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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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brutalen Zauberkraft unablässiger Kämpft verwandelt
worden war. Gerupft, verbrannt, vergiftet, deformiert, gemordet.
    Er fragte sich, warum er dann aber ihre unheimliche
Schönheit bewunderte. Es konnte nicht nur der Amateurmaler in ihm sein, der
eine abgedroschene ästhetische Reaktion an den Tag legte. Dies war der Kessel,
sagte er sich. Der Seiberq-Kessel. Der mörderische Landstrich, der ihm seine
Freunde, seine Männer und seine Gesundheit geraubt hatte.
    Dieser Ort hatte ein Wrack aus ihm gemacht, so entsetzt
über sein Grauen, dass er sich seitdem in ärztlicher Behandlung befand. Die
Erinnerungen setzten seinem Verstand immer noch zu.
    Er versuchte sich das Land wieder lebendig vorzustellen.
Zehn, fünfzig Jahre in der Zukunft. Hundert Jahre ... wie lange es eben dauern
mochte. Er versuchte sich vorzustellen, der Krieg sei vorbei und der Frieden
stelle langsam die Herrschaft der Natur wieder her. Bäume. Felder. Leben
irgendwelcher Art.
    Golke konnte es sich vorstellen, aber die Vision war nicht
überzeugend. Dies, die verheerte Landschaft vor seinen Augen, war die einzige
Wahrheit.
    Er wusste, warum das hier so wichtig für ihn war. Der
Kessel verfolgte ihn seit Jahren, lauerte in seinen Albträumen und Tagfantasien.
Und jetzt war er zurückgekehrt und stellte sich ihm.
    Das war der eigentliche Grund, warum er sich freiwillig
erboten hatte, Gaunt bei dessen Mission zu helfen. Dies war seine
Konfrontationstherapie. Er war zurückgekommen, um sich seinen Dämonen zu stellen
und ihnen zu trotzen, sie auszutreiben, sie zu bannen. Er war zurückgekommen,
um sich etwas wiederzuholen, das sein jüngeres Ich verloren hatte. Der Kessel
war ein Höllenloch, eine unglaublich hässliche Ruine. Doch er entdeckte bereits
eine gewisse Schönheit darin.
    Er hatte den ersten Schritt gemacht. Er hatte die Landschaften
seiner Albträume angeschaut und war nicht vor Entsetzen erstarrt.
    Er konnte es schaffen. Er konnte den Kessel zerbrechen,
wie dieser zuvor ihn gebrochen hatte.
    Vor zwei Monaten hatten seine Adjutanten ihn förmlich zu
einer abendlichen Veranstaltung in der Festhalle von Ongche geschleift.
    Eine beliebte fahrende Unterhaltungstruppe war in der
Stadt, und sie hatten darauf bestanden, dass er sich ihre Vorstellung ansah.
    Das grellbunte Theater war gerammelt voll mit lärmenden
Soldaten auf Urlaub gewesen, aber Golke hatte die Vorstellung von einem der
Balkone genossen. Alles war durchaus amüsant gewesen, obwohl die gemeinen
Soldaten darauf reagiert hatten, als sei es das Beste überhaupt. Ein Zauberkünstler,
eine Akrobatentruppe, ein virtuoser Violinspieler, eine Groteske mit
abgerichteten Hunden, Sänger, Spielleute, eine ziemlich schwache Sopranistin.
Ein berühmter Komödiant mit einem zu kleinen Hut, der über die Bühne
stolzierte und unter heftigstem Beifall nicht salonfähige Bemerkungen über
Sexualität und Hygiene der Shadiks machte.
    Dann war das Mädchen an der Reihe gewesen, das kleine Mädchen
aus Fichua, deren Name ganz oben auf dem Plakat stand.
    Die Darbietung, hatte ihm sein erster Adjutant aufgeregt
erklärt, auf die alle Jungs warteten.
    Sie hatte nach nichts ausgesehen, nur ein Kind in einem Reifrock
und einem Mieder. Aber ihre Stimme ...
    Sie hatte drei Lieder gesungen. Sie waren lustig und flott
und patriotisch. Das letzte Lied hatte Golke die Männer manchmal singen hören.
Ein ironischer Text darüber, seine Pflicht zu tun, in dem der Soldat seinen
Vorgesetzten versicherte, er sei bereit zu kämpfen, dabei aber den Wunsch zum
Ausdruck brachte, es irgendwo zu tun, wo es sicher sei.
    Der Refrain lautete in etwa: »Drum lasst mich kämpfen,
irgendwo, überall, nur nicht hier«.
    Die Menge war vollkommen übergeschnappt. Das kleine
Mädchen aus Fichua hatte das Lied als Zugabe wiederholt. Blumen waren auf die
Bühne geworfen worden.
    Es hatte sich eingeprägt. Golke hatte es mitgesummt.
»Überall, nur nicht hier, Ihr Herren, überall, nur nicht hier.« Die Truppe
hatte drei Vorhänge bekommen und dann gute Nacht.
    Jetzt bekam er das Lied nicht mehr aus dem Kopf. Der
Refrain wiederholte sich ständig in seinen Gedanken.
    Überall, nur nicht hier.
    Er verstand, warum die Männer, von denen die meisten
sentimentale Dummköpfe waren wie alle Soldaten auf Urlaub, es so liebten. Es
war fröhlich und lustig und ging ins Ohr. Es formulierte ihre geheimen Wünsche.
Es ließ sie über ihre liebsten und geheimsten Wünsche lachen.
    Das Lied verhallte in seinem Kopf. Beim Blick auf das
Elend des

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