Gaunts Geister - Band 1-3
ringsum. Aber nicht
das entfernte schwere Krachen der einander beschießenden Panzer.
Mkoll folgte dem Rand einer mit
glitschigen schwarzen Flechten überzogenen Felsformation am Ufer eines in
tiefem Schatten liegenden Teichs. Von einem moosbewachsenen Felsvorsprung
dreißig Meter höher fiel ein Wasserstrahl in den Teich und ließ dessen Wasser
aufschäumen. Es war so feucht und dunkel wie eine Sommernacht an diesem
düsteren Ort.
Mkoll hörte Bewegung, ein
Kratzen von Gestein hoch über ihm bei dem kleinen Wasserfall. Deckung war
spärlich, also glitt er ohne Zögern vom Felsen in das Wasser und tauchte bis
zum Hals darin unter, das Lasergewehr dicht über der Wasseroberfläche auf Höhe
seiner Ohren in einer Hand. Mit flüssiger Präzision glitt er in den Schatten der
Felsen hinter dem wogenden Schaum des herabstürzenden Wassers.
Schatten bewegten sich über
ihm. Fünfzehn, vielleicht zwanzig Krieger. Er konnte sie riechen: den würzigen,
widerlichen Gestank von etwas kaum noch Menschlichem. Er hörte leise, abgehackte
Stimmen im Interkom der anderen hin und her springen und sich in einer Sprache
unterhalten, die er dankbarerweise nicht verstand.
Mkoll spürte, wie sich seine
Eingeweide unwillkürlich verkrampften. Nicht aus Furcht vor dem Feind oder dem
Tod, sondern aus Furcht vor dem, was der Feind war. Ihrem Wesen.
Ihrer Ungeheuerlichkeit .
Das Wasser war eiskalt, und
seine Glieder wurden langsam gefühllos. Aber über sein Gesicht lief heißer
Schweiß. Dann waren sie verschwunden.
Mkoll wartete volle zwei
Minuten, bis er ganz sicher war. Dann kroch er aus dem Wasser und huschte
lautlos weiter in die Richtung, aus der der Feind gekommen war.
Der Siebte Trupp marschierte
aus tiefem Wald in unerwartetes Sonnenlicht und noch unerwarteteres
Gewehrfeuer. Drei von Sergeant Lerods Männern waren gefallen, bevor er den
Befehl zum Neuformieren und Gegenangriff geben konnte. Das Feindfeuer fegte
überall ringsum durch die Bäume und verarbeitete Rinde und Blattwerk zu Dunst und
Splittern. Der Feind hatte mindestens zwei Karabiner und ein Dutzend
Laserwaffen in einer Deckung auf der anderen Seite des schmalen Bachs.
Lerod bellte Befehle in das
Zischen und Blitzen des Schusswechsels, während er geduckt rückwärts schlich und
auf Vollautomatik aus der Hüfte schoss. Zwei seiner Männer hatten eine gute
Deckung gefunden und erwiderten das Feuer nach Kräften. Andere bemühten sich so
wie er noch darum. Targin, sein Kom-Spezialist, wurde zweimal in den Rücken
getroffen und kippte zur Seite. Sein zuckender Leichnam wurde von einem
Geflecht aus moosigen Schlingpflanzen wie eine Marionette aufrecht gehalten.
Ein Laserstrahl traf Lerods
Oberschenkel. Hilflos sank er auf die Knie und ließ sich dann verzweifelt auf
den Bauch fallen, während er eine Salve auf die Bäume abgab. Seine ungezielten
Schüsse trafen irgendwas — vielleicht die Energiezelle einer Waffe —, und eine
Feuerlohe breitete sich am anderen Ufer aus, entlaubte und fällte Bäume und spie
zwei geschwärzte Leichen aus, die sich in der Luft überschlugen und im Bachbett
landeten. Die unsichtbaren Karabinerschützen identifizierten Lerod als Ursache
dieses kleinen Sieges, schwenkten ihre Waffen und schickten einen tödlichen
Geschosshagel den Pfad entlang, an dessen Ende er auf dem Bauch lag.
Er sah sie einen
Sekundenbruchteil später: zwei parallele Linien von Leuchtspurgeschossen, die
eine doppelte Lochreihe in den Lehmboden vor ihm stanzten, um ihn in Stücke zu
hacken. Er konnte nichts mehr tun ... Keine Zeit. Er schloss die Augen.
Lerod öffnete sie wieder. Wie
durch ein Wunder hatten ihn beide Reihen verfehlt und den Boden links und
rechts von ihm aufgewühlt.
Er fing ob des Irrsinns dieses
Vorfalls an zu lachen und wälzte sich in die Deckung einiger Bäume ein paar
Meter links von ihm, um den Rest seines Trupps mit neuerlicher Entschlossenheit
aufzufordern, es dem Feind heimzuzahlen, und zwar nach Kräften.
Er war in Jubelstimmung wie auf
dem Gründungsfeld vor Tanith Magna, vor dem großen Verlust. Er hatte nicht
geglaubt, dass er dieses Gefühl noch einmal verspüren würde.
Mit unwilliger Verbitterung zog
Corbec den Zweiten Trupp aus der Lagune zurück, in der sie nicht weiterkamen.
Sie waren zahlenmäßig unterlegen und teilweise umzingelt. Schnell und lautlos
zogen sich die Tanither zwischen die Bäume zurück und hinterließen
Stolperdrähte und Sprengladungen.
Ein rasches Kom-Gespräch
brachte den Zweiten neben den
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