Gaunts Geister - Band 1-3
Schläfe.
»Gaunt.«
»Flense! Sie Wahnsinniger!
Jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt!«
»Ganz im Gegenteil,
Kommissar-Oberst! Dies ist der rechte Zeitpunkt. Zumindest der rechte Zeitpunkt
— für Sie und mich. Für eine Abrechnung.«
Die drei Jantiner richteten
Gaunt auf, sodass er Flense und dessen Gefangenem gegenüberstand.
»Wenn Sie die Beute wollen,
Flense, kommen Sie zu spät. Bis Sie dort ankommen, gibt es sie nicht mehr«,
zischte Gaunt.
»Die Beute? Die Beute?« Flense
lächelte, und sein Narbengewebe zuckte dabei. »Die ist mir völlig egal. Soll
sich Dravere darum kümmern oder dieses Ungeheuer Heldane. Ich spucke auf ihre
Beute! Ich bin nur Ihretwegen hier!«
»Ich bin gerührt!«, sagte
Gaunt, und einer der Männer schlug ihn hart auf den Hinterkopf.
»Das reicht, Avranche!«,
schnauzte Flense. »Lasst ihn los!«
Widerstrebend ließen die drei
Jantiner Patrizier von ihm ab und traten zurück. Gaunt schwirrte der Kopf, als
er sich gänzlich aufrichtete und Flense und Dorden zuwandte.
»Jetzt werden wir diese
Ehrensache aus der Welt räumen«, sagte Flense.
Gaunt grinste Flense
entwaffnend, aber humorlos an.
»Ehrensache? Geht es immer noch
darum? Um die Fehde zwischen Tanithern und Jantinern? Sie sind wirklich ein
Idiot, Flense, wissen Sie das?«
Flense verzog das Gesicht und
presste seine Pistole fester an Dordens zurückzuckende Stirn. »Spotten Sie so
über alte Schulden? Wollen Sie, dass ich diesen Mann vor Ihren Augen
erschieße?«
»Spotten Sie weiter«, murmelte
Dorden. »Besser, er erschießt mich, als dass ich mir noch mehr von diesem Müll
anhören muss.«
»Tun Sie nicht so, als wüssten
Sie nicht, wie tief die Wunde des alten Verrats ist«, sagte Flense gehässig.
Gaunt seufzte. »Dercius. Sie
meinen Dercius! Heiliger Feth, aber ist das nicht längst erledigt? Ich weiß,
dass die Jantiner nie gern zugegeben haben, dass sie einen Feigling auf ihrer
ansonsten makellosen Ehrenliste hatten, aber das geht dann doch zu weit!
Dercius, General Dercius, möge seine dreckige Seele verfaulen, hat meinen Vater
und dessen Einheit auf Kentaur sterben lassen. Er ist geflohen und hat sie im
Stich gelassen. Als ich Dercius vor all den Jahren auf Khedd hingerichtet habe,
war es eine Bestrafung auf dem Schlachtfeld, die zu verabreichen ich als
imperialer Kommissar das Recht habe! — Er hat seine Männer im Stich gelassen,
Flense! Thron der Erde, es gibt kein einziges Regiment in der Armee ohne ein
schwarzes Schaf, einen verlorenen Sohn! Dercius war die Schande der Jantiner!
Das ist kein Grund für diese lange Rivalität zu mir und meinen Geistern! Diese
hirnlose Fehde hat gute Männer das Leben gekostet, auf beiden Seiten! Was macht
es schon, wenn wir Ihnen auf Fortis zuvorgekommen sind? Was ändern die
Ereignisse auf Pyrites und an Bord der Absalom ? Ihr sturen Jantiner
wisst einfach nicht, wann ihr aufhören müsst, oder? Ihr wisst nicht, wo die
Ehre endet und die Disziplin beginnt!«
Flense schoss Dorden in den
Kopf, und der Sanitätsoffizier brach zusammen. Gaunt wollte vorspringen, da in
ihm weiß glühender Zorn aufloderte, doch Flense hob die Pistole und hielt ihn
damit in Schach.
»Es ist eine Ehrensache, das
stimmt«, zischte Flense, »aber vergessen Sie die Jantiner und die Tanither. Es
ist eine Ehrensache zwischen Ihnen und mir.«
»Was faseln Sie da, Flense?«,
knurrte Gaunt in seiner Wut.
»Ihr Vater, mein Vater. Ich war
der Sohn einer Dynastie auf Jant Normanidus. Der Erbe einer Provinz und eines
riesigen Besitzes. Sie haben meinen Vater in Schande zur Hölle geschickt, und
all meine Ländereien und Titel wurden mir genommen. Sogar mein Familienname.
Den habe ich auch verloren. Ich war gezwungen, mich nach oben zu kämpfen und
als gemeiner Fußsoldat in die Armee einzutreten. Ich musste meinen Wert unter
Beweis stellen und mir einen Namen machen. Ihretwegen war mein Leben ein
einziger langer, höllischer Kampf gegen einen schlechten Ruf.«
»Ihr Vater?«, wiederholte
Gaunt.
»Mein Vater. Aldo Dercius.«
Die Erkenntnis breitete sich
blitzartig in Gaunts Bewusstsein aus.
Jetzt sah und begriff er
wahrhaftig, dass es wirklich nur so enden konnte. Er warf sich auf Flense.
Die Pistole schoss. Gaunt
spürte eine brennende Hitze an der Brust, als er gegen den Oberst der Patrizier
prallte. Sie wälzten sich über die Felsen, scharfe Kanten schnitten in ihre
Haut. Flense schlug Gaunt den Pistolenkolben an den Kopf.
Gaunt rammte Flense den
Ellbogen in die Seite und spürte, wie
Weitere Kostenlose Bücher