GB84: Roman (German Edition)
guten Tage, die Tage, die der Jude nie hat erleben sollen, sind gerade noch besser geworden.
Terry Winters hatte arabische Träume. Schwertschlucker, Fatimas Hand. Verschleierte Bräute für sieben Brüder. Schwarze, haarige Mösen in Herzen aus blutenden Hakenkreuzen. Pfefferminztee und persische Tulpen. Minarette und Muezzins –
Mohammed rief an, Mohammed klopfte an die Tür.
Terry schlug die Augen auf. Es war dunkel im Zimmer. Terry stand auf und öffnete.
»Sind Sie bereit, Genosse?« fragte Mohammed.
»Wozu bereit?« fragte Terry.
»Für das Dinner mit den libyschen Gewerkschaften«, antwortete Mohammed. »Deshalb sind Sie doch hier.«
Terry nickte. Es fiel ihm wieder ein. Er wusch sich und zog sich dann an.
Die beiden nahmen ein Taxi zu einem großen Hotel am Strand. Terry Winters war der Ehrengast. Mohammed Divan war sein Dolmetscher. Terry und Mohammed wurden in den Bankettsaal geleitet. Terry wurde von großem Applaus begrüßt und von einem grellen Spot angestrahlt. Er blinzelte, verbeugte sich, winkte. Er wurde durch die Reihen zu seinem Platz am obersten Tisch geführt –
Unter den Augen des Colonels, gemalt auf einem hochhängenden Porträt.
Man servierte Terry gegrillten Fisch und Olivensalat. Terry bat noch um Couscous.
Mitglieder verschiedener Gewerkschaften hielten während des Essens Reden. Sie waren ins Englische übersetzt und abgetippt worden, damit Terry sie verfolgen konnte. Es ging um Solidarität. Schulter an Schulter, Araber und Europäer. Dann kam Terry an die Reihe. Er stand auf, sprach frei, ohne Notizen –
Er redete über den Streik, über die achtzehn Monate seit Beginn des Überstundenverbots. Er erläuterte die Gründe, die Bedrohung der Arbeitsplätze, der Zechen und Gemeinden. Er sprach über die Regierung, über das Eingreifen von Polizei und Gerichten. Er erwähnte die Brutalität, die Verhaftungen, die Schläge, die Entführungen und Folterungen. Er sprach von den Belagerungen, dem Leid, der Armut seiner Leute, dem Hunger der Kinder. Er bat die Gewerkschaften Libyens um jede mögliche Unterstützung, um einen Stopp der in jüngster Zeit zunehmenden Ölexporte nach Großbritannien, um einen Boykott der neuerlichen Bemühungen dieser scheinheiligen britischen Regierung, die Handelsbeziehungen zu Libyen zu verbessern, um ein Verbot allen Handels, aller Kontakte zum NCB, um Geldspenden an die NUM, so viel, wie sie nur entbehren konnten –
»… damit der Faschismus der gegenwärtigen Regierungen in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich schon bald abgelöst wird vom revolutionären Sozialismus. Damit der Internationalismus den Imperialismus beerbt. Damit das Paradies, das ihr hier geschaffen habt, irgendwann eins sein wird, das sich alle Nationen schaffen und so hoch halten können, wie ihr es tut …«
»Freunde, Genossen, arabische Brüder, ich grüße euch«, sagte Terry. »Und ich danke euch.«
Wieder gab es lauten Applaus. Terry blinzelte im grellen Spot. Er verbeugte sich und winkte zum Abschied, während er zwischen den Tischreihen zum Ausgang geführt wurde.
Terry und Mohammed verließen das Hotel und blieben wie angewurzelt stehen. Dutzende Militärfahrzeuge hatten die Vorderseite des Strandhotels umstellt. Soldaten starrten sie beide an. Helikopter kreisten am Nachthimmel –
Salem sprang aus einem Jeep. »Ihr wolltet den Führer kennenlernen?« fragte er.
Terry sah die Jeeps, die Mannschaftstransporter, die Gewehre. Er nickte.
»Nun, der Anführer der Revolution möchte euch ebenfalls kennenlernen«, sagte Salem. »Steigt ein.«
Dixon hält gegenüber vom Bullenrevier an. Er öffnet die Beifahrertür
–
Der Mechaniker überquert die Straße und steigt in den Montego
.
»Das war nicht besonders klug, verdammt, David«, schimpft Paul Dixon. »Überhaupt nicht klug.«
»Na, dann legen Sie sie an die Leine«, sagt der Mechaniker. »Mach ich mit meinen Hunden doch auch.«
»Sie sollten mir einen Gefallen tun«, sagt Dixon. »Dann würde ich Ihnen auch einen schulden.«
»Genau«, pflichtet der Mechaniker bei. »Also schulden Sie mir jetzt einen.«
Dixon dreht sich um und packt das Gesicht des Mechanikers. Er drückt es gegen das Seitenfenster: »Scheiß drauf, David, scheiß drauf. Ich könnte Sie auch einfach so einbuchten …«
Er schnippt mit seinen Fingern vor der Nase des Mechanikers
–
»Dann lasse ich Sie durch die Gerichte tanzen und schau zu, wie man die Schlüssel wegwirft.«
Der Mechaniker schließt die Augen und
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