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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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muss geschützt werden. Ich werde jetzt tun, was ich gesagt habe, und
meine allerletzten Kraftreserven für eine abschließende Hinhaltetaktik
aufwenden.«
    Muon Nol sank vor der sitzenden
Gestalt auf die Knie und senkte den Kopf. »Aber dass es dazu kommen muss, Lord
Eon Kull!«
    Eon Kull, der Alte, lehnte sich
mit einem dünnen Lächeln zurück.
    »Ich bin dieser Weg, Muon Nol.
Er war in der ganzen langen Zeit meine Aufgabe und meine Verpflichtung. Er und
ich sind eins. Wenn er jetzt für immer geschlossen werden muss — und das muss
er —, ist es nur recht, dass das Buch meines Lebens mit ihm geschlossen wird.
Es ist angemessen und notwendig. Ich betrachte es nicht als Versagen oder als
Verlust. Und das solltest du auch nicht tun. Lord Eon Kull schließt den Weg zum
letzten Mal, für alle Zeiten. Lord Eon Kull wird mit ihm vergehen.«
    Muon Nol hob den Kopf. Waren
das Tränen in seinen dunklen Augen? Eon Kull überlegte, dass Tränen bei seinem
treuesten Krieger vielleicht nicht fehl am Platz waren.
    »Lass mich jetzt allein. Sag
der Garde, sie soll sich auf das Geist-Trauma vorbereiten. Ich rufe dich
wieder, wenn es vollbracht ist, auf dass wir einander Lebwohl sagen können.«
    Der Anführer der Leibgarde
erhob sich und machte Anstalten, sich abzuwenden.
    »Muon Nol?«
    »Lord?«
    Eon Kull, der Alte, nahm seine
Waffe vom Rand des Steinthrons.
    Das matte Licht spiegelte sich
auf dem langen, glatten Lauf der Buanna und funkelte auf den Intarsien auf
Schaft und Schulter-schutz. Uliowye, der Kuss der Scharfen Sterne. Die Waffe
eines Meisters, kostbar und gefeiert. In Eon Kulls Händen hatte sie sagenhafte
Siege für Dolthe errungen.
    »Nimm das. Behaupte dich, wenn
die Zeit kommt, und führe sie gut.«
    »Uliowye ... Das kann ich
nicht, Lord! Sie hat immer Euch gehört!«
    »Dann kann ich sie auch
verschenken, Muon Nol! Uliowye würde nicht glücklich sein, dieses große Ableben
zu verschlafen. Sie muss den Feind mindestens noch ein Mal küssen.«
    Muon Nol nahm das alte
Shurikenkatapult ehrerbietig. »Sie wird nicht lautlos gehen, Hoher Lord. Ihr
erweist mir große Ehre.«
    Eon Kull nickte, sagte nichts
mehr und scheuchte Muon Nol aus dem Innersten. Der Alte saß noch eine Weile da und
dachte an nichts als die bevorstehende Stille. Dann erwachte sein Geist wieder
von den lärmenden Heeren vor den Mauern, von den kämpfenden, tötenden und sterbenden
Bewusstseinen im tiefen Dschungel von Monthax ringsum.
    Eon Kull erhob sich und verließ
den Thron. Er kniete auf dem kühlen Boden des Innersten nieder und löste den verzierten
Beutel von seinem Gürtel. Sein Inhalt klickte aneinander. Eon Kull der
Runenleser schüttete ihn auf die Bodenfliesen. Knochensplitter, jeder mit einer
Rune der Macht beschriftet. Obwohl es dunkel war, leuchteten sie wie Eis in der
Mittagssonne, und er betrachtete ihre Anordnung. Langsam, mit bloßen Fingern,
schob er sie herum und bildete komplizierte Konjunktionen, indem er manche
Knochen paarte und andere allein oder in kleinen Gruppen aufstellte. Die
Anordnungen waren sehr präzise.
    Als er das raue Ächzen des
Warpraums spürte, spannte sich Eon Kull. Die psychoreaktiven Runen gaben ihm
Zugang zur ungezügelten Macht des Warpraums, indem sie als Schlüssel
fungierten, welche die Schlösser seines mächtigen Geists öffneten.
    Er sammelte und kanalisierte
die Kraft des Warpraums durch die Runenschlüssel. Jetzt leuchteten sie
strahlender und summten vor Energie. Sein Geist musste sich gewaltig
anstrengen. Noch nie zuvor hatte er versucht, derartige Energiemengen zu
kanalisieren.
    Nein, das stimmte nicht. In
seiner Jugend, kurz nachdem er den Hexenpfad betreten hatte, waren ihm
bedeutende Leistungen gelungen, und das mit weniger Runen. Im Laufe der
Jahrhunderte hatte er sein Wissen vergrößert und seine Technik verfeinert, aber
jetzt war er nicht mehr jung. Die Zähmung der Kräfte verlangte ihm jetzt mehr
ab. Die in seine Runenrüstung eingearbeiteten Seelensteine flackerten ebenso
voller Mitgefühl wie Dutzende anderer an der Seite seines Throns. Auf sein
Ersuchen erwachten die Seelen anderer Propheten und Runenleser, deren Fleisch
schon lange tot war, aus ihrem ewigen Schlummer und verbanden sich mit ihm, um
ihn zu führen und zu stärken.
    Einige der älteren und
griesgrämigeren Geister schalten ihn, weil er so eine gewaltige Leistung zu
vollbringen suchte. Andere halfen ihm ohne Wenn und Aber und milderten die
Klagen der anderen Seelen. Es ging um etwas Einfaches und Reines:

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