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Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Titel: Gauts Geister 4 - Ehrengarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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den Reliquienschrein. Daur hörte einen der Priester sagen: »...
aber das ist unser Vermächtnis! Sie werden diesen heiligen Ort nicht plündern!«
    Daur hatte diese und ähnliche
Äußerungen im Laufe des letzten Tages schon öfter gehört. Trotz des
abscheulichen Übels, das zu ihnen unterwegs war in der klaren Absicht, die
ganze Welt zu verschlingen, wollten nur wenige Hagiater die Evakuierung.
    Tatsächlich war für viele Ayatani
die Entfernung der Ikonen und Relikte, um sie in Sicherheit zu bringen, nahezu
gleichbedeutend mit Entweihung. Doch Marschall Lugos Dekrete waren strikt und
unnachgiebig. Daur fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis ein
Hagiater wegen Behinderung verhaftet oder wegen Ungehorsam erschossen wurde.
    Er empfand eine unermessliche
Sympathie für die Gläubigen. Es war beinahe so, als sei seine Verwundung mit
einer Epiphanie einhergegangen. Er war schon immer pflichtbewusst gewesen und
dem imperialen Credo treu ergeben, ein Diener des Gott-Imperators. Aber er
hatte sich nie für besonders ... fromm gehalten.
    Bis jetzt. Bis hier auf Hagia.
Bis, so kam es Ban Daur vor, bis zu dem Augenblick, als ihm ein Infardi-Dolch zwischen
die Rippen gerammt worden war. Es war, als habe ihn das verändert, als sei er
durch scharfen Stahl und sein eigenes vergossenes Blut verwandelt worden. Er
hatte von Männern gehört, die religiösen Verwandlungen unterlagen. Es machte
ihm Angst. Es war in seinem Kopf und wollte ihn nicht in Ruhe lassen.
    Er hatte das Gefühl, deswegen
etwas unternehmen zu müssen, unbedingt. Vom Lazarett zum nächsten Tempel zu
humpeln war ein Anfang, aber es schien nicht viel bewirkt zu haben. Daur wusste
nicht, was er erwartet hatte. Ein Zeichen vielleicht. Eine Botschaft.
    So etwas war nicht sehr
wahrscheinlich.
    Er seufzte, lehnte sich zurück
und schloss einen Moment die Augen. Er sollte sich mit den anderen gehfähigen
Verwundeten heute Abend um sechs Uhr zur Evakuierung bei einem Truppenschiff
einfinden. Er freute sich nicht darauf. Es fühlte sich an wie eine Flucht.
    Als er die Augen öffnete, sah
er eine vertraute Gestalt zwischen den Gläubigen am Fuß des Hauptaltars. Es war
eine ziemliche Überraschung. Daur blinzelte verwirrt.
    Aber er hatte richtig gesehen.
Da war Colm Corbec, den linken Arm in einer Schlinge und vor der verbundenen
Brust, während der Ärmel seiner schwarzen Uniformjacke leer herabbaumelte, und
kniete im Gebet.
    Daur wartete. Nach einigen
Minuten erhob Corbec sich, drehte sich um und sah Daur auf der Bank sitzen. Ein
Ausdruck der Verwirrung huschte über das Gesicht des Riesen. Er kam sofort zu
ihm.
    »Ich hatte nicht erwartet, Sie
hier zu sehen, Daur.«
    »Ich hatte auch nicht erwartet,
Sie hier zu sehen, Oberst.«
    Corbec setzte sich neben ihn.
    »Müssten Sie nicht im Bett
liegen?«, fragte Corbec. »Was? Was ist daran so komisch?«
    »Ich wollte Sie gerade dasselbe
fragen.«
    »Tja, nun ...«, murmelte
Corbec. »Sie kennen mich. Ich kann mich nur schlecht damit abfinden, untätig
herumzuliegen.«
    »Hat es Nachrichten von der
Ehrengarde gegeben?«
    Corbec schüttelte den Kopf.
    »Nicht das Geringste. Feth, aber
ich ...«
    »Sie ...?«
    »Nichts.«
    »Nun kommen Sie schon, Sie
wollten doch etwas sagen.«
    »Etwas, von dem ich nicht
glaube, dass Sie es verstehen würden, Daur.«
    »Na schön.«
    Sie saßen eine Weile schweigend
da.
    »Was?« Daur sah Corbec scharf
an.
    »Wie, was?«, knurrte Corbec.
    »Sie haben etwas gesagt.«
    »Habe ich nicht.«
    »Vorhin, Oberst. Sie sagten
...«
    »Ich habe nichts gesagt, Daur.«
    »Sie sagten
>Sabbatmärtyrer<. Das habe ich genau gehört.«
    »Das war ich nicht. Ich habe
kein Wort gesagt.«
    Daur kratzte sich die Wange.
»Nichts für ungut.«
    »Was ... was soll ich gesagt
haben?«
    »Sabbatmärtyrer. Oder etwas in der
Art.«
    »Oh.«
    Zwischen ihnen kehrte wieder
Schweigen ein. Der Chor der Basilika fing an zu singen, und die massierten
Stimmen ließen die Luft erzittern.
    »Haben Sie Hunger, Ban?«
    »Ich bin am Verhungern,
Oberst.«
    »Dann lassen Sie uns zur
öffentlichen Küche gehen und gemeinsam frühstücken.«
    »Ich dachte, die Tempelküchen
sollten die Gläubigen bedienen.«
    »Das tun sie auch«, sagte
Corbec, indem er sich mit einem rätselhaften, dünnen Lächeln auf den Lippen
erhob.
    »Kommen Sie.«
     
    Sie bekamen einen Teller mit
Fischsuppe und dazu Stücke eines herzhaften Kombrots an der langen, überdachten
Theke der Küche und setzten sich damit zwischen die frühstückenden

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