Gaunts Geister - Band 1-3
die
Schirmgeneratoren.
ZWEI
Eine ockerfarbene Flut
»Ob
ein Mann oder eine Million, alle Feinde des Imperiums müssen gleich behandelt
und mit allem Eifer abgewiesen werden.«
— Pius Kowle,
Imperiumskommissar, aus seinen
Merkblättern zur öffentlichen
Bildung
Die Dämmerung brach früh herein
am Ende des ersten Tags. Der sich verdunkelnde Himmel war übersät mit noch
dunkleren Flecken von den Rauchsäulen, die aus der Makropole und ihren
Außenbezirken stiegen, und von der großen aschfarbenen Glocke, die sich über
dem Salzgrasland im Süden spannte. Dichter schwarzer Brandrauch quoll aus dem
Grubendistrikt und den Schwerindustrie-Vorstädten südlich des Schutzwalls, und
eine schmutzigbraune Feuersäule aus brennendem Öl erhob sich aus geborstenen
Tanks und Silos in den Hafenanlagen nördlich des Flusses. Andere Fäden aus
weißem, grauem und malvenfarbenem Rauch stiegen aus Hunderten von kleineren
Brandherden auf.
Der Beschuss hielt an, obwohl
der Schirm hochgefahren worden war. Eine riesige durchsichtige Glocke aus Feldenergie
erstreckte sich vom riesigen Schirmpylon im Mitteldistrikt und entfaltete sich
zu einer Kuppel, die bis zu den Verankerungsstationen im Schutzwall reichte.
Tausende von Granaten und Raketen trafen den Schirm in jeder Minute und
bewirkten, dass er sich kräuselte und waberte wie Gelatine. Von innen sah es aus,
als erblühten beständig Feuerblumen am grünen Himmel.
Beobachter auf dem Südwall, die
meisten von ihnen Soldaten der Vervunwehr, richteten ihre Teleskope und Ferngläser
durch den aus den Außenhabs aufsteigenden Rauch und die Feuersäulen und sahen
den entfernten Grashorizont auf einer Breite von siebzig Kilometern in einem
Feuerwall flackern. Der Grasrauch — aschgrau, aber mit schwarzen Streifen
individueller Infernos unterhalb der Horizontlinie durchsetzt — überzog den
Südhimmel im schwindenden Tageslicht. Helle, kurze Blitze erleuchteten den
Rauch am Horizont und ließen ahnen, welch eine heftige Panzerschlacht gerade
außerhalb ihres Blickfelds stattfand. Die letzte Kom-Meldung von General Vegolains
Panzerkolonne war vor zwei Stunden empfangen worden.
Nun, da der Schirm hochgefahren
war und die eigentliche Makropole schützte, bekamen die Außenhabs, die Schwerindustrie-Sektoren
und der Grubendistrikt südlich der Mauer das meiste vom Beschuss ab.
Ungeschützt, wie sie waren, wurden sie gnadenlos von Langstrecken-Artillerie,
Belagerungsgeschützen und Phosphorraketen beharkt. Im schwindenden Tageslicht
wurde die Vorstadt der Außenhabitate zu einer finsteren, verstümmelten Masse, in
der Tausende von Bränden wüteten und auf die ein beständiger Regen von
Sprengstoff niederging. Vom Wall war es möglich, die Druckwellen zu sehen,
welche von jedem größeren Einschlag ausgingen und die bestehenden Brände wie
Sturmböen peitschten.
Die Einwohnerzahl der Außenhabs
im Süden betrug um die neun Millionen, und hinzu kamen weitere sechs Millionen
Arbeiter, die zwar in der eigentlichen Makropole wohnten, aber im
Industrie-Distrikt und in den Gruben arbeiteten. Für sie gab es wenig Schutz.
Manche versteckten sich in
Kellern und unterirdischen Lagerräumen, und viele starben darin. Penetrationsgranaten
gruben sie mit Explosionen aus wie Ratten und öffneten ihre Zufluchten dem
Himmel. Andere wurden dort auf ewig unter Tausenden und Abertausenden Tonnen
eingestürzten Mauerwerks begraben.
Es gab einige Tiefbunker in den
Außenhabs im Süden, die für Vorstadtfunktionäre und Angehörige der
Bezirkslegislatur reserviert waren. Diese Bunker waren neunzig Jahre zuvor
während des Handelskriegs angelegt worden, und nur wenige funktionierten noch
ordentlich. Eine Gruppe von Hab-Funktionären suchte zwei Stunden lang vergeblich
den richtigen Runencode, um in den für sie reservierten Bunker zu gelangen, und
wurde dann von einer Rakete eingeäschert, bevor sie die Bunkertür aufbekam. Ein
paar Straßen weiter nördlich musste sich eine andere Gruppe eines panischen
Pöbelhaufens erwehren, der sich ebenfalls Zugang zum Bunker verschaffen wollte.
Ein VWMK-Offizier, der die Gruppe anführte, eröffnete das Feuer mit seiner
Pistole, um die panischen Bürger zu vertreiben, während der ranghöchste
Funktionär, ein Werksleiter mit Gildenverbindungen, den Bunker öffnete.
Dreiundzwanzig privilegierte
Bürger mit Befugnisstufe drei und weniger sperrten sich in eine Bunkeranlage
ein, die dafür
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