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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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während er arbeitet. Diese Männer sind keine Streikbrecher. Diese Männer sind Löwen …«
    Die Premierministerin pflichtet ihm bei, applaudiert –
    »Britisch vom Feinsten.«
    Die Premierministerin weiß zu würdigen, was der Jude alles geleistet hat –
    Was er alles tut –
    Etwas stimmt allerdings nicht. Das kann der Jude spüren –
    Die Premierministerin schaut zum Fenster hinaus und schüttelt den Kopf.
    Der Jude hockt auf der Vorderkante seines Sitzes und berührt sie am Ärmel –
    »Falls ich noch etwas tun kann, ganz gleich was, sagen Sie es mir bitte.«
    Die Premierministerin nickt, dreht sich zum Juden um, schüttet ihr Herz aus –
    Der Vorsitzende macht ihr Sorgen. Er genießt nicht länger ihr Vertrauen –
    Die Premierministerin mag Männer, nach denen sie die Uhr stellen kann –
    Seriöse. Standhafte. Starke. Sture
.
    »Männer wie Sie«, sagt sie. »Männer wie Sie, Sweet Stephen.«
    Die Premierministerin macht sich Sorgen um die NACODS, um den Tag der Delegierten. Sie fürchtet, dass der Vorsitzende den Ernst der Lage nicht erkennt –
    »Das Schicksal der Regierung liegt in seinen Händen.«
    »Ich tue alles, worum Sie mich bitten«, verspricht der Jude. »Alles.«
    Die Premierministerin schlägt vor, dass er sich aktiv an der Lösung dieses Problem beteiligt. Sie schlägt vor, dass er sich mit dem Großen Finanzier in Verbindung setzt, um die beste Lösung zu finden. Sie schlägt vor, dass er gewisse Personen bittet, ihren Preis zu nennen –
    »Jeder hat einen«, sagt sie. »Jeder.«
    Die Premierministerin schlägt vor, dass der Jude diesen Preis bezahlt. Der Jude pflichtet ihr bei.
    Neil Fontaine öffnet der Premierministerin die hintere Tür –
    Sie steigt aus.
    Neil hält einen Regenschirm bereit und begleitet sie zum Daimler. Die Premierministerin legt ihm eine Hand auf den Arm. »Danke, Neil«, sagt sie.
    Fünf Anführern der NUM sind Schriftsätze zugestellt worden, wegen Missachtung des Gerichts. Sie haben sie auf der Konferenz der Labour Party erhalten. Die Übergabe ist für die Titelseite des
Daily Telegraph
fotografiert worden –
    Es gab Schuldzuweisungen –
    Erwartungen –
    Aufregung
.
    Der Präsident ging von einem Meeting zum nächsten, von Beifall zu Beifall –
    Zweige und Palmwedel zu seinen Füßen, Stroh und Kleidungsstücke auf dem Boden, so ritt der Präsident auf seinem Esel die Goldene Meile auf und ab.
    Er wollte die Geldverleiher vertreiben, die Taubenhändler –
    Er wollte sein Schicksal annehmen, seine Einkerkerung, seine Kreuzigung, sein Martyrium –
    »… sie haben sich heute auf die NUM gestürzt. Doch wir werden uns mit aller zur Verfügung stehenden Macht widersetzen, und wenn dies bedeutet, dass wir leiden, eine Strafe erhalten oder gar im Gefängnis landen, dann werden wir dies akzeptieren. Ich möchte eines klarstellen: Wenn das, was ich getan habe, eine Missachtung des Gerichts ist, dann bekenne ich mich schuldig. Denn das einzige Verbrechen, das ich begangen habe, ist der Kampf für meine Klasse und unsere Mitglieder. Ich möchte nicht ins Pentonville-Gefängnis, aber ich möchte deutlich sagen: Habe ich die Wahl, ob ich vom Gericht zu einer Haftstrafe in Pentonville oder anderswo verurteilt werde, weil ich für diese Gewerkschaft und unsere Klasse einstehe, oder aber mit der Gefangenschaft der eigenen Seele leben muss, weil ich meine Klasse verraten habe, dann gibt es meines Erachtens gar keine Wahl … Wir sind zu weit gekommen und haben zu viel erlitten, als dass es jetzt noch Kompromisse mit Justiz oder Regierung geben könnte. Ich stehe zu meiner Klasse und meiner Gewerkschaft – und wenn dies Gefängnis bedeutet, dann soll es so sein.«
    Der Präsident senkte den Kopf und hob die Faust –
    Er war die Erlösung und das Licht
.
    Der ganze Saal erhob sich wie ein Mann, klatschte wie ein Mann, trampelte mit den Füßen –
    Der Präsident tat einen Schritt zurück und verließ das Podium.
    Er teilte das Meer und lief über das Wasser –
    Er arbeitete sich durch die Menge vor –
    Händeschütteln, Schulterklopfen –
    Terry Winters wartete an der Tür auf ihn. Jetzt war seine Chance gekommen –
    Er nahm die Hand aus der Tasche und trat vor –
    »Genosse Präsident«, sagte er. »Ich möchte dir Mohammed Abdul Divan vorstellen.«
    Mohammed streckte die Hand aus. »Ich bin hier, um zu helfen.«
    Der Präsident nahm die ausgestreckte Hand und schüttelte sie.

MARTIN
    das Spiel soll, verflucht. Aber keine Chance – die Polizei hat die ganze

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