Gaunts Geister - Band 1-3
begrüßen, wenn sie erwachen?«
Rawne sah sich um. Die kalten
blauen Blicke schienen ihm ebenfalls durch Mark und Bein zu gehen. Er
schauderte.
»Ich mache mich an die Arbeit«,
sagte er mit jäher Entschlossenheit und rief Mkoll und Caffran mit dem
Sprengstoff zu sich.
Gaunt rief ihm hinterher:
»Diese Dinger sind Ketzerei, Rawne! Ganz schlimme Ketzerei! Und als würde das
allein noch nicht reichen, haben diese Dinger hier auch noch Tausende von
Jahren auf einer vom Chaos vergifteten Welt geschlafen! Will irgendjemand von
uns wirklich herausfinden, wie das ihr Denken verändert hat?«
»Feth«, sagte Dorden. »Sie
meinen, das alles hier könnte vom Chaos verdorben sein?«
»Man müsste der blindeste Narr
der ganzen Schöpfung sein, um das herausfinden zu wollen, oder?«, erwiderte
Gaunt.
Er starrte auf die Überreste
seines Freundes Fereyd. »Nicht ich war es, der sich verändert hat, nicht
wahr?«, murmelte er.
26
Heldane war auf den Tod seiner
Marionette nicht im Geringsten vorbereitet. Es war so ein Sieg gewesen,
Macaroths kleinen Spion zu identifizieren und gefangen zu nehmen, und dann so
ein Privileg, an ihm zu arbeiten. Viel Zeit war nötig gewesen, um Fereyd
umzudrehen, viel Zeit und viele schmerzhafte Schnitte. Aber die Vorstellung war
so erbaulich gewesen: den besten Spion des Kriegsmeisters zu nehmen und ihn in
ein Werkzeug zu verwandeln.
Heldane hatte so viel mehr
durch Fereyd gelernt, wie er das von einem minderwertigeren Wesen gekonnt
hätte. Täuschung, Doppelzüngigkeit, Motivation. Einen der Männer zu benutzen,
die der Kriegsmeister darauf angesetzt hatte, ihn zu unterminieren? Es war
wunderbar gewesen, perfekt und kühn.
In seinen letzten Momenten
wünschte Heldane, er hätte genug Zeit gehabt, seine Arbeit mit Rawne zu
beenden. Das war ein vielversprechender Verstand gewesen, wie stumpfsinnig er
auch war. Aber die Geister Corbec und Larkin hatten ihn darum betrogen, und so
hatte Rawne seinen Einfluss nur gespürt, war aber nicht von Heldane beherrscht
worden.
Es spielte keine Rolle. Heldane
hatte sich verkalkuliert.
Der bevorstehende Tod hatte
sein Urteilsvermögen getrübt. Er hatte zu viel von sich in seine Marionette
gesteckt. Die Rückkopplung beim Tod der Marionette war zu viel. Er hätte seinen
Geist vor den möglichen Auswirkungen eines Todestraumas abschirmen müssen. Aber
er hatte nicht.
Fereyd starb den
schmerzhaftesten, schrecklichsten Tod, den man sich vorstellen konnte. Und das
gesamte Erleben raste die psionische Verbindung entlang zu Heldane. Er spürte
jeden Augenblick von Fereyds Tod. Und darin bereits seinen eigenen.
Heldane zuckte und platzte
förmlich auseinander. Unbezähmbare psionische Energien brachen aus seiner toten
Gestalt hervor und schlugen wahllos nach außen. Ausbruch folgte auf Ausbruch.
Oben in seinem Kommandosessel registrierte Hechtor Dravere das Beben des Decks
und sah sich nach der Ursache um.
In einem pilzförmigen
Lichtblitz sprengten die entfesselten psionischen Energien des sterbenden
Inquisitors den gesamten Leviathan und zerlegten ihn in seine Atome.
27
»Wir sind fertig!«, brüllte
Rawne, während er mit Caffran neben sich durch die Kammer lief.
Gaunt hatte die anderen an der
Tür versammelt. Mittlerweile rumpelte die riesige Maschine, und die
Gasabsonderung war gleichmäßig und permanent.
»Mkoll! Machen Sie schon!«,
rief Gaunt.
Auf der anderen Seite der
Kammer gab schließlich ein Teil des alten Gitters nach. Eisenmänner stolperten
aus ihrer Nische, und ihre Metallfüße knirschten über das auf dem Boden
liegende Gitter hinweg. Überall rüttelten und rissen ihre Kameraden an ihren
Käfigen. Ihre Augen brannten wie das Nachglühen von Raketenwerfern, und von
allen ging ein sonores Summen aus.
Die aus dem Käfig strömenden
Metallskelette rückten durch die Kammer vor, verschlafen und ziellos. Mkoll,
der die letzte Sprengladung an der Seite des vibrierenden STK anbrachte,
schaute sich voller Entsetzen zu ihnen um.
Plötzlich wurde es neben ihm
laut, und in der Seite des STK öffnete sich eine Luke, aus der ein Dampfstrahl
schoss. Mkoll wurde darin eingehüllt und fiel würgend und keuchend auf die
Knie.
»Mkoll!«
Der hustende Mkoll kniete mit
dem Rücken zum heißen Dampfstrahl auf dem Boden und konnte nicht sehen, was aus
den wirbelnden Gasschwaden hinter ihm auftauchte.
Ein neugeborener Eisenmann. Der
erste, den das STK nach seinem langen Schlummer produziert hatte. Kaum, dass
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