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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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die stellenweise hundert
Kilometer dick ist.
    Darunter pulsieren brodelnde
Ozeane aus Kohlenwasserstoffen im Rhythmus des lebendigen Kerns des
Planetoiden.
    Das Schreien laut in den Ohren,
überschlug sich Rawne und glitt eine Böschung aus scharlachfarbenem Eis auf dem
Grund des Tals hinab. Der durchdringende Wind krallte nach ihm und versuchte
ihm den Tarnumhang zu rauben. Trotz des Umhangs und der Handschuhe und der
Isolierung seines Kaltwetterdrillichs war er benommen und bleiern. Das Gefühl —
oder der Mangel an Gefühl — ersetzte die Rauheit von vor einer Stunde und war
nicht willkommener. Er blieb still liegen und fummelte mit seinem Lasergewehr
herum. Eiskristalle bildeten sich auf dem Metall der Waffe. Er konnte sie kaum halten.
    Noch mehr Schüsse wurden auf
ihn abgegeben. Rawne hatte sich an das seltsame Geräusch gewöhnt, das Treffer hier
verursachten: ein nasses Ploppen und ein Zischen, wenn sich die ultraheißen
Geschosse ins Eis bohrten, das schmolz und dann gleich wieder gefror. Die rote
Eiskruste rings um ihn war mit geschwärzten Wunden übersät, mit perfekten
Kreisen. Er glitt in eine tiefere Senke in der Eislandschaft und hielt sich
geduckt. Weitere Schüsse, tief und verzweifelt, und einer sauste eine Handbreit
über seinen Kopf hinweg.
    Dann Stille — oder so nah an
Stille, wie es das ewige Schreien zuließ. Er wälzte sich auf den Rücken und
schaute mit dem Kinn auf der Brust durch das Tal und den Weg entlang, den er
gekommen war. Nichts und niemand war zu sehen bis auf eine zusammengesunkene
schwarze Gestalt hundert Meter hinter ihm, die, wie er wusste, Soldat Nylat
war.
    Tot. Sie waren alle tot, und er
war der Letzte.
    Er rappelte sich auf und zielte
mit seinem Lasergewehr. Die Linse des Zielfernrohrs war gesprungen und mit Eis überzogen,
Eis, das sich aus der Feuchtigkeit seines eigenen Auges gebildet hatte.
    Fluchend setzte er das Gewehr ab.
Am Tag zuvor war Soldat Malhoon mit dem Augapfel an der Linse seines
Zielfernrohrs festgefroren, als er auf dem Treibeis nach Zielen Ausschau hielt.
Er konnte die Schreie des Mannes immer noch hören, als sie ihn von seiner Waffe
getrennt hatten.
    Er gab drei Schüsse blind und
ungezielt in das Dunkel der Schlucht ab. Als Antwort eröffnete ein Dutzend
Gewehre das Feuer auf ihn und entfachten einen künstlichen Schneesturm in dem
Eisstaub.
    Höhlen: niedrige, gewölbte,
steile Engpässe in der Wand der Eisklippe, die von der sich langsam bewegenden
Kruste hineingemeißelt worden waren. Außer Atem und mit einer brennenden Splitterwunde
im Oberschenkel fiel Rawne förmlich in die nächste und blieb auf dem Bauch
liegen, bis ihn die Schmerzen des kalten Eises im Gesicht veranlassten, sich
umzudrehen.
    Plötzlich schien es in der
Höhle glühend heiß zu sein. Das lag daran, erkannte Rawne, dass er vor dem
schneidenden Wind geschützt war. Obwohl in der Eishöhle nur ein paar Grad über
null herrschten, kam es ihm wegen des fehlenden Winds nahezu tropisch vor. Er
legte Umhang und Handschuhe ab und einen Moment später auch seine isolierte Weste.
Er schauderte, feucht und viel zu heiß, da sich unter seiner isolierenden
Kleidung Schweiß gebildet hatte und ihm jetzt den Rücken hinunterlief.
    Er sah nach seinem Bein. Mitten
auf dem Oberschenkel war ein Loch in seiner Drillichhose, und es sah aus, als sei
er von einem Flammenwerfer versengt worden. Dann ging ihm auf, dass das Blut
auf der Fleischwunde nicht geronnen, sondern gefroren war.
    Er schnippte das schwarze Eis
von seiner Haut, wobei er wegen des daraus resultierenden Stechens
zusammenzuckte.
    Dann sah er sich die nässende
Wunde in seinem Bein genauer an.
    Nicht zum ersten Mal in seiner
militärischen Karriere und gewiss nicht zum letzten Mal verfluchte er den Namen
Ibram Gaunt.
    Rawne griff nach seinem
Sani-Beutel und öffnete ihn. Er holte die Hautklammem heraus und arbeitete mit
ihnen, wie Dorden, der Sanitäter, es ihnen in der Grundausbildung beigebracht
hatte. Aber die Drahtklammern waren gefroren, und seinen tauben Fingern gelang
wenig mehr, als sie davonzuschnippen, anstatt sie zu öffnen.
    Er brauchte eine Ewigkeit, um
eine Nadel aus einer sterilen Papierhülle zu holen. Er ließ vier oder fünf
fallen, bevor er eine zu fassen bekam, und klemmte sie sich dann zwischen die
Zähne, während er das Ende eines Stücks Wundgarn zu finden versuchte.
    Schließlich klemmte das
Wundgarn zwischen gefühllosen Fingern. Er nahm die Nadel und versuchte es
einzufädeln. Er hätte bessere

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