Gaunts Geister - Band 1-3
ihnen lag nichts als ein Einschnitt in der Mauer.
Dahinter erhoben sich die Stahlträger und Gerüste der Raffinerie dreißig
Stockwerke hoch. Die feindlichen Schützen konnten überall sein.
Stille kehrte ein. Sandfliegen
umschwärmten die Toten, und vom Meer kamen Aasvögel angeflogen, die mit
gebogenem rosa Schnabel in das verbrannte Fleisch pickten. Krähend und
kreischend fielen die Vögel über die Bresche her. Soldat Tokar vertrieb sie mit
einigen Laserschüssen.
Hinter ihnen gab es Bewegung,
und Stimmen ertönten.
Caffran und die anderen drehten
sich um und sahen mehrere Ketzok-Soldaten in ihre Richtung kriechen, wobei sie bei
jeder Gruppe Geister innehielten und ein paar Worte mit ihnen wechselten.
Einer kam zu ihnen gelaufen und
salutierte Varls Sergeanten-Rangabzeichen, bevor er neben ihnen niederkauerte.
»Korporal Fuega, Ketzok 17.
Schlangen.«
»Varl, Sergeant, Geist. Und Sie
wünschen?«
Durch Varls Art für einen
Moment eingeschüchtert, kratzte sich Fuega am Ohr. »Unsere Basilisken kommen nicht
durch diese Bresche, also werden wir sie durch Granatbeschuss erweitern. Mein
Kommandant bittet Sie, sich aus der Feuerzone zurückzuziehen.«
»Ich wünschte, so eine Warnung
hätte er uns auf Voltemand zukommen lassen«, sagte Domor eisig.
Fuega wich zurück. »Dieser
schwarze Tag wird immer ein Tag der Schande für uns bleiben, Tanither. Wenn wir
etwas geben könnten, um es zu ändern, und sei es unser Leben, würden wir es
tun.«
»Davon bin ich überzeugt«,
höhnte Varl. Er stand auf und baute sich vor dem Ketzok-Korporal auf. »Wie
sieht der Plan aus?«
Fuega hustete. »Befehl von
General Kline. Sie ziehen sich zurück, wir schießen, dann rücken wir mit der
schweren Infanterie vor.«
»Mit der schweren Infanterie?«
»Die Volponer sind gerade in
Legionsstärke gelandet. Sie haben schwere Rüstungen und schwere Waffen. Wir machen
den Weg frei für ihren Vorstoß.« Fuega wandte sich ab. »Sie haben fünfzehn
Minuten für den Rückzug.«
Wie vom Donner gerührt saßen
die Geister da. »All das umsonst? Unsere Toten?«, seufzte Domor.
Varl war wütend. »Zur Hölle mit
diesen Volponern und mit dem Ketzok auch! Wir sterben im Stacheldraht, um den
Strand zu erobern, und dann kommen sie anmarschiert und folgen den Panzern zum
Ruhm!«
»Ich weiß nicht, wie es mit
Ihnen ist, Sergeant, aber ich will nicht mehr hier sitzen und mich über das Leben
beklagen, wenn diese Basilisken das Feuer eröffnen.«
Varl spie aus und seufzte. »Ich
auch nicht. Also gut! Wir ziehen uns zurück.«
Die Geister rappelten sich auf
und bereiteten sich darauf vor, sich zurückfallen zu lassen. Domor schaute auf und
hielt Caffran am Arm fest.
»Was ist?«
»Da oben — siehst du das?«
Domor zeigte auf eine Stelle,
und Caffran schaute hin. Der geborstene Wall erhob sich über ihnen wie eine
Klippe mit abgebrochenem Mauerwerk und herausragenden, verbogenen Stahlträgern.
Fünfzig Meter höher, genau über einem durchtrennten Rohr, sah Caffran die
Öffnung. »Feth, aber deine Augen sind scharf!«
»Im Wall waren Tunnel, tief
vergrabene Mannschaftstunnel. Diese Bresche hat einen freigelegt.«
Caffran rief Varl herüber, und
eine Gruppe Geister versammelte sich und schaute nach oben.
»Wir könnten einen
Geschütztrupp in den Wall schicken ... und dem Tunnel folgen, wohin er uns
führt.«
»In die Hölle?«, mutmaßte
Soldat Flaven.
»Es ist sehr hoch ...«, begann
Varl.
»Aber der Wall ist zerklüftet
und voller guter Klettermöglichkeiten. Der erste Mann, der oben ankommt, könnte
ein Seil festbinden. Sergeant, das ist ein Plan ...«
Varl drehte sich zu Caffran um.
»Ich schaffe das nie mit nur
einem gesunden Arm. Wer soll den Trupp anführen?«
»Das könnte ich übernehmen«,
sagte Sergeant Gorley vom Fünften Trupp. Er war ein hochgewachsener Mann mit
einer Boxernase und einer tonnenförmigen Brust. »Schaffen Sie die Verwundeten
zum Strand zurück. Ich nehme einen Trupp und sehe, was sich machen lässt.«
Varl nickte. Er ließ die
gehfähigen Verwundeten antreten und befahl mehreren Unverletzten, ihm bei den
schwerer Verwundeten zu helfen. Derweil suchte sich Gorley seinen Kommandotrupp
aus: Caffran, Domor, Mkendrik, Flaven, Tokar, Bude, Adare, Mkallun, Caill.
Mkendrik, der in den Bergen von
Tanith Kirchturm aufgewachsen war, bildete die Spitze und kletterte als Erster
Hand über Hand die unregelmäßig gezackte Mauer empor. Er ließ seinen
Flammenwerfer und die dazugehörigen Tanks bei Gorley, um
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