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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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nach dem Tod
seines Vaters großgezogen und ausgebildet worden war. Rauchig, wie Glas, durch
vereinzelte Streifen von Rot- und Ockertönen zu den kälteren Schattierungen von
Malve und Violett ganz hoch oben verblassend, wo immer noch die Sterne
funkelten. Es fehlte nur noch die mit Blei umrandete Gestalt eines Helden des
Imperiums, irgendeines Heiligen, der in einer Haltung des Siegs vor den
aufgestapelten Häuptern der Erschlagenen erstarrt war.
    Einen Moment glaubte er den
Gesang des Chors der Schola zu hören, der die Feier des Tagesanbruchs sang, während
die Sonne Ignatius aufging. Doch er schüttelte sich. Er irrte sich. In den
langen Schatten des Tagesanbruchs, die auf den stinkenden, schlammigen
Grabenlinien lagen, hörte er Männer eine rauere, brutalere Armeehymne singen,
während sie ihre Kochfeuer anzündeten und Frühstück machten. Milo war unter
ihnen und begleitete die kehlige Musik der heiseren, verträumten Männerstimmen
mit den glockenhellen Tönen einer schlanken Panflöte.
    Ganz genauso eine Opfergabe,
ebenso feierlich für den Beginn eines neuen Tages, der vor der Nacht errettet
worden war, dem Imperator sei Dank. Jenseits der Linien dampfte der unbeugsame
Dschungel, da ihm die Hitze der aufgehenden Sonne die Feuchtigkeit austrieb.
Dunstiger Nebel hüllte die dunklen Bäume ein. Welches Elend erwartete die
Imperiale Armee noch in dieser Dunkelheit aus Blattwerk, Wasser, Schlamm und
Fliegen?
    Nicht weit von ihm sang ein
Mann nicht. Major Rawne saß auf einem zusammengefalteten Schlafsack am Feuer vor
seinem Zelt.
    Er rasierte sich unter
Benutzung einer Schale heißen Wassers, einer Spiegelscherbe und seines silbernen
tanithischen Messers. Er hatte sich mit einem winzigen Stück Seife
eingeschäumt, und Gaunt hörte, wie die Klinge über die Bartstoppeln auf Wangen
und Hals kratzte.
    Die geübten, minutiösen
Bewegungen hatten eine geradezu hypnotische Wirkung auf Gaunt: wie Rawne mit
der freien Hand die Haut seiner Wange straffte, während er seitlich in die
aufgestellte Spiegelscherbe schaute, das Messer kurz darüberzog und es dann in
der flachen Schale sauber schüttelte.
    Ein Messer für ein Messer, dachte Gaunt. In Rawnes
Gesicht sah er immer einen schlanken Dolch, schnittig und gut aussehend. Einen
Dolch ... Oder vielleicht auch eine Schlange.
    Beides wäre angemessen. Gaunt
bewunderte Rawnes Fähigkeiten und tatsächlich sogar seine Rücksichtslosigkeit.
Aber sie hatten nichts füreinander übrig. Er fragte sich, wie viele Kehlen das
Messer bereits aufgeschlitzt hatte, das Rawne jetzt vorsichtig über seine
eigene verwundbare Haut zog. Ihn zu beobachten, wie er sich rasierte, ohne sich
auch nur den winzigsten Kratzer zuzufügen, betonte nur die gefährliche
Selbstbeherrschung des hochgewachsenen, schlanken Mannes. Präzise und perfekt,
der winzige Unterschied zwischen einer sauberen Rasur und einem tödlichen
Streich.
    Ganz besonders mit dem Messer
...
    Rawne schaute auf, und ihre
Blicke begegneten sich. Er zeigte jedoch keine weitere Reaktion und setzte
seine Tätigkeit fort. Doch Gaunt wusste, wie gern Rawne Seifenschaum und
Bartstoppeln von der Klinge schütteln und sie Gaunt ins Herz stoßen würde.
    Oder sich in eine Schlange
verwandeln und ihn beißen würde.
    Gaunt wandte sich ab. Er würde
vor Rawne immer auf der Hut sein müssen. Immer, auf ewig. Das war der Lauf der
Welt. Ibram Gaunt hatte eine Milliarde Feinde dort draußen, aber der
erbittertste war neben ihm, unter seinen Männern, und wartete nur auf den
richtigen Moment, um aus Gaunt einen Geist zu machen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

SIEBEN
     
    Permafrost
     
     
    Auf Typhon Acht gibt es ein
Tal, wo gefrorene Schreie an der Luft sägen, Tag und Nacht, bis in alle
Ewigkeit. Das Tal ist eine Gletscherspalte, deren senkrecht abfallende Seiten
neun Kilometer tief sind. Wo das Sternenlicht auf die obersten Flanken fällt,
ist das uralte Eis so weiß, dass das Auge den Anblick nur kurz ertragen kann.
Tiefer in der Spalte wird das Eis durchscheinend blau, dann malvenfarben und
schließlich rot. Algen, vor Milliarden Jahren vom steinharten Eis eingefroren,
färben es mit ihren Farben und Flüssigkeiten.
    Es ist der Wind, der schreit,
wenn er von den messerscharfen Auswüchsen aus Eis entlang des Talkamms zerfetzt
und zerschnitten wird, bevor der Abgrund ihn verzerrt und verstärkt.
    Typhon Acht ist ein Eismond,
seine Oberfläche eine Kruste aus gefrorenem Wasser,

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