Gauts Geister 4 - Ehrengarde
Notwendigkeit
vernünftig ist. Wir könnten jetzt gar nicht nach Doctrinopolis zurück, selbst
wenn wir es wollten.«
»Vielen Dank, Hauptmann«,
nickte Gaunt.
»Verschonen Sie uns mit Ihren
Ansichten, LeGuin!«, rief Hauptmann Marchese, Kommandant des Eroberer P48J .
»Wir können es zumindest
versuchen! Das würden der Marschall und auch der Kriegsmeister von uns
erwarten! Wenn wir hier bleiben und es ausfechten, halten wir vielleicht die
nächste Woche stand. Aber sobald die Feindflotte eintrifft, sind wir auf jeden
Fall tot!«
Mehrere Offiziere, darunter
auch Geister, applaudierten Marcheses Worten.
»Wir führen unsere Befehle aus!
Wir nehmen die Reliquien und brechen aus! Lassen wir es auf eine Schlacht mit
den Infardi ankommen! Wenn wir scheitern, scheitern wie eben! Aber es ist
besser, so zu sterben, in Ruhm und Ehren, als auf unseren sicheren Tod zu
warten!«
Marchese bekam jetzt viel mehr
Unterstützung.
»Hauptmann Marchese, Sie hätten
Kommissar werden sollen. Sie schwingen gute, erhebende Reden.« Gaunt lächelte.
»Aber ich bin Kommissar. Und ich bin hier der Kommandant. Wir bleiben, wie ich
es befohlen habe. Wir bleiben und kämpfen.«
Ȇberlegen Sie es sich noch
einmal, Gaunt!«, rief Kleopas.
»Aber wir werden alle sterben,
Kommissar«, sagte Sergeant Meryn.
»Und ziemlich erbärmlich, wenn
wir schon dabei sind«, knurrte Feygor.
»Haben wir denn keine Chance
verdient, Kommissar?«, fragte Sergeant Soric, indem er sich mit der Mütze in
den Händen erhob.
»Jede Chance im Kosmos, Soric«,
sagte Gaunt. »Ich habe alle unsere Möglichkeiten sorgfältig abgewogen. Dies ist
der richtige Weg.«
»Sie sind wahnsinnig!«,
kreischte Elthan. Er drehte sich um und starrte Hark beschwörend an. »Kommissar!
Um des Imperators willen, tun Sie doch etwas!«
Hark trat vor. Im Raum wurde es
still. »Gaunt. Ich weiß, dass Sie mich die ganze Zeit als Feind betrachtet
haben. Ich kann zwar verstehen, warum, aber der Gott-Imperator weiß, dass ich
das nicht bin. Ich bewundere Sie seit Jahren. Ich habe genau studiert, wie Sie
schon oft Entscheidungen getroffen haben, auf die weniger fähige Männer niemals
gekommen wären. Sie hatten noch nie Angst, die Befehle des Oberkommandos in
Frage zu stellen.«
Hark ließ den Blick kurz durch
den stillen Raum wandern und wandte sich dann wieder an Gaunt.
»Ich habe Ihnen diese Mission
verschafft, Gaunt. Ich gehöre jetzt seit einem Jahr zum Stab des Marschalls und
weiß, was für ein Mensch er ist. Er will, dass Sie die Schuld für Doctrinopolis
übernehmen, damit sein Mangel an Führungsqualität nicht offenbar wird. Nach der
Katastrophe in der Zitadelle wollte er Sie auf der Stelle ausstoßen. Aber ich
wusste verdammt genau, dass Sie etwas Besseres verdient hatten. Also schlug ich
eine letzte Mission vor, diese Ehrengarde. Ich dachte, das würde Ihnen
Gelegenheit geben, sich zu rehabilitieren oder zumindest Ihre Laufbahn in
Anstand und Würden zu beenden. Ich dachte sogar, es könnte Lugo die Zeit geben,
es sich zu überlegen und seine Ansicht zu ändern. Wenn es gelänge, einer
überwältigenden Übermacht des Feindes die Reliquien der Schreinwelt vor der
Nase wegzuschnappen, könnte man das mit der richtigen Präsentation sogar noch
in einen glänzenden Sieg ummünzen. Lugo könnte wie ein Held aussehen, und
konsequenterweise würden auch Sie mit weißer Weste dastehen.«
Hark seufzte und glättete die
Front seiner Weste. »Wenn Sie jetzt den Befehl verweigern, gibt es kein Zurück
mehr. Sie stellen sich genau dahin, wo Lugo Sie haben will. Sie machen sich zu
dem Sündenbock, den er braucht. Außerdem kann ich es als Offizier seines
persönlichen Kommissariats nicht zulassen. Ich kann nicht zulassen, dass Sie
weiterhin das Kommando führen. Es tut mir Leid, Gaunt. Ich war die ganze Zeit
auf Ihrer Seite. Sie haben mich soeben in Zugzwang gebracht. Hiermit übernehme
ich in Übereinstimmung mit der allgemeinen Order 145.f das Kommando über die
Ehrengarde. Diese Mission wird ihre Befehle buchstabengetreu ausführen. Ich
wünschte, es wäre anders gekommen, Gaunt. Major Rawne, nehmen Sie
Kommissar-Oberst Gaunt die Waffen ab.«
Rawne erhob sich langsam. Er
ging durch den überfüllten Raum zu Gaunt, stellte sich neben ihn und sah Hark an.
»Ich glaube nicht, dass das passiert, Hark«, sagte er.
»Das ist Insubordination, Major«,
murmelte Hark. »Befolgen Sie meine Anordnungen, und nehmen Sie Gaunt jetzt die
Waffen ab, sonst lasse ich Sie internieren.«
»Ich
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