Gaunts Geister - Band 1-3
Major. Wir sind auf der falschen Seite der Linien
und in einem verdammt unwirtlichen Gelände. Im Umkreis von mindestens acht Kilometern
gibt es nur dichten Wald in jeder Richtung, und dieses Loch ist ungefähr einen
Kilometer tief. Wir sollten uns besser marschbereit machen.«
»Marschbereit?«, fragte Feygor.
»Kommissar ... Wir können die Absturzboje in Betrieb nehmen ...«
»Nein, das können wir nicht«,
sagte Meryn. Er zeigte ihnen die geschmolzenen Überreste der Boje.
»Und selbst wenn wir es
könnten, Feygor.« Gaunt schüttelte traurig den Kopf. »Ungefähr fünfzig
Kilometer südlich von uns ist die Imperiale Armee mit einem Großangriff beschäftigt.
Tausende sterben. Jedes Schiff, jedes Fahrzeug und jeder Mann ist bei diesem
Angriff im Einsatz. Es wäre nichts übrig, um ein paar verloren gegangene Seelen
zu suchen — wohlgemerkt hinter den feindlichen Linien. Man hat uns längst
abgeschrieben. Außerdem tobt da oben ein psionisches Gewitter, wissen Sie noch?
Niemand könnte zu uns kommen, selbst wenn jemand wollte.«
Rawne spie aus und fluchte.
»Was machen wir also?«
Gaunt grinste, aber ohne Humor.
»Wir sehen, wie weit wir kommen. Das ist besser, als hier auf den Tod zu
warten.«
Fünfzehn Minuten später hatten
sich die Überlebenden versammelt und ihre Wunden behandelt. Die noch brauchbare
Ausrüstung und die Waffen wurden aufgeteilt. Sowohl Milo als auch der benommene
Copilot bekamen eine Laserpistole und ein paar Reserveenergiezellen. Obel und
der mittlerweile befreite Brennan lagen bewusstlos auf Tragen.
Rawne sah Gaunt grimmig an. Er
deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden Schwerverletzten. »Wir sollten —
barmherzig sein.«
Gaunt runzelte die Stirn. »Wir
nehmen sie mit.«
Rawne schüttelte den Kopf. »Bei
allem Respekt, in einer Stunde sind beide wahrscheinlich ohnehin tot. Sie
mitzunehmen, bindet vier kampffähige Männer als Träger.«
»Wir nehmen sie mit«,
wiederholte Gaunt.
»Wenn Sie die beiden auf einen
Rahmen binden«, warf Bragg nachdenklich ein, »könnte ich sie ziehen. Besser ich
als vier andere Jungs.«
Meryn und Feygor hoben die
beiden Tragematten auf einen A-Rahmen aus Holz, und Bragg nahm das Gewicht der
Spitze auf die Schulter. Caffran hatte mit seinem silbernen tanithischen Messer
Stücke wächserner Schlingpflanzen zurechtgeschnitten und band sie zu einem
Schleppseil zusammen.
»Aber schnell kann ich damit
nicht gehen«, stellte Bragg fest.
Doch da ihm die Truppe den Weg
frei machte, konnte er sie doch rasch genug hinter sich herziehen.
Der Kommissar warf noch einen
Blick auf das Topolabium auf der Suche nach mehr Einzelheiten.
»Interessant«, murmelte er.
»Ungefähr vier Kilometer weiter östlich befindet sich irgendein Bauwerk.
Vielleicht ein alter landwirtschaftlicher Komplex oder etwas in der Art. Da
finden wir vielleicht Unterschlupf. Mal sehen.« Gaunt hatte sich mit dem
Lasergewehr eines Toten bewaffnet. Er gab Rawne sein Kettenschwert. »Gehen Sie
voran, Major«, sagte er.
Rawne setzte sich an die Spitze
der Kolonne und fing an, mit dem Kettenschwert einen Weg durch den dichten, feuchten
Dschungel zu bahnen.
Die Geister rückten durch die
Außenbezirke der Makropole vor.
Sie glitten eine Böschung hinab
und überquerten den geborstenen Stahlbeton einer sechsspurigen
Hauptverkehrsader.
Überall standen Fahrzeugswracks
herum, und große Lachen Motoröl bildeten feurige Vorhänge. Corbec trieb die Geister
vorwärts und unter Verkehrskontrolltafeln durch, auf denen immer noch
Geschwindigkeitsbegrenzungen und Richtungspfeile blinkten. Mit blitzenden
Gewehren setzten sie zum Sturmangriff auf einen ausgedehnten Block mit
Arbeiterwohnungen auf der anderen Seite an.
Als die Kampfgruppe in die
zerstörten Flure der alten Arbeiterbehausungen eindrang, wo abblätternde Plakattafeln
die städtischen Arbeiter aufforderten, die Produktionsziele zu erfüllen und
immer den Imperator zu loben, kam es zum Nahkampf mit den Feindtruppen, die sie
jetzt zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht sahen. Durch das Chaos
korrumpierte Menschen, Kult-Verehrer, deren Körper entstellt waren. Die meisten
trugen die schwarzen vulkanisierten Arbeitsanzüge der Makropol-Arbeiterschicht,
jetzt mit Chaos-Symbolen bemalt. Die Köpfe waren durch graue Hauben und
industrielle Lichtschutzbrillen geschützt.
Außerdem waren sie gut
bewaffnet.
Leichen pflasterten die Plätze
und Galerien, und überall lagen Glassplitter und verbogenes Plastik.
Stellenweise brannte
Weitere Kostenlose Bücher