Gaunts Geister - Band 1-3
Sie kommen!«, rief Milo.
»Ich sehe sie!«
»Larkin!«, schrie Baffels
beinahe.
»Ich habe kein klares Ziel«,
zischte Larkin.
»Scheißding!«, sagte Baffels,
der jetzt die geschwärzte Abdeckung an der Mündung des Flammenwerfers aufschraubte.
Ich wagte es, den Kopf zu heben.
»Wo ist Doyls Gruppe?«, fragte
Milo.
»Eingegraben, unter Beschuss.
Sie können sich nicht rühren«, sagte Baffels. »Wo kommt jetzt bloß der
Widerstand her?«
»Links! Da!«, grollte Feygor.
Bragg riss seine Kanone herum
und drehte sie auf ihren zwei Beinen. Mktag versuchte sich im Einklang mit ihm zu
bewegen. Sie waren bereits bei der dritten Munitionstrommel angelangt.
Bragg schoss in die von Feygor
angegebene Richtung.
»Gleich noch mal, Bragg!«,
riefen Feygor und Mktag einstimmig.
Jetzt verstand ich den äußerst
ironischen Spitznamen.
Bragg gab einen weiteren
Feuerstoß ab, dann war der Gurt zu Ende, und Mktag brauchte ein paar Sekunden,
um die nächste Trommel einzuführen. Bragg warf mir einen Blick zu. Er lächelte
mich an und versuchte zuversichtlich auszusehen. Gleich Nochmal, Bragg, dachte
ich. Feindfeuer peitschte an ihm vorbei, und er saß einfach nur da und grinste
mich wenig überzeugend an, um mich aufzumuntern und mir ein gutes Gefühl zu
geben. Oberst Corbec hatte ihm aufgetragen, auf mich aufzupassen, und er wollte
mich nicht im Stich lassen.
»Das geht schon klar«, sagte
er. »Wir haben es gleich geschafft.«
Auch heute noch, sechzig Jahre
später, habe ich eine bleibende Erinnerung an Soldat Bragg in diesem Augenblick.
An seine Schlichtheit und seinen aufrichtigen Optimismus. Einfach an seinen
Mut. Ich weiß nicht, was aus Soldat Bragg geworden ist. Ich hoffe, das
Schicksal war gnädig mit ihm.
»Wir brauchen diesen
Flammenwerfer!«, rief Baffels, der jetzt mit Milo zusammen feuerte. Die schwere
Kanone fing ebenfalls wieder an zu schießen.
Brostin sagte irgendetwas
Unverständliches und versuchte einen Reinigungsstab in die Mündung des Werfers zu
schieben.
Ich kroch zu ihm. Obwohl er
viel größer und schwerer war, ähnelte der Flammenwerfer im Prinzip den
Schneidbrennern, mit denen wir manchmal Metalle und formbare Plastekmaterialien
bearbeiten. Bei einem Auftrag für Haus Anko vor zwei Jahren hatte ich unter
einem Brenner zu leiden gehabt, dessen Zündung ständig Probleme bereitete.
»Es liegt nicht an der
Mündung«, sagte ich.
»Es liegt sehr wohl an der verdammten
Mündung!«, fauchte Brostin. »Da ist Staub in der verdammten Mündung! Gehen Sie
mir aus den Augen! Sie dürften gar nicht hier sein!«
»Es liegt nicht an der
Mündung«, wiederholte ich entschieden.
»Es liegt an der Zuführung für
den Zünder. Die Zuleitung ist verstopft oder verbogen, und es kommt nichts
durch, um die Zündflamme in Gang zu bringen.«
»Verpiss dich und mach 'nen
Abgang!«
Ich beachtete ihn gar nicht,
sondern riss die Zuleitung für den Zünder aus ihrer Halterung. Prometheum
tropfte mir über die Hände.
»Hör auf, Mann! Schafft ihn mir
vom Hals!«, brüllte Brostin. Ich war sicher, er würde mich jeden Augenblick schlagen.
Ich schnappte mir einen
Reinigungsstab, führte ihn in die Zuleitung ein und stocherte einen dicken
prometheumgetränkten Dreckklumpen heraus. »Jetzt versuchen Sie's noch mal!«
Brostin starrte mich
mordlüstern an und steckte die Zuführung wieder auf. Er drückte auf den
schweren Abzug des Brenners, und ein kleiner Feuerball schoss aus der Mündung.
Die Zündflamme erwachte jäh zum Leben, ein harter blauer Finger aus Hitze.
»Feth!«, sagte Brostin.
»Keine Ursache«, sagte ich.
Brostin fuhr mit der
aktivierten Waffe herum und feuerte einen Strahl über die Barrikade. Gelbes
Feuer fegte über die Trümmer hinweg. Ich hörte Schreie.
Nachdem der Werfer aktiv war,
ließen sich Milo, Feygor und Baffels in Deckung zurücksinken und pflanzten lange,
silberne Klingen auf ihre Gewehre.
»Wird es dazu kommen?«, fragte
ich Milo.
»Wer weiß?«, antwortete er.
Baffels rief etwas. Anscheinend
befand sich der Feind jetzt im Kreuzfeuer von Doyls Seite. Der Flammenwerfer hatte
das Patt beendet. Für mich hätte auch der Imperator persönlich soeben auf einer
Ziege eingetroffen sein können. Ich hatte keine Ahnung, wie sie aus der
chaotischen Situation überhaupt schlau wurden, auch wenn sie ihre Kom-Geräte
hatten. Es war einfach Wahnsinn. Steine und Staub und fliegende Bolzen aus
tödlichem kohärentem Licht.
»Los!«, sagte Baffels. Ich wusste
nicht, was »los« bedeutete,
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