Gaunts Geister - Band 1-3
eine
Proviantverschwendung.«
Gaunt drehte sich zu ihm um,
setzte zum Sprechen an und schüttelte dann nur den Kopf. Gilbear das
eigentliche Wesen seines Entsetzens zu erklären mochte vielleicht ein Leben
lang dauern.
Und diese Zeit, wie lang sie
auch sein mochte, war alles, was Gaunt hatte, um etwas weitaus Wichtigeres zu erledigen,
als einem aristokratischen Krieger wie dem Blaublüter-Oberst Mitgefühl
einzutrichtern.
Kolea hatte Gilbears Bemerkung
gehört und sah den Blaublüter mit äußerster Abneigung an. Kolea glaubte, dass
nicht einmal der Kommissar begriff, wie es war, in den ausgebombten Ruinen
seines Heims mit Klauen und Zähnen um das nackte Überleben zu kämpfen, und das Tag
für Tag. Seit der Ankunft der Zoicaner hatte Gol Kolea genug von diesem Elend
gesehen, so viel, dass es für hundert Lebenszeiten reichte. Hier draußen gab es
noch Tausende von Hab-Familien, die langsam an Unterernährung, Krankheit und
Kälte starben.
Die drei Offiziere erklommen
eine Feuertreppe am Ostende des Wohnblocks, und Gaunt und Gilbear zückten ihren
Feldstecher.
Fünf Kilometer weiter südlich,
jenseits der Ruinen und in Rauch und Regen nur undeutlich zu erkennen, erhob sich
der kolossale Stachel. Er bewegte sich kriechend langsam in Richtung
Hauptmakropole. Gaunt ließ seinen Feldstecher wandern und betrachtete die
riesige funkelnde Kuppel des Schirms, die gewaltige Spindel und die
Habitatsgebäude darin.
Gaunt bot Kolea seinen
Feldstecher an, aber der Mann hatte kein Interesse. Gilbear gestikulierte jäh
und energisch und zeigte auf die Schnellstraße unter ihnen, die sie soeben
überquert hatten. Eine Abordnung zoicanischer Soldaten in Begleitung einer
Vorhut von Transportern und leichten Panzern war zu ihnen unterwegs. Chaos-Banner
hingen schwer und vom Regen durchnässt herab, und das Licht glänzte auf den
nassen ockerfarbenen Rüstungen.
Gilbear hob seine Höllenkanone
und wollte schon umkehren, aber Gaunt hielt ihn zurück. »Wir sind nicht hier, um
sie zu bekämpfen. Unsere Schlacht müssen wir woanders schlagen.«
Der Kommissar schaltete sein
Interkom ein. »Massierte Feindformation nähert sich draußen über die
Schnellstraße. In Deckung bleiben und Ruhe bewahren.«
Rawne sendete eine Bestätigung.
Es dauerte eine halbe Stunde,
bis die zoicanische Kolonne vorbei war. Gaunt schätzte, dass es etwas über zweitausend
Soldaten und sechzig gepanzerte Fahrzeuge waren — Reserven, die in die Schlacht
geworfen wurden. Er wünschte beim Imperator, er hätte auch über derartige Reserven
verfügt. Feth, er wünschte, er hätte so viele Männer in seinen aktiven
Einheiten!
Als die Kolonne vorbei war,
verließ der Angriffskader für das Unternehmen Heironymo die Habitate und
marschierte weiter durch die verregneten Ruinen dem Stachel entgegen.
Je näher sie kamen, desto
größer wurde der Stachel und ließ alle anderen Bauwerke ringsum winzig
erscheinen. Larkin schluckte tiefes Unbehagen hinunter — das Ding war so groß,
so verdammt riesig! Wie, in Feths Namen, sollten es achtzig Männer mit einem
Ding dieser Größe aufnehmen?
Sie kauerten im Schutt. Larkin
hob den Kopf und sah, dass Banda ihn angrinste.
»Schon die Hosen voll,
Tanither?«, zischte sie.
Larkin schüttelte den Kopf und
sah weg.
Mkoll, MkVenner und Gaunt
rückten mit Kolea, Rawne und Haller in einer Linie hinter sich vor. Jetzt
konnten sie das Mahlen der ungeheuren Ketten des Stachels und das tiefe Dröhnen
seiner Motoren hören. Gaunt sah, dass rings um ihn Staub und Asche in scharfen,
rhythmischen Stößen von oben herabrieselten. Ihm ging auf, dass die riesige
Maschine, die noch einen Kilometer entfernt war, mit ihrer Masse und ihrer
Bewegung den Boden zum Vibrieren brachte.
Der Regen wurde plötzlich
stärker. Ein unablässiges Prasseln lag in der Luft und wurde von einem
regelmäßigen musikalischen Ton begleitet. Der Ton stammte von einer
zerbrochenen Flasche, die in einer Spalte zwischen zwei Ziegeln klemmte, und er
ertönte jedes Mal, wenn ein Regentropfen den Hals traf.
Gaunt wischte Wassertropfen von
seinem Feldstecher und betrachtete den Stachel.
»Wie gehen wir es an?«, fragte
er Mkoll.
Der Späher-Sergeant runzelte
die Stirn. »Von oben. Gehen wir voraus und suchen uns ein geeignetes
Habitatsdach — wenn das Ding nicht den Kurs ändert.«
Gaunt führte die Gruppe den
pulverisierten Pfad im Kielwasser des Stachels entlang, eine fünfhundert Meter breite
Schneise aus Erde und Asche, die vom Gewicht des
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