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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Wartens.
Sie blähten die Ängste auf und zerrten an den Nerven.
    Aber Pozetine litt mehr darunter als die meisten.
    »Tun Sie irgendwas«, schlug Criid vor. »Ich könnte Ihnen
eine Arbeit besorgen. Latrinen ...«
    »Scheiß drauf«, knurrte Pozetine.
    Mosark lachte.
    »Dann gehen Sie auf Ausguck.«
    »Ich hab's angeboten, aber er ist zufrieden und will nicht
tauschen.« Der »Er«, auf den sich Pozetine bezog, war Kolea am Ende des
Unterstands. Er rührte sich nicht und starrte reglos durch einen Feldstecher,
der so angebracht war, dass man mit ihm über die Brustwehr blicken konnte.
    Criid ging über die Laufbretter zu ihm. »Kolea?«
    Er rührte sich nicht. Sie legte ihm sanft eine Hand auf
den Arm, und er merkte auf. Ihr war klar, dass es einen Moment dauerte, bis er
wusste, wer sie war.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sind schon lange hier.«
    »Das macht mir nichts aus. Ich kann gut beobachten.«
    Das konnte er in der Tat. Wenn Pozetine der ungeduldigste
Mann des Trupps — Gak, des ganzen Regiments war, dann war Kolea jetzt der
konzentrierteste und gelassenste.
    Sie wusste genau, dass er seit mindestens zwei Stunden am
Feldstecher stand und ihn langsam in einem Hundert-achtzig-Grad-Bogen hin und
her wandern ließ. Er war nicht gelangweilt, und er war nicht müde. Jeden
anderen Mann hätte sie schon vor einer Ewigkeit ablösen lassen aus Furcht, die
Erschöpfung könne ihn nachlässig machen. Nicht so Kolea.
    Criid wusste nicht genau, was die Loxatl-Munition mit
Koleas Hirn angestellt hatte. Stabsärztin Curth hatte es ihr zu erklären
versucht, aber die technischen Begriffe waren zu hoch für Criid gewesen. Es
hatte etwas mit Gedächtnis und Persönlichkeit zu tun.
    All das war mehr oder weniger zerstört. Gol Kolea, der
Held der Irregulären, klug, gerissen, stark ... war gestorben und hatte nur
noch seine körperliche Hülle zurückgelassen. Seine Zuverlässigkeit hatte
überlebt und manifestierte sich in einer außergewöhnlich großen
Aufmerksamkeitsspanne.
    Oder wenigstens in der Fähigkeit, sagte sich Criid, der
gewöhnlichsten Aufgaben nicht überdrüssig zu werden. Kolea konnte die Front
stundenlang aufmerksam beobachten. Aber wenn man den Faden eines Gesprächs
wiederaufnahm, das vor fünf Minuten beendet worden war, wusste er nicht mehr,
wovon man redete.
    Criid hatte es vor keinem zugegeben, aber Kolea war das
größte Problem in ihrem Trupp. Gaunt nahm an, dass es Cuu war, aber sie wusste,
dass sie mit diesem Haufen Gak fertig werden konnte.
    Nein, es war Kolea. Zum einen war der Zehnte Koleas
Haufen. Er hatte die Einheit geformt. Es war immer noch seine. Wäre er
gestorben, wäre es etwas anderes gewesen, aber er war noch da, eine beständige
Erinnerung an seine geistige Abwesenheit, an die Leere, wo sich früher
inspirierte Führungskraft befunden hatte.
    Schlimmer noch, er befand sich überhaupt nur ihretwegen
in diesem Zustand. Sie war in der Schlacht um Ouranberg verwundet worden. Kolea
hatte sie in Sicherheit gebracht und sich dabei seine Kopfwunde eingehandelt.
Sie hatte nicht einmal herausgefunden, warum er es getan hatte. Varl hatte
gesagt, es sei Koleas Art.
    Er würde niemals einen Soldaten seinem Schicksal
überlassen.
    Vielleicht. Aber ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes. Als
habe Kolea sie aus irgendeinem besonderen Grund gerettet, aus einem Grund, der
nichts mit schlichter Loyalität zu tun hatte.
    Caffran war der Ansicht, die Kinder seien der Grund. Kolea
hatte die beiden Waisen, die Criid aus der Vervunmakropole gerettet hatte, oft
als »kleine Insel des Guten« bezeichnet, und Caffran glaubte, Kolea habe ein
beinah väterliches Interesse daran, auf Criid und Caffran, die Ersatzeltern
der Kinder, aufzupassen.
    Wie auch immer. Sie würde es nie erfahren. Sie würde Kolea
nie fragen können, weil Kolea sich nicht mehr an Ouranberg erinnern konnte, von
den Motiven, die einst sein Leben bestimmt hatten, ganz zu schweigen.
    »Wenn Sie müde werden, sagen Sie Bescheid«, sagte sie zu
ihm.
    »Keine Sorge, Sergeant.«
    »Wenn Sie irgendwas sehen, geben Sie auch Bescheid.«
    Seine dicken Finger griffen in den Halsausschnitt der
Uniformjacke und zogen die dünne Pfeife heraus. Er strahlte. »Ich habe meine
Pfeife.«
    »Gut«, sagte sie. »Weitermachen, Soldat Kolea.«
    Sie stand auf, doch seine nächsten Worte ließen sie wie
angewurzelt stehen bleiben. »Die Kinder.«
    »Was?«
    »Was?«, wiederholte er. »Was haben Sie gesagt, Gol? Eben
gerade?«
    »Äh ...«Er dachte darüber nach.

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