Gast im Weltraum
sprengen wolle. Der Boden bebte stärker. Da wurde ich hellwach. „Hörst du?“ rief ich in die Dunkelheit.
Ich erhielt keine Antwort, merkte aber, daß Zorin nicht schlief.
Eine Viertelstunde später ging die Sonne auf. Im Nu war die ganze Umgebung vor den Fenstern in grelles Licht getaucht. So weit der Blick reichte, schien die felsige Ebene an zahllosen Stellen zugleich zu explodieren. Kein Ton war zu hören, wir sahen nur weiße Steinfontänen hochspritzen. Der Boden schwankte wie ein Schiff bei schwerem Seegang. Die im Flug unsichtbaren Meteore blitzten nur selten, wenn sie von den Felsen abprallten und sich mit rasender Geschwindigkeit in ungeheuren Sätzen überschlugen, in dem grellen Licht auf. Wir schwiegen. Die Felsen rauschten. Sandgeister sprühten auf und fielen in sich zusammen. Hin und wieder traf ein Steinsplitter klirrend die Stahlwände. Auf einmal war alles ruhig, aber ebenso plötzlich und unerwartet dröhnte es über uns. Die Decke schien zu bersten und herabzustürzen. Ein Felsstück war an der Panzerkuppel unseres Hauses zersplittert.
Drei Stunden später ging die Sonne wieder unter. Die Meteore fielen weiter, wenn auch seltener und nicht mit der gleichen Wucht. Die Masse des Planetoiden war nun zwischen uns und dem Meteorstrom. Die Meteore, die auf die Nachtseite des Asteroiden stürzten, erreichten lediglich die Ge schwindigkeit des freien Falls, die im Vergleich zu der kosmischen gering war.
Wir wußten noch nicht, auf welcher Bahn sich der Meteorschwarm durch den Raum bewegte und wie groß er war. Wir konnten nichts anderes tun als abwarten. Der Tag kam, der Boden zitterte und bebte von neuem, wieder trafen gewaltige Stöße unser Haus. Der Panzer wehrte sie ab, es war, als stöhnte er vor Anstrengung. Die Wände schienen sich unter dem Hagel der furchtbaren Schläge zu biegen und wieder aufzurichten. In der nächsten Nacht wurde der Steinhagel so dicht, daß wir nicht daran denken durften, die schützende Stahlhülle zu verlassen. Aber das war erst der Anfang.
Tag für Tag, Nacht für Nacht, im gespenstischen Licht der glühenden Felsen und in der eisigen Dunkelheit, regnete es tote Gesteinsbrocken. Der Boden zuckte wie ein lebendes Wesen. Das fieberhafte Zittern und Beben teilte sich allen Gegenständen mit, durchdrang unsere Körper. Die Stunden schlichen in dumpfer Stille hin, die von Zeit zu Zeit von einem hallenden Dröhnen unterbrochen wurde. Wir waren Gefangene zwischen Stahlwänden. Das All spie aus seinem schwarzen Abgrund Ströme von Felstrümmern und zerschmetterte sie auf der Oberfläche des Planetoiden. Die Verbindung mit dem Atommeiler und dem Bunker der Automaten war vorläufig nicht unterbrochen. Als in der zweiten Nacht das Bombardement aus dem Weltraum schwächer wurde, forderten wir die Automaten durch Funk auf, an die Arbeit zu gehen. Sie verließen den Bunker. Ungefähr eine Stunde später stürzte einer von ihnen, von einem Meteor zerschmettert. Sein Panzer zersplitterte wie Glas. Die anderen zögerten eine Weile, dann brachen sie die Arbeit ab und kehrten in den Bunker zurück. Die Stromkreise, die bei ihnen unseren Selbsterhaltungstrieb ersetzen, waren in Tätigkeit getreten. Am anderen Morgen sahen wir den zermalmten Automaten. Er lag, von den schwärzlichen Splittern des Felsblocks in den Sand gedrückt, ungefähr dreihundert Meter von unserem Haus entfernt. Wir hofften, daß der Asteroid bald aus dem Zentrum des Meteorschwarms gelangte und daß die höllische Beschießung aufhörte. Deshalb meldeten wir den Gefährten in der Gea noch immer nichts von diesen Ereignissen.
Die Funkstation war im oberen Stockwerk unseres Stahlhauses untergebracht. Jeden Abend hockten wir in dem kleinen Raum und sprachen mit unseren Gefährten. Da wir die Verbindung nur nachts herstellten, wenn weniger Meteore fielen und ein Treffer auf die Kammer kaum zu erwarten war, gelang es uns, den Meteorfall vor unseren Freunden geheimzuhalten. Wir schwiegen vor allem deshalb, weil die Gea nur noch fünf Reisetage von dem weißen Planeten entfernt war und die Aufmerksamkeit der Gefährten sich auf die Probleme der Verständigung mit seinen Bewohnern konzentrieren mußte.
Wir berichteten über unsere Arbeit, erkundigten uns nach ihren Plänen, sprachen über alltägliche Dinge.
Da diese Abendunterhaltungen unmittelbar unter der Panzerdecke stattfanden, hörten wir den kosmischen Staub unablässig über die Kuppel rieseln.
Er bildete rings um unsere Unterkunft einen Wall, der immer
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