GAYLÜSTE: erotische Geschichten (German Edition)
wird aus Linda? Was wird aus mir? Was wird aus uns?«
Mark zuckte mit den Schultern. »Das werden wir herausfinden müssen«, sagte er nur. »Jetzt beginnt ein Teil meines Lebens, den ich selbst noch nicht kenne.«
Florian öffnete die Augen. Was für ein seltsamer Traum , dachte er. Neben sich hörte er das gleichmäßige Atmen von ... Mark! Sein heftiges Zusammenzucken weckte den Schläfer. Er wirkte genauso verwirrt wie Florian, fasste sich aber schneller wieder und lächelte beruhigend.
»Was ist passiert?«, fragte Florian benommen.
»Manchmal ...«, flüsterte Mark, »Manchmal werden auch die Wünsche eines Dämons wahr.« Er lachte, als er Florians wachsende Verwirrung sah.
»Ich habe einen Wunsch geäußert. Solltest du dich in mich verlieben, will ich einen eigenen Körper haben. Es hat funktioniert. Jetzt bin ich so wie du.«
»Und was jetzt?«
»Das habe ich dir doch schon in deinem Traum gesagt«, flüsterte Mark. »Jetzt beginnt ein Teil meines Lebens, den ich selbst noch nicht kenne.«
Überraschend warf er sich auf Florian und presste seine Lippen gegen die des anderen Mannes. Florian wehrte sich nicht.
In diesem Augenblick wollte er nur Mark spüren, seine Lippen, seinen ganzen Körper. Linda war vergessen.
Martin Skerhut
Martin Skerhut wurde 1972 in München geboren und lebt dort auch.
Seit 2004 erscheinen seine größtenteils fantastischen/erotischen Geschichten in verschiedenen Anthologien und Literaturzeitschriften.
2007 erschien sein Buch »Dämonenlust«.
Mehr über den Autor und sein Werk unter:
http://www.martin-skerhut.de/
Jäger und Gejagte
von Kira Hawke
»Eine Geschichte! Bitte, Onkel David!«
David Calhoun setzt ein Gesicht auf, als würde sein Neffe Arthur eine schier unmögliche Leistung von ihm verlangen, aber der Junge kennt diese Geste bereits. Sie gehört zum allabendlichen Ritual, wie die Bitte um eine Geschichte. Arthur kann das Dienstpersonal im Nebenzimmer hören, das die Reste des abendlichen Dinners aufräumt, und seine Eltern im Zimmer nebenan, die einen Sherry und ein Glas Cognac zu sich nehmen.
Arthur sieht zum Kamin, wo der Butler die Holzscheite anfeuert und das Dienstmädchen die Gaslaternen weiter dämpft. Janus, Onkel Davids großer Jagdhund, schleicht mit gesenktem Kopf heran und legt sich vor das auflodernde Feuer. Der Butler zieht sich zurück und nimmt das Dienstmädchen mit sich. Onkel David holt sich einen der großen Lehnstühle heran und Janus brummt. Er legt seinen massigen Kopf auf Davids Füße und Arthur klettert auf den Schoß seines Onkels.
»Eine Geschichte, ja?«, fragt er, wie um sich zu vergewissern, ob David seinen Teil des Rituals einhalten wird. Und wie jeden Abend lächelt der und Arthur weiß, dass er, wie jeden Abend, eine Geschichte von David Calhoun, dem großen Werwolfjäger, erzählt bekommen wird. In der Zeit, als Werwölfe noch eine echte Gefahr in den Straßen Londons dargestellt hatten, hatte allein David Calhouns Name die Halbmenschen erzittern lassen. Jetzt sind keine Werwölfe mehr in den Städten. Nicht einmal Onkel David kann mit Sicherheit sagen, wohin sie sich zurückgezogen hatten und er spekuliert nicht darüber. Arthur ist es egal, er will lieber hören, wie Onkel David diese Menschenfresser und Halbmenschen gejagt hat.
»Was für eine Geschichte willst du denn hören?«, fragte David und streicht seinem Neffen über den hellen Haarschopf. Haar, das ebenso blond ist wie das seine. Die Familienzugehörigkeit lässt sich nicht leugnen. Das schmale Gesicht wird von einem Strahlen überzogen. »Dein schwerster Kampf!«, sagt er, wie aus der Pistole geschossen und stößt die geballten Fäustchen in die Luft, als würde er sich selbst gegen einen mächtigen Gegner zur Wehr setzen. Seine leuchtenden Augen liegen aber weiter auf seinem Onkel, der milde lächelt.
»Mein schwerster Kampf also«, sagt er mit nachdenklicher Stimme und nimmt das Glas irischen Whiskeys, der auf dem kleinen Tisch neben dem Kamin steht. Seine andere Hand tätschelt Janus ’ Kopf. Er lässt sich etwas der goldenen Flüssigkeit in die Kehle rinnen und schluckt. »Mein schwerster Kampf«, wiederholt er und stellt das Glas wieder ab. »Es war vor einigen Jahren«, beginnt er mit seiner besten Geschichtenstimme. »In London ging das Gerücht um, dass der mächtigste Werwolf des gesamten Empires aufgetaucht war und alle Wölfe der Stadt um sich versammeln wollte ...«
David Calhoun zog den dunklen Wollstoff seines Mantels enger um sich.
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