Gauts Geister 4 - Ehrengarde
denen ich bisher begegnet bin, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben.
Sie scheinen alle einem bestimmten Schrein und einer Stätte der Verehrung
verbunden zu sein.« Zweil gluckste.
»Das sind Tempelum-Ayatani, die
ihren Schreinorten ergeben sind. Ich bin ein Imhava-Ayatani, was
>Wanderpriester< bedeutet. Unser Orden feiert die Heilige, indem er die
Wege ihrer Reisen in Ehren hält.«
»Ihrer Reisen hier?«
»Ja, und weiter. Andere wie ich
sind dort oben.« Er zeigte mit einem runzligen Finger in den Himmel, und Gaunt
ging auf, dass er das All meinte, den Weltraum jenseits von Hagia.
»Sie bereisen das All?«
»In der Tat. Sie folgen der
Route ihres Großen Kreuzzugs, ihrer kriegerischen Pilgerreise nach Harkalon und
die weite Runde ihrer Rückkehr. Das kann ein Leben lang und länger als ein
Leben dauern. Nur wenige schaffen die ganze Runde und kehren nach Hagia
zurück.«
»Vor allem in diesen Zeiten,
kann ich mir vorstellen.«
Zweil nickte nachdenklich. »Die
Rückkehr des Erzfeinds zu den Sabbatwelten hat aus dieser Pilgerfahrt ein weitaus
gefährlicheres Unterfangen gemacht.«
»Aber Sie begnügen sich damit,
Ihre heiligen Reisen hier zu unternehmen?«
Zweil lächelte sein breites
Grinsen, bei dem einige Zahnlücken sichtbar wurden. »Dieser Tage, ja. Aber in meiner
Jugend bin ich ihrem Weg im All gefolgt. Nach Frenghold, bevor Hagia mich
zurückgerufen hat.«
Gaunt war ein wenig überrascht.
»Sie haben diese Welt verlassen?«
»Wir sind nicht alle
engstirnige kleine Bauern, Kommissar-Oberst Gaunt. Ich habe genug von anderen
Sternen und anderen Welten gesehen. Ein paar Wunder unterwegs. Nichts, wofür
ich gern geblieben wäre. Der Weltraum wird allgemein überbewertet.«
»Ich neige ebenfalls zu dieser
Ansicht«, grinste Gaunt.
»Der Hauptzweck der Imhava-Ayatani
besteht darin, den Wegen der Heiligen zu folgen und den Gläubigen und Pilgern,
die wir unterwegs treffen, unsere Hilfe anzubieten. Ich halte es für
kleingeistig, wenn ein Priester in einem Schrein oder Tempel bleibt, um den
eintreffenden Pilgern seine Hilfe anzubieten. Die Reise ist der schwierigste
Teil. Die meisten würden auf der Reise eher einen Priester benötigen.«
»Und deswegen waren Sie
einverstanden, uns zu begleiten, nicht wahr?«
»Ich komme mit, weil Sie
gefragt haben. Höflich, möchte ich hinzufügen. Aber Sie haben Recht.
Schließlich sind Sie alle Pilger.«
»Ich würde uns eigentlich nicht
gerade als Pilger bezeichnen ...«
»Ich schon. Mit Hingabe und
Entschlossenheit folgen Sie einem der Wege der Heiligen. Schließlich sind Sie
zur Schreinfeste unterwegs.«
»Ich habe nie gesagt ...«
»Nein, das haben Sie nicht.
Aber Pilger reisen gewöhnlich nach Osten.« Er zeigte hinter sich, ungefähr in
die Richtung, wo Doctrinopolis lag. »Es gibt nur einen Grund, diese Richtung
einzuschlagen.«
Im Kom knisterte es, und Gaunt
glitt nach unten, um den Ruf zu beantworten. Mkoll erstattete Bericht. Die
Vorausabteilung hatte soeben den heiligen Fluss bei Nusera überquert und kam
gut nach Limata voran. Der Nebel, meldete Mkoll, verzog sich langsam.
Als Gaunt an seinen Platz
zurückkehrte, stellte er fest, dass Zweil in seinem zerfledderten Exemplar des
Sabbat-Evangeliums blätterte.
»Ein viel gelesenes Buch«,
sagte Zweil ohne die geringsten Anstalten, es aus der Hand zu legen. »Immer ein
gutes Zeichen. Ich traue keinem Pilger mit einem sauberen, makellosen Exemplar.
Die von Ihnen angestrichenen Textstellen sind interessant. Man kann viel über
den Charakter eines Mannes sagen anhand dessen, was er liest.«
»Was können Sie mir über mich
sagen?«
»Sie tragen eine schwere Bürde ...
daher die zahlreichen Anmerkungen in den Andachtscredos ... vor allem die Bürde
der Verantwortung und der Anforderungen Ihrer Stellung ... diese drei Stellen
in den Episteln der Pflicht zeigen, dass Sie Antworten suchen oder vielleicht Möglichkeiten,
innere Dämonen zu bekämpfen ... das geht aus der Anzahl der Papierstreifen
hervor, mit denen Sie Seiten aus den Doktrinen und Offenbarungen markiert
haben. Sie schätzen die Schlacht und die Courage ... die Annalen des Krieges,
hier ... und Sie sind sentimen tal, wenn es um gute religiöse Poesie geht ...«
Er schlug die Sabbat-Psalmen
auf und zeigte sie ihm.
»Sehr gut«, sagte Gaunt.
»Sie lächeln, Kommissar-Oberst
Gaunt.«
»Ich bin ein imperialer
Kommandant, der eine kriegerische Streitmacht auf einer Mission anführt. Sie
hätten das alles über mich sagen können, ohne auch nur
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