Gaunts Geister - Band 1-3
Himmel
ausfüllende Kuppel aus grünem Licht, bleich in der Morgensonne und eingenebelt
vom Qualm der Granaten.
Hauptmann Olin Fencer von der
Vervunwehr kroch aus seinem Unterstand und blinzelte in die kalte Morgenluft.
Es stank immer noch nach Thermit und Fyzelen, nach brennendem Öl und verkohltem
Fleisch. Aber dieser Morgen hatte noch etwas Besonderes an sich. Er konnte noch
nicht sagen, was es war.
Fencers Trupp von fünfzig
Männern war im Außenhab-Südwest stationiert, als die ganze Sache begonnen
hatte.
In der ersten
Bombardierungswelle waren seine Kom-Verbindungen unterbrochen worden, und sie
hatten nichts weiter tun können, als sich einzugraben und abzuwarten, während
Tag für Tag der systematische Beschuss die industrielle Vorstadt hinter ihnen
in Schutt und Asche legte.
Es war jedoch unmöglich, zurück
in die Makropole zu fliehen, obwohl Fencer wusste, dass Millionen Außenhabber
aus dem Bezirk in die Richtung geflohen waren. Er musste eine Stellung halten.
Er war hier mit den ihm noch verbliebenen dreiunddreißig Mann stationiert
gewesen, als Vegolains Panzerkolonne über die Süd-Schnellstraße an ihnen vorbei
ins Grasland gerollt war. Seine Männer hatten ihr zugejubelt.
Sie hatten sich in ihren
Bunkern versteckt, manche weinend vor Wut, Trauer oder Bestürzung, in jener
Nacht, als die kläglichen Überreste der Kolonne zurückgekehrt und in Richtung
Stadt geflohen waren.
Da hatte er noch zwanzig Männer
übrig gehabt.
In den darauffolgenden Tagen
hatte Fencer gezwungenermaßen eigene Befehle erteilt, da alle Verbindungen zum Oberkommando
der Häuser unterbrochen waren. Tatsächlich war er sogar sicher, niemand in der
Makropole würde glauben, dass hier draußen noch jemand am Leben war. Er hatte
die Edikte der Vervunwehr-Notfall-Gefechtsprotokolle buchstabengetreu erfüllt
und eine Reihe von Gräben, Nachschublinien und Befestigungen in den Ruinen der
Außenhabs anlegen lassen, obwohl sie immer noch mit Granaten beschossen wurden.
Sein erster Sergeant Grosslyn
hatte die Straßen vermint, und andere Trupps hatten Panzerfallen ausgehoben und
tödliche Sackgassen angelegt. Trotz des Bombardements hatten sie außerdem eine
Dreihundert-Meter-Schanze aus Erde angelegt, einen vorgeschobenen Graben mit
Eisenstangen und Gleisteilen gespickt und drei Karabiner und zwei Flammenwerfer
an der Schnellstraße hinter Sandsäcken in Stellung gebracht.
All das bis zum zehnten Tag. Da
hatte er noch achtzehn Soldaten übrig gehabt.
Drei weitere waren bis zum
vierzehnten Tag an Wunden oder Krankheiten gestorben, als die aufflammenden Triebwerke
von Landungsbooten ihnen verraten hatten, dass die Verstärkung seitens der
Armee unterwegs war.
Jetzt graute der Morgen des
neunzehnten Tags. In Staub und Blut gehüllt, marschierte Fencer den Hauptgraben
ab, während seine Soldaten aufwachten oder die müden Posten ablösten, die
während der Nacht Wache gehalten hatten.
Doch nun verfügte er über
sechzig Männer. In der Hauptspindel glaubte man wohl, hier draußen sei alles
dem Erdboden gleichgemacht worden und tot, aber da war man im Irrtum. Nicht
alle Bewohner der zerstörten Außenhabs waren in die Makropole geflohen, obwohl
es so ausgesehen haben musste. Viele waren geblieben, weil sie nicht bereit, zu
stur oder ganz einfach zu verängstigt waren, die Flucht zu ergreifen. Und unter
dem fortdauernden Beschuss fand Fencer Männer und Frauen — und auch ein paar
Kinder —, die aus den Ruinen kamen und sich um ihn scharten. Er ließ die
Kampfunfähigen in die verfügbaren Bunker bringen und ordnete eine strikte Rationierung
der Vorräte an. Alle körperlich gesunden Arbeiter beiderlei Geschlechts
gliederte er in sein Vorhut Bataillon ein.
Sie hatten kostbare
medizinische Güter aus der Krankenstation eines ausgebombten Bergwerks geborgen
und in den Ruinen einer Bäckerei ein Feldlazarett eingerichtet, und zwar unter
Anleitung eines jungen Mädchens namens Nessa, das sich in der Ausbildung zur
Krankenschwester befand. Aus den Kantinen dreier zerstörter Manufakturen in der
Region hatten sie Nahrungsmittel requiriert.
Eine Station des VWMK auf dem
Zubringer West 567/kk hatte sie mit einem Vorrat an Lasergewehren und
Handfeuerwaffen für die neuen Rekruten sowie Sprengstoff und einem der
Flammenwerfer ausgerüstet.
Fencers Rekruten waren von
überall her gekommen.
Unter seinem Befehl standen
Schreibtischhengste, die in ihrem ganzen Leben noch keine Waffe in der Hand
gehalten hatten, Weberei-Arbeiter mit
Weitere Kostenlose Bücher