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Gast im Weltraum

Gast im Weltraum

Titel: Gast im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Schleuse, schloß die Klappe hinter sich und sagte: „Geh in die Kabine!“
    „Ich warte.“
    Er unterbrach mich scharf: „Geh in die Kabine. Ich komme gleich.“ Sein Ton veranlaßte mich zu tun, was er wünschte.
    Bald darauf erschien er ohne Skaphander in unserem Wohnraum. Er hatte den Raumanzug in der Schleuse gelassen. Er ging auf den Tisch zu, blieb unter der Lampe stehen, hielt die Hand nahe an die Augen, spreizte die Finger und murmelte vor sich hin. Das langsame Vornüberneigen seiner mächtigen Schul tern wirkte erschütternd, unbegreiflich furchtbar.
    „Was fehlt dir denn?“ flüsterte ich.
    Er stützte sich auf die Sessellehne. „Ich sehe nicht gut“, antwortete er tonlos. „Weshalb? Der Meteor…?“
    „Nein. Ich bin gestürzt.“
    „Und?“
    „Ich bin über den zertrümmerten Automaten gestolpert.“
    „Sprich schon!“
    „Ich glaube‚ seine Atomsäule ist zersplittert… weißt du, das Atomherz…“ „Und da bist du hineingefallen?“ schrie ich entsetzt auf.
    Er nickte. „Die Saugnäpfe, weißt du… die magnetischen Saugnäpfe an den Schuhsohlen blieben an dem Eisenzeug haften. Ich konnte mich nicht rasch genug befreien…“
    Mit einemmal war ich ganz ruhig und beherrscht. Es war die eisige Kälte jähen Erschreckens, die das Denken sekundenlang erstarren läßt. Gleich darauf vermochte ich wieder klarer zu überlegen. Ich mußte sofort handeln. Der Meteor hatte den Automaten so gründlich zerstört, daß sogar sein Atomherz, ein Behälter mit dem radioaktiven Element, zersplittert war. Zorin war mit dem ganzen Körper auf diese Bruchstücke gefallen, die gewaltige, lebensgefährliche Strahlungsenergien entwickelten.
    „Was fühlst du?“ fragte ich und ging auf ihn zu.
    „Komm mir nicht nahe“, fuhr er mich an und wich einen Schritt zurück. „Ich bringe dich in Lebensgefahr. Lege den Schutzpanzer an.“
    Ich lief in den Nebenraum und zog die schwere Metallkleidung an. Meine Hände zitterten so sehr, daß ich sie nicht schließen konnte. Wie ich ging und stand, kehrte ich zu Zorin zurück. Ich bin Arzt und mußte helfen! Als ich den Wohnraum betrat, lag er halb im Sessel.
    „Was fühlst du?“ wiederholte ich meine Frage.
    „Eigentlich nichts“, sagte er mit unendlich müder Stimme. Dann machte er eine kleine Pause. „Als ich stürzte, sah ich einen violetten Nebel, eine vibrierende Wolke verschleierte die Augen… Dort, bei den Automaten, habe ich gearbeitet wie ein Blinder.“
    „Siehst du mich?“ fragte ich.
    „Wie durch einen Nebel…“
    Ich wußte, was das bedeutete. Die Flüssigkeit in den Augäpfeln fluoreszierte unter dem Einfluß der Strahlung. Der Strahlungsindikator auf dem Tisch tickte warnend. Der ganze Körper Zorins war radioaktiv: Er hatte offenbar eine furchtbare Dosis abbekommen.
    „Hast du Schmerzen?“
    „Nein, nur schwach fühle ich mich… Schlecht ist mir.“
    Ich faßte ihn unter. „Komm, leg dich hin.“
    Er stützte sich schwer auf meine Schultern und ging langsam, Schritt für Schritt, an das Bett und streckte sich aus. Ich deckte ihn zu.
    Als ich unseren Medikamentenvorrat durchsuchte, hörte ich ihn murmeln: „Wie dumm…“
    Später, als ich wieder bei ihm war, sprach er von Signalen, von Automaten, von der Gea. Ich fühlte ihm den Puls. Er hatte hohes Fieber. Ich Dummkopf dachte, er phantasiere, und maß deshalb seinen Worten keine Bedeutung zu. Bald darauf verlor er das Bewußtsein. In den nächsten Stunden untersuchte ich ihn sorgfältig. Es zeigte sich, daß das Knochenmark keine Blutkörperchen mehr erzeugte. Ich hatte im ganzen sechs Ampullen konserviertes Blut und machte sofort eine Transfusion. Sie war wie ein Tropfen auf einen heißen Stein.
    Von meinen Gedanken über die Möglichkeiten, ihn zu retten, war ich so sehr in Anspruch genommen, daß ich das abendliche Gespräch mit der Gea vergaß. Mit Hilfe des Trionengeräts vergrub ich mich in die entsprechenden Fachbücher, suchte nach Beschreibungen von Strahlungslähmungen. Je länger ich las, desto klarer wurde mir, daß Zorin zum Tode verurteilt war. Schließlich sank ich, über den Trionenbildschirm gebeugt, in tiefen Schlaf. Ein metallisches Dröhnen weckte mich. Meteore zersplitterten an dem Panzer. Es war heller Tag. Ich verbrachte meine ganze Zeit bei dem Bewußtlosen. Erst am Abend ging ich in unsere Sendekabine. Der Empfang war so schlecht, daß ich nur verzerrte, undeutliche Wortfetzen auffing.
    Macht nichts, ich rufe die Automaten, dachte ich. Jetzt werden sie ja

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