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Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Titel: Gauts Geister 4 - Ehrengarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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wechseln konnten, würden sie
länger fahren können, ohne Rast einlegen zu müssen.
    Corbecs Männer stiegen aus ins
Sonnenlicht und in die trockene Luft und suchten sofort Schutz unter den
Farnen. Das Belüftungssystem des Chimäre funktionierte nicht mehr, also war die
Fahrt wie eine lange Reise in einem Backofen.
    Corbec, Daur und Milo warfen
einen Blick auf die Karte. »Wir müssten gegen Abend die Nusera-Furt erreichen.
Das wäre gut. Wenn sie jetzt im Regenwald sind, kommen sie langsamer voran,
sodass wir vielleicht anfangen aufzuholen«, sagte Corbec. Er wandte sich ab,
öffnete seine Wasserflasche und schluckte eine Tablette oder zwei.
    »Die andere Seite des Flusses
bereitet mir Kopfzerbrechen«, sagte Daur. »Es ist wahrscheinlich, dass sich
dort die Masse der Infardi konzentriert. Wir könnten auch mehr Druck bekommen,
sobald wir die Furt hinter uns haben.«
    »Zur Kenntnis genommen«, sagte
Corbec. »Was ist das hier?«
    Milo schaute genauer hin. Der
Oberst zeigte auf ein Netz dünner Linien, die den Fluss ab der Furt nach Norden
flankierten. Sie führten in die Heiligen Berge und folgten, wenn auch nicht
exakt, dem Gewirr der Quellflüsse des heiligen Flusses. »Ich habe keine Ahnung.
In den Zeichenerklärungen steht >Sooka<. Ich frage Sanian.«
     
    Nicht weit entfernt am
Flussufer stand Vamberfeld im flachen Wasser und ließ flache Kiesel über das
Wasser zwischen den Schilfbänken hüpfen. Eine leichte Brise bewegte die Binsen
am anderen Ufer, die vor dem blauen Himmel weiß wie Asche waren.
    Einen ließ er viermal hüpfen.
Sich auf einfache Handlungen wie diese zu konzentrieren half ihm dabei, das Zittern
in seiner Hand zu unterdrücken. Das Wasser war angenehm kühl an seinen Beinen.
    Er warf den nächsten Stein.
Kurz vor dessen fünftem Aufsetzen flog ein viel größerer Stein über seinen Kopf
und fiel mit dumpfem Klatschen ins Wasser. Vamberfeld sah sich um. Am Ufer
grinste Bragg ihn einfältig an.
    »Das konnte ich noch nie.«
    »Das sehe ich«, sagte
Vamberfeld.
    Bragg schritt sehr vorsichtig
ins flache Wasser und steuerte seine unbeholfene Körperfülle unsicher über die lockeren
Steine des Flussbetts.
    »Vielleicht kannst du es mir
zeigen?«
    Vamberfeld dachte kurz nach. Er
holte noch ein paar flache Kiesel aus seiner Hosentasche und gab einen davon
dem massigen Tanither.
    »Du musst ihn so halten.«
    »So?« Neben Braggs fleischigen
Fingern wirkten Vamberfelds winzig.
    »Nein, so. Flach über das
Wasser. Und ganz zum Schluss ein Schwung aus dem Handgelenk. Damit er sich
dreht, wenn du ihn loslässt. Genau so.«
    Drei saubere Hüpfer. Plitsch-plitsch-plitsch .
    »Schön«, sagte Bragg und
versuchte es. Der Stein traf das Wasser und verschwand.
    Vamberfeld holte noch zwei
Steine heraus. »Gleich noch mal, Bragg«, sagte er, und als der Riese lachte,
ging ihm auf, dass er unwissentlich einen Witz gemacht hatte.
    Vamberfeld ließ noch ein paar
Steine über das Wasser tanzen, und langsam kam auch Bragg dahinter. Bei einem Wurf,
als Vamberfelds Stein vier- oder fünfmal hüpfte, ging dem Verghastiten
plötzlich und voller Freude auf, dass er zum ersten Mal seit unendlich langer
Zeit entspannt war. Einfach nur hier zu sein, gelassen, in der Sonne, und einem
liebenswerten, freundlichen Menschen etwas so Sinnloses beizubringen, wie
Kiesel flach übers Wasser hüpfen zu lassen. Es erinnerte ihn an seine Kindheit,
wenn er mit seinen Brüdern Urlaub am Hass gemacht hatte. Einen Moment hörte das
Zittern beinahe auf. Braggs Aufmerksamkeit konzentrierte sich vollkommen auf
Vamberfelds Hände und Vorführungen.
    Aus dem Augenwinkel sah Vamberfeld
die weißen Binsen am anderen Ufer wieder im Wind schwanken. Nur, dass kein Wind
wehte. Er wollte nicht hinsehen.
    »Halte ihn etwas fester, so.«
    »Ich glaube, ich komme langsam
dahinter. Feth! Zwei Hüpfer!«
    »Es wird allmählich. Gleich
noch mal.«
    Nicht hinsehen. Nicht hinsehen,
dann ist auch nichts da. Nicht hinsehen. Nicht hinsehen. Nicht hinsehen.
    »Jawoll! Drei! Ha!«
    Beachte die grünen Gestalten in
den Binsen gar nicht. Beachte sie nicht, dann sind sie auch nicht da. Und
dieser Augenblick hört nicht auf. Und das Entsetzen kommt nicht zurück. Nicht
beachten. Nicht hinsehen.
    »Guter Wurf! Fünfmal! Schaffst
du sechs?«
    Nicht hinsehen. Sag nichts.
Beachte den Drang zu schreien gar nicht.
    Du weißt, dass du sonst nur
wieder anfängst zu zittern. Bragg hat noch nichts gemerkt. Niemand muss es
erfahren. Es geht wieder weg. Es geht wieder weg, weil

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