GAYLÜSTE: erotische Geschichten (German Edition)
Fahne«, korrigierte Florian, ehe ihm bewusst wurde, was er sagte. Der ältere Mann und er fingen gleichzeitig zu prusten an. Florian bekam einen hochroten Kopf, ergriff den Flyer und verließ das Kommunikationszentrum, immer noch lachend.
Der unbeabsichtigte Witz schien eine Barriere in ihm gelöst zu haben. Er hatte sich doch etwas befangen in der Nähe der Homosexuellen gefühlt, aber er musste zugeben, dass sie nicht anders als andere Männer waren. Und er war nicht in der Lage, über sie urteilen zu können, da seine eigene Unsicherheit ihm den richtigen Weg, seinen richtigen Weg, zeigen konnte.
Wie es der Mann an der Information gesagt hatte, kam Florian fast am Café Paris vorbei. Der kleine Abstecher würde nicht schaden, er hatte keine anderen Verpflichtungen, und ob er zuhause vor dem Fernseher saß oder noch schnell ein Bier trank, machte keinen Unterschied.
Zögernd betrat er das Café. Eine hellblaue Wand mit weißen Wölkchen und dem Eiffelturm empfingen ihn. Rechts vorm Turm befand sich eine Theke, links von ihm ein paar Tische. An der rechten Seite befand sich eine Art Paravent, der den Zugang zu den Toiletten verbarg.
Hinter der Theke standen zwei grauhaarige Männer, die sich spielerisch mit Spültüchern bewarfen. Ihr jugendliches Lachen war weithin zu hören. Zwei weitere Männer an der Theke beobachteten die beiden, schienen sie sogar aufzustacheln. Es war wie ein Spiel unter Freunden. Nur einer der Tische war besetzt. Dort saß ein junges Pärchen, Händchen haltend. Etwas irritiert bemerkte Florian, dass es sich um ein normales Paar handelte. Er war der Meinung gewesen, dass das Paris ein schwules Café sei, aber das war entweder nicht der Fall oder die beiden Turteltauben hatten sich einfach verirrt.
Florian wollte auf einen der leeren Ecktische zusteuern, als ihn ein Zuruf zurückhielt: »Wenn du nichts anderes vorhast, junger Mann, dann komm doch zu uns an die Theke. Wir beißen nicht. Höchstens wenn wir darum gebeten werden.« Es war einer der Männer hinter der Theke. Freundlich lächelnd winkte er Florian zu sich. Er folgte der Aufforderung und setzte sich zwischen die beiden anderen Männer, die ihm bereitwillig Platz machten.
Die beiden Männer hinter der Theke waren so freundlich und stellten sich vor. Es handelte sich um die Besitzer des Cafés. Paul war derjenige, der Florian angesprochen hatte, der andere war Danny, sein Partner und Lebensgefährte. Adrian und Norbert waren die beiden Männer, die ihn zwischen sich gelassen hatten, Freunde von Paul und Danny.
Florian bestellte sein Bier. In der nächsten Stunde entwickelte sich ein angeregtes Gespräch, in dem Florians Person hauptsächlich im Mittelpunkt stand. Von den älteren Schwulen erfuhr er einiges über eine ihm unbekannte Welt. Er hatte von seinen Träumen und seinen Zweifeln erzählt und dabei erfahren, dass es Paul genauso gegangen war. Er hatte sogar geheiratet und zwei Kinder in die Welt gesetzt, bevor er Danny kennengelernt und sich vollkommen von seiner Frau zurückgezogen hatte, um ein anderes Leben zu führen.
Als Florian schließlich den Heimweg antrat, war er um einiges Wissen reicher, aber immer noch unwissend über seine Zukunft. Pauls Schicksal ließ ihn grübeln. Gleichzeitig entstand der Zwang, sich über seine Gefühle im Klaren zu sein. War es wirklich Liebe, die er für Linda empfand? Was war mit seinen Träumen? Musste er sie ernst nehmen, oder konnte er sie ignorieren?
Innerlich verfluchte er sich se lbst ... Wa ru m hat te er den Träumen so viel Bedeutung zugeschrieben? Er hasste die Unsicherheit, die ihn quälte.
Nach einem längeren Telefonat mit Linda über die banalen Dinge des Alltags, war ihm auch nicht besser.
Unruhig fiel er in den Schlaf.
Der Gefangene saß lässig auf seiner Pritsche. Nur die Gitter der Zelle trennten ihn von Florian.
»Ich halte es nicht mehr aus«, sagte er.
»Was?«, wollte Florian wissen. Er wusste, dass er träumte und er kannte den Mann jenseits der Gitter. Mark, der Mann, der nur in seinen Träumen existierte. Mark, der Mann der ihn verführen wollte.
»Das Warten.«
»Das Warten worauf?«
Mark stand auf und spannte ganz beiläufig die Muskeln seines Oberkörpers an. Er war braun gebrannt, außer einer zerrissenen Jeans trug er nichts. Er ging an die Gitterstäbe.
»Das Warten auf deine Entscheidung.«
»Das ist nur ein Traum«,murmelte Florian zusammenhanglos. Mark nickte.
»So magst du es sehen, doch was ist, wenn dieser Traum Wirklichkeit werden
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