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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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ist dieser ganze Krieg ...« Gaunt brach ab.
    »Fahren Sie fort, Kommissar-Oberst.«
    »Das sollte ich lieber nicht tun, Graf. Ich kenne Sie
kaum, und ich glaube, es steht mir nicht zu, die Art der Kriegführung Ihrer
Nation zu kritisieren.«
    Golke lächelte. Es war ein gewinnendes Lächeln, auch wenn
sich ein durch Narbengewebe verunstalteter Mundwinkel nicht beugen wollte.
»Kommissar-Oberst Gaunt, ich war neunundzwanzig Jahre alt, als dieser verdammte
Krieg begann. Ich habe zwölf Jahre als Infanterieoffizier an der Front gedient,
war dann weitere fünfzehn Jahre beim Amt für Strategie, danach einige Zeit im
Osten, dann fünf Jahre als Bereichs-General in Abschnitt 59 und schließlich
vier Jahre Oberkommandierender. Nicht ein einziges Mal in dieser ganzen langen
Zeit war ich hundertprozentig zufrieden mit der Art und Weise, wie Aexegary
diesen Krieg führt. Ich habe kritisiert, widersprochen und meinen Rang benutzt,
um Änderungen herbeizuführen, von denen ich glaubte, dass sie uns nützen würden.
Es war so, als wolle man Wasser den Berg emporschieben. Treffen wir also ein
Abkommen. Reden Sie frei von der Leber weg. Sollte ich mich tatsächlich einmal
beleidigt fühlen, sind wir eben nicht einer Meinung.«
    Gaunt nickte. »Dann würde ich sagen, dass dieser Krieg
bereits seit dreißig Jahren beendet wäre, wenn die Allianz ihre Kriegsphilosophien
auch nur für einen Moment überdacht hätte. Sie tragen diesen Krieg aus, als
seien noch keine Schusswaffen erfunden worden, wie etwas aus der Zeit der
Antike. Der Einsatz von Infanterie und Kavallerie, die Abhängigkeit von
Kanonen, der Aufwand an Menschenleben. Und, Sie mögen mir verzeihen, das
Vertrauen in den Adel als Lieferant für das Offizierspersonal.«
    Golke schmunzelte wehmütig.
    »Wir in der Garde haben ein Konzept, an das wir uns
halten. Totaler Krieg. Die Verfolgung eines Feindes, der keine Rücksicht nimmt
auf nationale Grenzen und politische Strukturen. Krieg mit einem einzigen,
unbeirrbaren Ziel: den Feind zu besiegen. Krieg, in dem niemals Stillstand
eintritt, sondern ständig nach neuen Gelegenheiten Ausschau gehalten wird. Mit
diesem Konzept hat die Imperiale Garde auf allen Schauplätzen über die Feinde
des Imperators triumphiert. Wir rücken vor, sowohl physikalisch als auch
geistig. Sie sind in intellektueller Hinsicht so wahrhaftig und umfassend
stagniert wie Ihre Front.«
    »Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, Gaunt, oder?«
    »Nicht, wenn ich einen Freifahrschein bekomme. Hören Sie,
Graf, ich weiß, dass Aexegary eine lange und illustre Geschichte hat, was
militärische Erfolge angeht, aber Sie tragen Ihre Kriege immer noch so aus wie
Ihre Vorfahren. Shadik ist kein kriegslüsterner Nachbarstaat, den man auf dem
Schlachtfeld besiegen und anschließend zu diplomatischen Verhandlungen über
Reparationen einladen kann. Shadik ist ein Krebsgeschwür, ein sich
ausbreitendes Übel des Chaos, das niemals nach den alten Regeln spielen wird.
Es wird Sie langsam zermalmen, in Ihr Land eindringen und Sie verschlingen.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann scheinen Sie mit Ihrem Wissen ziemlich allein
dazustehen. Ankre weiß es nicht. Ganz und gar nicht.«
    »Ankre gehört zur alten Schule. Er ist ein Kottmarker. Die
Kottmarker wollen unbedingt ihren Wert innerhalb der Allianz beweisen. Aber was
sage ich da! Wir sind alle altmodisch.« Golke schaute auf die Dächerlandschaft
von Rhonforq und blinzelte dabei, als sei ihm das nachmittägliche Licht
unangenehm in den Augen. »Also klären Sie mich auf.«
    »In erster Linie sind die Tanither Experten für Verstohlenheit.
Sie kämpfen mit Klauen und Zähnen an der Front, aber das wäre eine
Verschwendung ihrer Talente. Sie sollten nicht als Kanonenfutter eingesetzt
werden, sondern als die scharfen und präzisen Waffen, die sie sind.«
    »Das klingt logisch.«
    »Zweitens ... die Verteilung der Informationen. Ich weiß,
wie wichtig es ist, dem Feind möglichst alle Informationen über Aufstellungen
und Stärken vorzuenthalten, aber das hier ist einfach lächerlich.«
    Gaunt zückte die bruchstückhafte Karte, die Ankre ihm
gegeben hatte. »Ich glaube, ich spreche für jeden Imperiumsoffizier, wenn ich
sage, dass wir eine übergreifende Perspektive brauchen. Wie kann ich Vorteile
ausnutzen, die ich mir vielleicht verschaffe, wenn ich keine klare Vorstellung
von der Gesamtsituation habe?«
    »Ankre hat mir gesagt, Sie wären hinter Generalstabskarten
her. Die Vorstellung hat ihn entsetzt. Unsere Art der

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