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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Kessels verstummte es einfach. Golke durchschaute seine beruhigende
Lüge.
    Hier wollte er sein. Hier musste er sein.
    Nicht überall, nur nicht hier.
    Genau hier. Und genau jetzt.
     
    Der Regen fiel stärker, zischte auf dem vergifteten Boden
und rauschte durch die halb zerstörten Abflussrohre der Mühle. Er war so
intensiv, dass die Luft binnen fünfzehn Minuten gereinigt war und der Himmel
grauer und größer geworden war.
    Dorden benutzte seinen Atmosphärenschnüffler und verkündete,
der Gasanteil sei unter den empfohlenen kritischen Wert gefallen.
    Dankbar setzten die Soldaten ihre Gasmasken ab.
    Die ungefilterte Luft war kühl und feucht und hatte noch
den metallischen Geruch des Gases, in den sich Fäulnis und nasse Erde
mischten. Einige der Männer waren so erleichtert, die Hauben abnehmen zu
können, dass sie zu lachen und zu schwatzen anfingen. Gaunt beauftragte Beltayn
damit, die Runde durch die Mühle zu machen und ihnen den Befehl zu übermitteln,
sich leise zu verhalten.
    Nachdem Zweil sich der Gasmaske entledigt hatte, sprach er
einen Segen für den Himmel aus und kehrte dann wieder zu Sicre und Mkwyl
zurück. Beide waren tot, und er hatte bereits die letzten Riten an ihnen
vorgenommen. Jetzt wiederholte er diese Pflicht.
    »Damit sie mich hören können«, sagte er zu Dorden.
    Es wurde dunkler. Abgesehen von dahintreibenden Schwaden
aus Artilleriequalm konnten sie mehrere Kilometer weit sehen. Der Himmel wurde
schwarz, und die Lichter der Frontlinien, sowohl Freund als auch Feind, wurden
sichtbar. Im Osten tauchte die falsche Morgendämmerung von Leuchtkugeln die
Landschaft in grelles Weiß. Im Süden waren die Blitze und der Feuerschein des
Gegenstoßes zu sehen. Jenseits des Osthorizonts blinkten die Lichter der
feuernden Supergeschütze und erleuchteten das Land dahinter.
    Am Himmel, in dem dunklen, trüben Blau, konnte Gaunt zum
ersten Mal, seit er auf Aexe Cardinal gelandet war, die Sterne sehen. Sie
funkelten und verschwammen, wenn der dünner werdende Rauch in den oberen Atmosphärenschichten
sich vor sie legte, aber er konnte sie erkennen. Ab und zu wurde eine rote
oder orange Linie über den Himmel gezogen, wenn eine Rakete über sie hinwegraste.
Ein Teil der Peinforqlinie — der 56. Abschnitt, schätzte Gaunt — flackerte
stroboskopartig, als der nächtliche Artilleriebeschuss begann. Sie konnten das
Jaulen und Heulen der fliegenden Granaten hören. Im Bereich der Shadik-Linien
flammten Feuer auf. Irgendwo husteten Mörser und Feldkanonen.
    Eine weitere Nacht an der Front begann.
     
    »Was ist passiert?«, fragte Gaunt. Er führte Raglon in
eine ruhigere Ecke der Mühlenruine und bedeutete ihm, sich zu setzen.
    Raglon war völlig fertig und zitterte.
    »Es tut mir Leid, Herr Kommissar«, sagte er.
    »Was denn?«
    »Dass ich die Sache so schlimm vermasselt habe.«
    »Hören Sie auf damit, Sergeant. Was ist letzte Nacht
passiert?«
    »Wir gerieten unter Beschuss. Wir folgten einem toten
Graben und sind mit einem feindlichen Angriffstrupp zusammengestoßen. Der
Kampf hat nicht lange gedauert. Aber er war heftig. Hin und her, fast in Einerreihe.
Wir haben uns ganz gut geschlagen, glaube ich. Sie ließen sich zurückfallen,
und wir marschierten nach Norden und nahmen die Verwundeten mit in der
Hoffnung, uns mit Zehn zu vereinigen. Wir hatten gehört, dass Criid die Mühle
genommen hatte.«
    »Und?«
    Raglon seufzte. »Ich weiß nicht, um wie viel wir sie verpasst
haben, aber sie hatten sich schon wieder zurückgezogen. Der Feind hatte mit
dem Artilleriebeschuss angefangen. Also blieben wir, wo wir waren. Es schien
die richtige Entscheidung zu sein. Ich dachte, ich könnte die Mühle vielleicht
halten, auch mit nur noch halber Truppenstärke.«
    »Irgendein Kontakt während der Nacht?«
    »Keiner, Herr Kommissar.«
    Gaunt nickte. »Haben Sie irgendwelche Männer zurückgelassen,
Raglon?«
    »Nein, Herr Kommissar!«
    »Dann glaube ich, dass sie sich gut geschlagen haben. Sie
sollten aufhören, sich selbst zu quälen.« Raglon sah Gaunt an. »Ich dachte, Sie
würden mir meine Streifen sofort wieder wegnehmen, Herr Kommissar.«
    »Warum, Rags?«
    »Weil ich's vermasselt habe. Weil ich so viele Männer
verloren habe.«
    »Eines meiner ersten Kommandos, Rags. In einem meiner
ersten richtigen Feldkommandos habe ich eine Zehn-Mann-Einheit der Hyrkaner
auf Folion in einen Wald geführt. Man hatte uns gesagt, er sei gesäubert. Das
war er aber nicht. Ich habe sieben Männer verloren. Siebzig Prozent

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