufer betreten hat. Übrigens gebar sein Geist auch einige Monstren. Er vermag die Spreu nicht vom Weizen zu sondern.“    5 „So ist alles unnütz“, sagte ich leise.
    „Nein!“ antwortete Goobar etwas lauter. „Er brachte mich auf eine Spur, die ich bereits verlassen hatte. Ich nahm sie wieder auf, denn sie ist sehr verlockend. Sein Geistesblitz enthüllte für den Bruchteil einer Sekunde ein phantastisches Bild. Mehr vermochte er nicht…“
    Wieder herrschte Schweigen zwischen uns, das Goobar nach einigen Minuten unterbrach. „Er hat dann noch vielerlei begonnen. Das, was ich erwähnte, liegt an die zwölf Jahre oder länger zurück.“
    „Soviel ich weiß, ist er erst vor kurzer Zeit Pilot geworden“, sagte ich. „Vielleicht hat er in diesem Beruf gefunden, was er suchte.“
    „Du irrst dich wieder“, erwiderte Goobar mit einem leichten Lächeln, als belustige ihn mein Mangel an Scharfsinn. „Er hat all die Jahre hindurch immer das gleiche getan, alles steht im Zusammenhang mit dem Problem, das er aufgegriffen hat.“
    „Und das ist?“
    „Das Kreisen in dunklen Strömen. So nannte er es. Er hatte stets eine besondere Terminologie. Es handelt sich um transgalaktische Reisen.“ Goobar wandte mir plötzlich das Gesicht zu. „Durch seine Spannweite – verstehst du, Doktor? –, durch seine Spannweite schlägt mich Ameta. Das ist so real wie dieser Stein.“
    „Als Mathematiker?“
    „Nein, als Mensch,“
    Dieses unerwartete Bekenntnis erschütterte mich. Goobar sprach leise, wie zu sich selbst, weiter:, Ja, so sonderbar ist das zwischen uns verteilt…“Dann fügte er mit veränderter Stimme hinzu: „Ich habe ihn lange nicht mehr getroffen und danke dir, Doktor, daß du mich an ihn erinnert hast.“
    Er blickte in das Dunkel, in dem gleichförmig, dumpf die Wellen brausten. Schließlich ergriff er meinen Arm und sagte kurz: „Gehen wir.“
    Wir betraten den Saal. Der Lärm hatte sich gelegt. Die meisten Festteilnehmer hatten es sich in den Sesseln bequem gemacht, die größte Gruppe war um einen der Tische unter der Palme versammelt. Das Bild auf der Glasplatte über dem Eingang leuchtete nur noch schwach, aber die goldbraunen Körper der beiden, in ungewisse Fernen schreitenden Menschen hoben sich noch immer deutlich ab. Die phantastischen Insekten in den riesigen Vitrinen waren wie mit einem feinen, grauen Schleier überzogen. Vielleicht hatte man absichtlich das Licht gedämpft. Dafür strahlten ganze Reihen von Kristallampen, deren sanftes Licht sich in den blitzenden Rüstungen der zahlreichen Automaten spiegelte. Jeden Augenblick tauchte einer von ihnen in dem Gedränge unter, schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und glitt unbeirrbar dorthin, wo er verlangt wurde. Leises Gläserklingen und das Gewirr der Stimmen in den einzelnen Gruppen füllte den Raum. Ich strebte mit Goobar der Saalmitte zu. Überall, wo wir vorbeikamen, grüßte uns ein herzliches Lächeln, durch Gesten und Zurufe von allen Tischen wurden wir eingeladen, Platz zu nehmen. Goobar blieb unschlüssig unter der Palme stehen; er wußte nicht, welcher Einladung er Folge leisten sollte. Auch für mich, seinen Begleiter, fiel ein wenig von der allgemeinen Sympathie und Hochachtung ab, obgleich ich sie durch nichts verdient hatte.
    „Wir werden uns wohl trennen müssen. Ich schlage vor, du gehst dort hinüber, und ich setze mich da hin“, sagte Goobar.
    „Ich bin ein sehr schlechter Ersatz für Goobar“, erwiderte ich verlegen.
    Einige, die in der Nähe saßen, hörten meine Worte und lachten. Da winkte mir Nils Yrjöla mit beiden Händen, an den Tisch zu kommen, der von einer Mauer junger Leute umgeben war.
    Unter den jungen Leuten waren einige ältere, zum Beispiel drei athletische Mechanoeuristiker und der Leiter des Kollektivs, Tembhara, der sie alle überragte. Einige hockten auf den Armlehnen der Sessel, andere umstanden, auf die Schultern der Sitzenden gestützt, im Kreis den Tisch. Als ich zu ihnen trat, war gerade eine lebhafte Unterhaltung im Gang.
    „Weshalb kann man nun eigentlich die Automaten bei einer Landung auf

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