Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
Arbeiter gleichzeitig
in Bewegung. Es war ein Schichtwechsel, aber für die Arbeiter, die ihre Schicht
gerade beendeten, würde es keine Ruhe geben. Grimmige Lautsprecherdurchsagen
forderten sie auf, sich Essenskübel aus den ihnen zugewiesenen Kantinen zu
holen und sich dann am Hauptschlagbaum zu versammeln. Dort würden sie in
Arbeitsmannschaften eingeteilt und über den Damm nach Ouranberg geschickt, um
bei den Räumungs-, Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten zu helfen.
»Nichterscheinen
wird mit der Bestrafung aller Mitglieder der Arbeitsmannschaft des betreffenden
Individuums geahndet«, betonte der Lautsprecher immer wieder. Die Stimme, die
ohnehin zu basslastig und verzerrt über den Lautsprecher kam, hatte einen
ausgeprägten, harten Akzent und leierte die Worte herunter, als würden sie nur
abgelesen, ohne verstanden zu werden. »Die Bestrafung erfolgt unverzüglich. Es
werden keine Ausnahmen gemacht. Melden Sie sich in zwanzig Minuten auf dem
Versammlungsplatz vor dem Hauptschlagbaum.«
Die
lange, ausdruckslose Durchsage wurde mehrmals wiederholt, und die Verzögerungen
und Echos in den geräumigen Turbinenhallen verwandelten sie in einen tonlosen
Kanon mehrfacher Überlagerungen.
Niemand
beklagte sich. Niemand traute sich. Die Arbeiter schlurften schweigend durch
die Drahtkäfige der Verbindungswege innerhalb der Fabrik, während andere auf
parallelen Wegen zu ihren Arbeitsplätzen gingen. Die Luft war staubig und roch
verdorben, eine Begleiterscheinung des von der Fabrik erzeugten Ozons und der
Verschmutzung. Gelbes Licht wurde von Lampen unter schützenden Drahtkörben
erzeugt und flackerte unter der Einwirkung der sich drehenden und vom Ruß
schweren Deckenventilatoren.
Blutpakt-Soldaten,
die mit Schockstäben und Synapsenstörern bewaffnet waren, patrouillierten über
den Käfigwegen auf Laufgittern. Einige von ihnen, die nur schwarze Latzhosen
aus Leder und Eisenmasken trugen, hielten mit schweißnassen, muskelbepackten
Armen angeleinte Rudel knurrender Cyber-Mastiffs zurück und riefen den
Nachzüglern Beleidigungen zu. Das waren Scheusale aus Slaiths
Sklaventreibertruppe, einer Spezialeinheit des Blutpakts, die für die
Durchführung und das reibungslose Funktionieren der Besetzung verantwortlich
war. Ihre grausamen, rücksichtslosen Methoden sorgten dafür, dass die
unterworfenen Arbeiter die von Slaith eroberten Industrieanlagen in Gang
hielten. Auf Gigar hatten die Sklaventreiber die gefangenen Einheimischen acht
Wochen lang Tag und Nacht arbeiten lassen und dabei jedes Mal, wenn ein
Arbeiter eine Pause machte oder zusammenbrach, ihre Hunde auf zwanzig Arbeiter
gehetzt. Am Ende dieser acht Wochen hatten die Quellen auf Gigar genug
Prometheum gefördert, um sechzig motorisierte Regimenter des Blutpakts ein Jahr
lang zu versorgen. Und die Hass-Hunde waren fett geworden.
Die
Arbeiter Ouranbergs, die zu wenig Schlaf, Essen und Flüssigkeit bekamen,
befanden sich mittlerweile in einem zombieartigen Zustand. Alle alters- und
geschlechtsbedingten Unterschiede waren verschwunden. Alle trugen Overalls und
zerlumpte Verbände, die steif von grauem Staub waren. Grobe Segeltuchkapuzen
und Schals in einem ähnlichen Grau ließen sie wie Mönche aussehen. Sie waren gebeugt
und unterwürfig.
Ramponierte
Atemmasken und Arbeitshandschuhe baumelten unter den Säumen ihrer Gewandung.
Wunde, schwarz bandagierte Füße hinterließen Blutspuren auf dem staubigen
Boden.
Ornoffs
beharrliche Bombenangriffe mochten Slaiths Truppen geschadet haben, aber sie
verwandelten das Leben der Sklavenarbeiter von einer Hölle auf Erden in etwas
unbeschreiblich viel Schlimmeres. Jede wache Stunde musste mit Reparatur- und
Wiederaufbauarbeit verbracht werden.
Slaith
wusste, dass eine Invasion bevorstand, und er hatte die Absicht, sie
abzuwehren, indem er Ouranberg in eine Festung verwandelte. Man glaubte im
Allgemeinen, die Sklaventreiber würden die spärlichen Essensrationen der
Arbeiter mit Aufputschmitteln versetzen, um sie zu vierundzwanzigstündiger
Aktivität zu zwingen. Viele waren bereits an Krampfanfällen gestorben oder
vollkommen durchgedreht und hatten sich in die Waffen der Blutpakt-Soldaten
gestürzt.
Die
Sirenen blökten wieder. Der Lautsprecher wiederholte seine monotone Durchsage.
Eine Arbeitsmannschaft aus der neunten Etage der Farbrik schlurfte durch den
schmalen Käfiggang zu der Treppe, die zum Versammlungsplatz führte.
Genau
in der Einmündung des Käfiggangs stolperte ein Arbeiter und fiel gegen
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