Gaunts Geister - Band 1-3
er
auftauchte, begannen sowohl die noch eingesperrten als auch die bereits
befreiten Eisenmänner mit einem langen, jämmerlichen Heulen, das zugleich
menschliches Kreischen und rasches Senden von Maschinencodesequenzen war.
Mit dem Neugeborenen stimmte
etwas nicht. Er war missgebildet, grotesk, verglichen mit der perfekten
anatomischen Symmetrie der anderen Eisenmänner. Er war einen guten Kopf größer,
aber bucklig und geschwärzt, und ein Arm war viel länger als der andere,
wohlgeformt und massiv, der andere hingegen verkümmert und verwachsen. Hörner
sprossen aus seinem überlangen Schädel, und seine Augen leuchteten in einem
toten Gelb. Aus den Augen höhlen leckte Öl wie Eiter. Der Neugeborene schwankte
unstet. Die entblößten Zähne und Kiefer klickten und mahlten idiotisch.
Dorden heulte irgendetwas
davon, dass Gaunt recht gehabt habe, doch der war bereits unterwegs und hörte
nicht zu. Er hechtete aus vollem Lauf durch die Kammer und warf den hustenden
Mkoll zu Boden. Einen Augenblick später fegte der größere Arm des Neugeborenen
dorthin, wo sich Mkoll gerade noch befunden hatte.
Die Atempause war nur kurz.
Gaunt wälzte sich von Mkoll, versuchte ihn aufzurichten und sah dabei, dass der
Neugeborene ihnen mit weiterhin hirnlos mahlenden Kiefern folgte. Hinter ihm
tauchte im stinkenden Dampf der Luke bereits der nächste Neugeborene auf.
Zwei Laserstrahlen trafen den
Neugeborenen und ließen ihn rückwärts taumeln. Caffran versuchte sein Bestes,
aber der matt reflektierende Panzer des Neugeborenen wehrte bis auf die
kinetische Energie der Schüsse alles ab.
Wieder schlug er nach Gaunt und
Mkoll, doch dem Kommissar gelang es, sich und den Späher aus dem Weg zu wälzen.
Die große Metallklaue fegte Funken sprühend über den mit Algorithmen
beschrifteten Boden und ritzte eine Veränderung in die Berechnungen, die
dauerhaft und wahnsinnig war.
Gaunt mühte sich laut fluchend,
Mkoll von dem schwankenden Metallding wegzuziehen. Einen Moment später waren
Dorden und Bragg bei ihm, unterstützten seine Bemühungen und zogen Mkoll hoch.
Der unerwartete Hieb holte
Gaunt von den Beinen. Der Neugeborene hatte ihn mit einem Schlag gestreift und
ihm ein Stück Stoff und Haut aus dem Rücken gerissen. Wie konnte er ...
Gaunt rollte sich ab und
schaute hoch. Der riesige Arm des Neugeborenen war gewachsen und hatte
metallische Greifzangen ausgebildet, an denen noch Kolben und Rollen wuchsen,
da sich die mechanische Struktur veränderte.
Das monströse Ding schlug
wieder nach ihm. Der Kommissar warf sich nach links und dann nach rechts, um
auszuweichen, und die Metallklaue krachte zweimal neben ihm auf den Boden.
Rawne, Larkin und Caffran kamen
hinzu. Caffran versuchte aus der Nähe zu schießen, doch Larkin kam ihm in die
Quere, der vor dem Ding herumhampelte und brüllte, um es abzulenken. Einen
Moment später flog Larkin nach einem Rückhandschlag der Maschine durch die
Kammer.
Rawne hatte keine Zeit gehabt,
seinen Werfer mit einer neuen Dornenpatrone zu laden, also benutzte er ihn als
Axt und schwang die Bajonettklinge so, dass sie gegen den Eisenschädel des
Dings prallte. Kabelsehnen wurden durchtrennt, und der Kopf des Neugeborenen
kippte in eine schiefe Stellung.
Das Maschinenwesen schwang
seinen riesigen Kampfarm herum und schlug Rawne fort. Seine Reichweite betrug
jetzt mindestens fünf Meter. Gaunt hechtete dicht über dem Boden vorwärts und
kam mit Rawnes Werfer in der Hand wieder hoch. Er ließ das Bajonett herabsausen
und trennte das nach vorn hin zunehmend dünner werdende Armglied des Eisenmanns
am zweiten Ellbogen ab.
Dann stieß Gaunt die Waffe dem
Neugeborenen mit der Spitze voran ins Gesicht. Die Klinge löste sich in einer
Explosion aus Öl und einer blutartigen milchigen Flüssigkeit.
Das Ungeheuer kippte kalt und
steif nach hinten, und das Licht in seinen Augen erlosch.
Mittlerweile waren sechs neue
verunstaltete Neugeborene aus der Luke des STK gekrochen. Hinter ihnen hatten
vierzig oder noch mehr Eisenmänner ihre Gitterkäfige gesprengt und stampften
vorwärts. Die anderen rüttelten an ihren Käfigstangen und fingen an zu heulen.
»Los jetzt! Nichts wie weg von
hier!«, brüllte Gaunt.
28
Sie hatten fast vier Stunden
gebraucht, um den Weg hinein zu finden und sich durchzukämpfen. Vier Stunden
vom Boden des Schachts auf dem Hügel bis zu den Türen der Aedicula.
Jetzt hatten sie den
blauäugigen, stampfenden Albträumen aus Metall die Türen vor der
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