Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
und von dort drang das Stimmengemurmel der krassischen Truppen
herüber, die zur Impfung angetreten waren.
»Wie ist das gleich passiert?«, fragte Dorden, während er
den nackten Fuß begutachtete. Der Knöchel war geschwollen und die umliegende
Haut violett verfärbt.
»Jemand ist — au! — ist darauf getreten. Es gab einen
Kampf.«
»Das sagt Mkoll auch. Einen guten?«
»So lala. Sie wissen schon.«
Dorden sah Caober an. »Nein, weiß ich nicht. Erzählen Sie
mir davon. Gestatten Sie mir, den Krieg durch Ihre Tapferkeit nachzuerleben,
während ich hier bleibe und Verbände auswasche.«
»Es gab einen Kampf. — Au! — Einen Kampf. In dem Graben.
Feinde sind eingedrungen, also haben wir gegen sie gekämpft. Ich — Au! — habe
mir auf den Knöchel treten lassen.« Caober geriet ins Stocken und brach ab. Er
war ein hervorragender Späher, aber seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen,
ließ doch sehr zu wünschen übrig.
Dorden legte Caober einen festen Stützverband um den
Knöchel an. »Vielleicht weiht mich mal jemand ein. Ven?« Mkvenner sah auf, das
Ohr mit Gaze verpflastert. »Wie bitte?«
Dorden lachte und alle anderen fielen ein — Lesp, der sich
die Hände in einer Blechschüssel wusch, Chayker und Foskin, die chirurgische
Werkzeuge sortierten. Sogar Mkoll, der in der Ecke auf einem Stuhl saß.
»Was ist denn so komisch. Ich kann nichts hören«, knurrte
Mkvenner. Das Gelächter verstummte. Niemand wollte Mkvenner glauben machen,
dass sie ihn verarschten. Mkvenner war einer der Geister, die man
respektierte, und zwar jeden Augenblick des Tages.
»Als das Bombardement begann, haben sie die Linie mit
Stoßtrupps getestet«, sagte Mkoll, indem er sich erhob. Dorden sah sofort,
dass er sich sehr steif und vorsichtig bewegte. »Es war eine ziemliche
Schweinerei. Die Einheimischen waren praktisch nicht vorbereitet.«
Dorden verklebte den Stützverband und rief Foskin. »Ziehen
Sie Caober den Stiefel wieder an, aber locker. Und suchen Sie ihm eine Krücke.
Schonen Sie den Fuß ein paar Tage, dann sind Sie wieder so gut wie neu.« Er
wischte sich die Hände ab und ging zu Mkoll.
»Lassen Sie mal sehen«, sagte er.
Mkoll legte sein Koppel ab und zog die Jacke aus, aber das
Heben der Arme bereitete ihm eindeutig Schmerzen, also half Dorden ihm dabei,
den Oberkörper freizumachen. Der Bluterguss auf der bleichen Haut seiner Brust
war hässlich und schwarz.
»Feth! Sind Sie unter einen Schlagstock geraten?«, fragte
Dorden.
»Gewehrkugel. Letzte Nacht. War mir nicht weiter aufgefallen.
Adrenalin, nehme ich an. Aber seit heute Morgen schmerzt es wie die Hölle.«
Dorden gab einen missbilligenden Laut von sich und sprühte
Mkolls Wunde mit Desinfektionsmittel ein. Foskin neben ihm gluckste erstaunt.
Er hatte Mkolls Sachen und Ausrüstung zusammengelegt und hielt jetzt eine
deformierte großkalibrige Kugel in die Höhe. »Die hat Ihr Brustharnisch
aufgehalten«, sagte er. »Sie hatte sich in ihren Brustschutz gebohrt. Soll ich
sie wegwerfen?«
Mkoll nahm sie und schob sie in die Hosentasche. Auf dem
Schlachtfeld hing er seinem eigenen Aberglauben nach.
»Wie ich sehe, hat der Krieg ohne mich angefangen«, sagte
eine Stimme hinter ihnen. Gaunt hatte die Fabrik betreten.
»Weitermachen«, sagte er, bevor sie mit dem Salutieren
anfangen konnten. Er warf einen Blick auf Mkolls heftigen Bluterguss.
»Ernsthafte Feindberührung, wie ich sehe.«
»Wir haben uns gut geschlagen«, sagte Mkoll.
»Das habe ich gehört. Ich bin Ihrem Verehrer begegnet.
Einem Oberst Ankre.«
»Wem?«, murmelte Mkoll. »Ach, dem. Dem Rotschopf. Ich war
eigentlich nicht der Ansicht, dass er großen Gefallen an uns gefunden hat.«
»Sie sind die Helden der Front, mein Freund«, sagte Gaunt
sarkastisch. »Die Einheimischen sind so beeindruckt, dass sie uns einen ganzen
Graben gegeben haben, den wir halten sollen.«
»Feth«, sagte Mkoll.
»Sie haben ihnen gesagt...«, begann Dorden.
»Und ob ich es ihnen gesagt habe. Ich glaube nur nicht,
dass sie mir zugehört haben.« Gaunt seufzte. Er gab Mkoll die Karte. »Das
übernehmen wir, wenn sie ihren Willen bekommen.«
Mkoll warf einen Blick darauf. »Schlimme Gegend. Ist letzte
Nacht übel mitgespielt worden. Ganz übel. Hier ist der Fluss ganz nah, sehen
Sie? Die Brustwehr ist niedrig und voll Wasser. Ideal zum Stürmen. Ich war
nicht sicher, ob sie sie sich zurückholen würden.«
»Erzählen Sie, was Sie an der Front gesehen haben«, sagte
Gaunt, der sich setzte,
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