Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
tanithische Singsang auf der anderen Seite.
Oder auch Haut- und Haarfarbe — die Tanither waren praktisch allesamt
blasshäutig und dunkelhaarig, während die Verghastiten ein gemischter Haufen
waren, wie es für eine Makropole dieser Größe üblich war. Die Waffen der
Verghastiten hatten Metallschäfte und -beschläge, während die Schäfte und
Beschläge der tanithischen Waffen aus robustem Nalholz waren.
Vadim
hielt den größten Unterschied in den Händen: das Regimentsabzeichen. Die
Rekruten aus der Vervunmakropole trugen einen silbernen Grubenhammer, der auf
ihre Heimatwelt hindeutete. Die Tanither trugen einen goldenen, umkränzten
Schädel vor einem einzelnen Dolch mit dem Motto »Für Tanith, für den
Imperator«.
»Was
meinst du damit, ›es wird dich umbringen‹?«, fragte Vadim.
Er
hatte sein Grubenhammer-Abzeichen mit einem Reinigungslappen blank poliert.
»Für zwanzig Uhr ist ein Uniformappell angesetzt.«
»Ich
weiß ... und in den nächsten ein, zwei Tagen gibt es einen Nachtangriff. Etwas,
das so blank ist, wird jedes Lichtfünkchen reflektieren, das darauf fällt.«
»Aber
Kommissar Gaunt erwartet ...«
»Gaunt
erwartet von jedem Mann, dass er kampfbereit ist, wenn wir landen. Dafür ist
der Uniformappell gedacht. Wir müssen uns für den Krieg bereitmachen, nicht für
den Exerzierplatz.«
Milo
warf Vadim seine Mütze zu, und der junge Verghastit fing sie. »Siehst du?«
Vadim
betrachtete das tanithische Regimentsabzeichen. Es war sauber, aber matt wie
Granit und nicht-reflektierend.
»Ein
wenig Tarnfarbe und Spucke. Oder Stiefelwichse. Das nimmt den Glanz.«
»Klar.«
Vadim betrachtete Milos Abzeichen genauer. »Was sind das hier für scharfe
Kanten? Auf beiden Seiten? Als wäre etwas abgebrochen.«
»Ursprünglich
waren drei Dolche hinter dem Schädel. Einer für jedes gegründete Regiment. Das
Erste Tanith, das Zweite Tanith und das Dritte Tanith. Nur das Erste Tanith hat
es geschafft, seine Heimatwelt zu verlassen.«
Vadim
hatte die Geschichte schon ein paarmal aus zweiter Hand gehört, aber noch nie
den Mut aufgebracht, einen Tanither direkt danach zu fragen. Zu Ehren seiner
dem Vorgänger von Kriegsmeister Macaroth erwiesenen Dienste war Gaunt
persönlich der Befehl über die tanithischen Truppen übertragen worden. Das war
an und für sich schon ungewöhnlich — ein Kommissar als Befehlshaber. Kommissare
waren politische Offiziere. Es erklärte auch, warum Gaunts offizieller Rang
Kommissar-Oberst war.
Vor
etwa sechs Jahren waren die Legionen des Erzfeindes am Gründungstag über Tanith
hergefallen. Der Planet war verloren, das war keine Frage gewesen. Gaunt hatte
die Wahl gehabt: bleiben und mit jedem Mann sterben oder mit so vielen Männern
wie möglich fliehen, um den Kampf zu einer anderen Zeit und an einem anderen
Ort fortsetzen zu können. Er hatte die zweite Möglichkeit gewählt und war nur
mit den Männern des Ersten Tanith entkommen. Des Ersten-und-Einzigen Tanith. Gaunts
Geistern.
Viele
Geister hatten Gaunt dafür gehasst, dafür, dass er sie um die Möglichkeit
gebracht hatte, für ihre Heimatwelt zu kämpfen.
Einige,
wie Major Rawne, taten das immer noch. Doch die letzten Jahre hatten die
Weisheit von Gaunts Entscheidung aufgezeigt.
Gaunts
Geister hatten eine Reihe von Siegen auf dem Schlachtfeld errungen, die den
Kreuzzug erheblich vorangebracht hatten. Er hatte mit ihnen Wirkung erzielt,
was ihrer Rettung einen Sinn gab.
Und in
der Vervunmakropole, vielleicht Gaunts gefeiertster Sieg bis jetzt, hatten die
Geister vom frischen Blut profitiert.
Kriegsmeister
Macaroth persönlich hatte den verghastitischen Rekruten — irreguläre
Guerillakämpfer, ehemalige Makropol-Soldaten, Zivilisten, die alles verloren
hatten — als Zeichen der Hochachtung vor der gemeinsamen Verteidigung der
großen Makropole die Möglichkeit zum Beitritt gegeben.
»Wir
haben die seitlichen Dolche des Wappens abgebrochen«, sagte Milo. »Wir
brauchten nur ein Stück ehrliches tanithisches Silber, um uns daran zu
erinnern, wer wir sind.«
Vadim
warf Milo die Mütze wieder zu. Das Quartier war ein verräucherter Dunst voller
Männern, die sich in den Kojen herumwälzten oder an ihrer Ausrüstung bastelten.
Domor und Brostin spielten Königsmord. Nehn spielte mehr schlecht als recht auf
einem kleinen Dudelsack.
»Wie
findest du die Übungen?«, fragte Milo Vadim.
»Diesen
Absprungkram? Kein Problem. Ist eigentlich ziemlich leicht.«
»Findest
du? Wir sind schon ein paarmal mit den
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