Gaunts Geister - Band 1-3
Hintertreppe von starkem Beschuss
erfasst wurde, der die Stufen zerstörte und die fleckigen Wandkacheln
herunterschlug.
Corbec warf einen Blick auf
Larkin, der leise ein imperiales Gebet murmelte und die Fliegen verscheuchte. Wahrscheinlich
war es der Gefolgschaftseid für den Imperator, den man ihnen allen auf der
Schule daheim auf Tanith beigebracht hatte.
Daheim ...
Dies war auch einmal
irgendjemandes Heim gewesen, dachte Corbec, als sich seine Gedanken schlagartig
wieder den harten Fakten der Jetztzeit zuwandten. Ein schäbiger alter Flur in
einem schmuddeligen alten Hochhaus, in das bescheidene, hart arbeitende Leute
von der Schichtarbeit in den Fertigungsanlagen der Makropole zurückkehrten und
wo sie dann schlichte Mahlzeiten für ihre müden Kinder kochten.
»Larks!« Er zeigte auf die Treppe.
»Etwas Irre Magie auf den
Schützen da!«
Larkin fuhr sich über den Mund
und bewegte den Kopf wie ein Pianist kurz vor Konzertbeginn. Er holte sein Nachtsichtgerät
heraus, ein kleines, wärmeempfindliches Ortungsgerät, das er daheim bei der
Jagd auf Larisel nachts im Wald benutzt hatte. Er richtete es auf den Flur und
fand dort eine Stelle erhöhter Wärmeabstrahlung.
Die meisten hätten darauf
gezielt in der Ansicht, es sei die Körperwärme des Schützen. Larkin wusste es
besser. Es handelte sich um die Mündungswärme des großkalibrigen Gewehrs. Damit
befand sich der Schütze ungefähr sechzig Zentimeter links dahinter.
»Eine Flasche Sacra, dass es
ein Kopfschuss wird«, flüsterte Corbec, als er sah, dass sich Larkin auf den
Boden schmiegte und das Lasergewehr anlegte.
»Die Wette gilt«, sagte Varl.
Larkin gab einen einzigen
Schuss ins Treppenhaus ab, der die Wand durchschlug. Sie rückten vor, zunächst
vorsichtig, aber es kamen keine Schüsse mehr.
Einander gegenseitig Deckung
gebend, erklommen sie die halb zerstörte Treppe und erreichten schließlich den Absatz,
auf dem ein Kult-Soldat tot über seinem Gewehr lag. Sein Kopf war zur Hälfte
verschwunden. Corbec grinste, und Varl seufzte. Dann erreichten sie den
nächsten Absatz und schwärmten aus. Hier stank es nach verbranntem Fleisch, und
die Fliegen waren zahlreicher denn je.
Larkin schlich an einer Wand
entlang und betrachtete den Schrott und die zerstörten Habseligkeiten, die in
den Trümmern lagen.
Unter einer in dunkler Farbe
aufgemalten Reihe von Chaos-Symbolen hatte jemand ein paar Puppen und andere
Kinder-spielzeuge an die Wand genagelt. Etwas in Larkins Herz brach, als er auf
die gekreuzigten Puppen starrte und sich dabei an eine Welt aus Familie,
Freunden und Kindern erinnerte, die für ihn für immer verloren war.
Dann ging ihm auf, dass nicht
alle Puppen Spielzeug waren.
Würgend sank Larkin auf die
Knie.
Auf der anderen Seite der
Galerie platzten Corbec, Durcan und Suth in eine lange Betonkammer, die früher
ein zentraler Versammlungsraum für die Bewohner des Häuserblocks gewesen war.
Es war dunkel darin. Mehrere tausend Augen blinzelten in ihre Richtung.
Sie alle gehörten demselben — Ding.
Etwas unermessliches Großes
entrollte sich in der Finsternis und streckte dabei die schwammige, blau-weiße Masse
seines aufgeblähten Leibs, während giftiger Geifer aus den mit Reißzähnen
bewehrten Mäulern troff. Gallertartige Masse bebte in den dunklen Räumen seiner
durchscheinenden Haut, und Fliegen umschwirrten es wie ein Umhang.
Aus Corbecs Nase spritzte Blut
und lief ihm in den Bart, während er von Entsetzen gepackt zurückwich. Suth
ließ den Flammenwerfer los, der scheppernd auf den Boden fiel, und glitt
würgend an der Wand herab, da er nicht mehr stehen konnte.
Durcan schien sich nicht mehr
bewegen zu können. Er fing an zu weinen und jammerte vor sich hin, während er
sich mühte, sein Lasergewehr zu heben. Durchsichtige, fettige Schlingen
peitschten aus der Dunkelheit heran, umkreisten ihn, umarmten ihn und zerquetschten
ihn dann so plötzlich und gewaltsam, dass er platzte wie eine Tomate.
Mallor und Varl sahen, wie sich
der Schrecken aus der Kammer schlängelte, sahen, dass Suth hilflos und Corbec erstarrt
war, sahen den breiigen roten Matsch, der Durcan gewesen war.
»Dämon! Dämon!«, schrie Varl in
sein Kom. »DÄMON!«
Gaunt hob die Hand und ordnete
eine zehnminütige Rast an. Die Männer nahmen ihre Traglasten ab, hockten sich hin
und lehnten sich an Baumstämme. Meryn ging mit dem Erste-Hilfe-Koffer zu Bragg
und half ihm, die Trage abzusetzen.
»Ach, Feth!«, hörte Milo ihn sagen.
Milo ging
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