Gaunts Geister - Band 1-3
verdorbenen Augen und unter Schock
stehende Habber, die taub waren und nur visuelle Befehle entgegennehmen
konnten.
Der Kern seiner Rekruten, die
besten von ihnen, waren einundzwanzig Grubenarbeiter aus Grube Siebzehn, die sich
buchstäblich aus dem Erdreich gegraben hatten, nach dem der Hauptförderschacht
ihrer Anlage eingestürzt war.
Fencer duckte sich tief und
eilte durch den Graben, wobei er an ausgebombten Häusern vorbei, unter
umgestürzten Kränen her und durch kurze Verbindungstunnel lief, die von den
Grubenarbeitern angelegt worden waren. Ihre Kenntnisse auf diesem Gebiet waren
ein Gottesgeschenk.
Er erreichte die zweite
Karabinerstellung bei 567/kk und nickte der Besatzung zu. Korporal Gannen
erhitzte Suppe auf einem kleinen Feldkocher, während sein Partner, ein
Weberei-Mädchen namens Calie, zum Horizont spähte. Sie waren ein perfektes
Beispiel dafür, wie die Notwendigkeit sie alle zu Helden gemacht hatte. Gannen war
ein geübter Karabinerschütze, aber er konnte weitaus besser die Munition
zuführen als schießen. Das Mädchen hatte sich als Naturtalent im Umgang mit der
Waffe selbst erwiesen. Also hatten sie getauscht, und der Korporal fühlte sich
nicht in seiner Ehre gekränkt, weil er jetzt einem Weberei-Mädchen die Munition
zuführte, das halb so alt war wie er selbst.
Fencer ging weiter, passierte
zwei weitere Wachstellungen und fand Gol Kolea schließlich im Eck-Nest, das die
Schnellstraße überblickte. Kolea, der natürliche Anführer der Grubenarbeiter,
war ein großer Mann mit viel Kraft im Oberkörper. Er trank heißes Wasser aus
einer verbeulten Blechtasse. Sein Lasergewehr hatte er neben sich liegen. Fencer
hatte die Absicht, ihm bald einen militärischen Titularrang zu verleihen. Der
Mann hatte ihn verdient. Er hatte seine Grubenarbeiter aus dem Bergwerk
geführt, sie zu einer Arbeitseinheit geformt und alles getan, was Fencer von
ihnen hätte verlangen können. Und noch mehr. Kolea wurde von einer grimmigen,
intensiven Wut auf den Feind aus Zoica getrieben. Er hatte Familie in der
Makropole, obwohl er nicht davon sprach. Fencer war sicher, dass es der Gedanke
an sie war, der Kolea zu derartigen Anstrengungen angespornt hatte.
»Hauptmann«, nickte Kolea, als
Fencer in das Nest sprang.
»Irgendwas stimmt nicht«, sagte
Fencer. »Irgend was ist anders.«
Der kräftig gebaute
Grubenarbeiter grinste ihn an.
»Sie haben es also nicht
bemerkt?«, fragte er.
»Bemerkt?«
»Der Beschuss hat aufgehört.«
Fencer war wie vor den Kopf
geschlagen. In den letzten vierzehn Tagen war der Beschuss so sehr zu einem Bestandteil
ihres alltäglichen Lebens geworden, dass er gar nicht bewusst zur Kenntnis
genommen hatte, dass es ihn nicht mehr gab. Tatsächlich klingelten ihm die
Erinnerungen an die Druckwellen noch in den Ohren.
»Möge uns der Imperator
retten!«, keuchte er. »Ich bin ein Idiot.«
Er war seit über zwanzig
Minuten wach, und ein Grubenarbeiter musste ihm sagen, dass sie nicht mehr
unter Beschuss lagen.
»Sehen Sie irgendwas?«, fragte
Fencer, wobei er zum Sichtschlitz in den Sandsäcken neben Kolea kroch, um einen
Blick hindurchzuwerfen.
»Nein. Staub, Rauch, Dunst ...
Nicht viel.«
Fencer wollte gerade nach
seinem Fernglas greifen, als Zoica seine Landoffensive begann.
Ein Lasergewitter schlug in die
gesamte Verteidigungslinie der Außenhabs ein wie die Blitze von einer Million Feuerwerks-körpern.
Allein der Umfang der Salven war unfassbar.
Neun von Fencers Leuten starben
sofort. Drei weitere, allesamt Arbeiter, flohen, da sie auf die Wut eines Landangriffs
absolut nicht vorbereitet waren.
Granaten und Raketen gingen
rings um sie nieder und jagten zwei Kommunikations-Unterstände in die Luft.
Eine weitere Salve traf die Messehalle und fackelte ihre kostbaren
Nahrungsmittelvorräte ab.
Fencers Leute begannen mit
ihrem Widerstand.
Er hatte allen befohlen, die
Waffen auf Einzelfeuer einzustellen, um Munition und Energiezellen zu sparen.
Sogar den Karabinerschützen war befohlen worden, nur zu schießen, wenn sie ein
klares Ziel hatten. Verglichen mit dem Angriff Zoicas war ihre Erwiderung
spärlich und mager.
Fencer kletterte zur Spitze des
Nests und hob sein Lasergewehr.
Fünfhundert Meter voraus sah er
durch Rauch und Trümmer die ersten Umrisse des Feinds, Soldaten in schwerer
ockerfarbener Kampfuniform, die in geordneten Reihen vorrückten.
Fencer fing an zu schießen.
Unten eröffnete auch Kolea das Feuer.
In den ersten fünf Minuten
erwischten sie
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