Gaunts Geister - Band 1-3
Zeichensprache?«
»Wie bitte?«
»Die meisten Mitglieder meiner
Kompanie sind taub. Können Sie Ihre Befehle auch per Zeichensprache geben?«
»Ich kann das, Kommissar«,
meldete sich Mkoll zu Wort.
Gaunt deutete auf den
Späher-Sergeant. »Mkoll kann meine Befehle an Ihre Leute weitergeben. Reicht
das?«
Gol Kolea kratzte sich die
Wange. »Vielleicht.«
Gaunt konnte erkennen, dass
Kolea in den letzten gut dreißig Tagen durch die Hölle gegangen war. Er
verströmte Mut und Entschlossenheit aus allen Poren, als wäre es Schweiß. Er
war ein Mann, mit dem Gaunt es sich nicht verderben wollte.
Sie folgten schmutzigen, von
den Kämpfen mitgenommenen Straßen durch die südlichen Ausläufer der Makropole und
ließen den geborstenen Wall hinter sich. Mkolls Späher gingen unter der Regie
von Koleas Leuten voran. Die klobigen Volponer hatten Mühe, mit dem raschen,
lautlosen Vormarsch Schritt zu halten.
Nachdem sie den Schutzbereich
des Schirms verlassen hatten, waren sie alle dem starken Regen ausgesetzt.
»Sie kennen diese Viertel gut,
Kolea. Ich nehme an, sie waren Ihre Heimat«, sagte Gaunt leise zu dem Grubenarbeiter.
»Korrekt. Der Krater, wo früher
mein Hab stand, ist nur einen halben Kilometer von hier entfernt.«
»Sie haben Familie verloren?«
»Eine Frau und zwei Kinder. Ich
weiß nicht, ob sie tot sind aber ... Gak! Wie sind die Aussichten, dass sie
noch leben?« Gaunt zuckte die Achseln.
»Wie viele haben Sie auf Ihrem
Weg hierher verloren?«, fragte Kolea.
»Truppen?«
Kolea schüttelte den Kopf.
»Familie.«
»Ich hatte keine, die ich
verlieren konnte. Ich weiß nicht wer von uns der Glücklichere ist.«
Kolea lächelte, aber ohne jede
Freude oder Belustigung. »Keiner von uns beiden, Kommissar. Und das ist das Tragische.«
»Ich weiß nicht so recht — mit
den Frauen«, murmelte Larkin, während sie im strömenden Regen durch die
ausgebrannten Ruinen marschierten.
Bragg, der sich seinen
Raketenwerfer und eine Autokanone über die Schultern geworfen hatte, hob die
Augenbrauen und gab keine Antwort. In Koleas Kompanie gab es acht Frauen, keine
davon älter als fünfundzwanzig. Jede war mit einem erbeuteten zoicanischen
Lasergewehr oder einem automatischen Gewehr der Vervunwehr bewaffnet und trug
einen Beutel mit Ausrüstung über der verschlissenen, zerlumpten
Arbeitskleidung. Wie die Männer hatten die meisten ebenfalls erbeutete
Militärstiefel an den Füßen, die mit Socken ausgepolstert und mit Gamaschen
umwickelt waren, welche wiederum mit Klebeband befestigt waren, damit sie nicht
rutschten. Die Frauen bewegten sich so lautlos und sicher wie ihre männlichen
Kameraden. Ein Monat intensiven Guerillakriegs in den Außenhabs hatte sie gut
ausgebildet. Die Begriffsstutzigen hatten es gar nicht erst geschafft.
»Auch Frauen können kämpfen«,
murmelte Rilke, der sein Präzisionsgewehr mit dem Schaft hoch in der Armbeuge
hielt, sodass der lange Lauf nach unten zeigte.
»Meine Schwester Loril hat sich
immer gut gegen die Schläger behauptet, wenn in der Kneipe meines Vaters
Zapfenstreich war. Feth, die hatte vielleicht einen Schlag!«
»Das habe ich nicht gemeint«,
knurrte Larkin, dem der Regen von der spitzen Nase tropfte. »Es kommt mir nicht
richtig vor, Frauen so ins Getümmel zu schicken. Mit Kampfuniform rausgeputzt
und Waffen schwenkend und so. Ich meine, das sind doch nur Mädchen. Das wird
ziemlich heftig. Frauen sind da fehl am Platz.«
»Halt die Klappe!«, zischte
Dremmond, der seinen Flammenwerfer mit dem schweren, wieder aufgefüllten Tank schleppen
musste. »Sonst hören sie dich noch, Larks!«
»Du hast doch gehört, was
dieser Grubenarbeiter gesagt hat. Sie sind alle taub! Ich kann sagen, was ich
denke ohne jemanden zu beleidigen! Sie können mich nicht hören!«
»Aber wir können Lippen lesen,
Tanither«, sagte Banda, die grinsend an dem Scharfschützen vorbeimarschierte. Einge
der anderen Irregulären in der Nähe lachten.
»Ich ... Ich hab mir nichts
dabei gedacht«, begann Larkin mit übertriebenen Lippenbewegungen, damit sie ihn
auch verstehen konnte. Banda sah ihn an, und ihr schmutziges Gesicht hatte sich
zu einem Grinsen verzogen.
»Und außerdem bin ich gar nicht
taub. Und Muril auch nicht. Und die Zoicaner auch nicht. Warum tust du uns also
nicht allen einen Gefallen und bist still?«
Die achtzig Mann starke
Kampfgruppe marschierte weiter durch eine nasse, mit Trümmern übersäte
Nebenstraße.
»Die hat's dir aber gegeben«,
flüsterte
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