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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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es über Libyen zu wissen gab.
    Mohammed lächelte und rief nach Salem, der sich ihnen anschloss –
    Das Dschamahirija-Museum. Die Rote Burg. Der Mark-Aurel-Bogen. Die An-Nagha-Moschee. Die Ahmed-Pascha-Moschee. Die Medina –
    »Wenn die Leute daheim mich jetzt nur sehen könnten«, entfuhr es Terry alle fünf Minuten. »Terry Winters – unser Mann in Tripolis«, sagte er. »Das würden die mir nicht glauben.«
    Mohammed und Salem nickten und lächelten.
    Mittags gingen sie in der Nähe des Grünen Platzes in ein Restaurant. Es sollte Spaghetti geben. Doch Terry war nicht interessiert. Er wollte essen, was die Einheimischen aßen.
    Mohammed und Salem führten ihn in die Nähe der Medina. Terry aß Fasolia, Couscous, Lahm Mashwi.
    »Köstlich«, verkündete er. »Das beste Essen, das ich je zu mir genommen habe.«
    Mohammed und Salem lachten und reckten die Daumen in die Höhe.
    Terry wies auf das große Porträt von Muammar al-Gaddafi an der Wand des Restaurants und sagte zu Salem: »Ich würde eurem Anführer gern die Hand schütteln und ihm gratulieren.«
    Salem hörte auf zu lächeln und schüttelte den Kopf –
    Mohammed dagegen nickte und reckte den Daumen in die Höhe. »Warum denn nicht?« fragte er.
    Salem zuckte mit den Schultern. Dann setzte er Terry und Mohammed wieder im Al-Kabir ab.
    Terry ging nach oben, um sich auszuruhen. Er legte sich aufs Bett und schloss die Augen.
    Die NACODS hat den Streik aufgrund von Nachbesserungen in der Zecheneinstufung und einer Übereinkunft bei der Lohnverbesserung der Vorarbeiter abgeblasen. Und nachdem die NUM die Strafe über 200.000 Pfund nicht beglichen hat, hat der High Court die Einfrierung von Gewerkschaftskonten angeordnet –
    Gute Tage für den Juden; Tage, die er nicht hat erleben sollen.
    Neil Fontaine hat die Männer aus dem Norden zu vorher festgelegten Zeiten an vorher festgelegten Orten abgeholt. Er hat diese Männer aus dem Norden zu Hotels in West London kutschiert und vor den verschlossenen Türen der Hotelzimmer Wache gestanden, während der Jude für diese Männer aus dem Norden seine Aktentasche geöffnet und sein Scheckbuch gezückt hat –
    »Jeder hat seinen Preis«, hat der Jude die ganze Woche über wiederholt. »Jeder.«
    Der Jude hat lange Meetings mit dem Großen Finanzier und einigen seiner Freunde abgehalten. Er hat sich mit Piers und Tom Ball getroffen, mit Don Colby und seinem Kumpel Derek. Sogar mit Fred Wallace. Die Finanzen sind gesichert. Die Strategie ist solide. Die rechtlichen Schritte werden weiter verfolgt. Es gibt sogar ganz neue Überlegungen; konkrete Kontakte sind zu knüpfen –
    »Jeder Mensch braucht Kontakte«, hat der Jude mehr als einmal gesagt. »Selbst ich.«
    Sehr gute Tage für den Juden; gute Tage in einer schlechten, undankbaren Umgebung –
    Im Hobart House werden noch immer Messer gezückt, Messer so stumpf und matt wie die Flecken auf ihren Anzügen, in denen sie jammern und gegen den Juden Pläne schmieden, in denen sie herumhuschen und dem Minister all die üblen Dinge zutragen, die der Jude gesagt und getan hat. Aber der Jude macht sich keine Gedanken deswegen. Ihm ist das egal –
    Er ist unsterblich.
    Das haben ihn die Ereignisse der letzten paar Wochen gelehrt –
    »… in den Vorstandsetagen und Wohnzimmern, den Suiten und Salons. Dort finden die Schlachten jetzt statt, Neil. Dort müssen die Drachen getötet werden. In der Beletage ebenso wie im Souterrain …«
    Neil schaltet ab und starrt die stumme Mattscheibe an. Nur der Teletext läuft noch –
    »… diese Quasselstrippen von Taktierern sind genauso schlimm wie die fliegenden Roten Garden …«
    Das Telefon auf dem Schreibtisch des Juden klingelt.
    »… mit den Gesprächen. Schluss damit. Die Zeit für Gespräche …«
    Neil hebt ab. »Mr. Sweets Büro, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Neil lauscht und sagt dann: »Einen Augenblick, Sir.«
    Neil stellt auf stumm. »Der Minister, Sir.«
    Der Jude rollt mit den Augen. Er hasst den Minister, er verachtet den Mann –
    Er weiß, das gilt auch für die Premierministerin. Sie hasst ihn ebenfalls –
    Aber man kann ja nie wissen, wann man mal einen Sündenbock braucht

    Der Jude nimmt das Telefon und sagt: »Peter? Was für eine Überraschung …«
    Neil starrt auf die stumme Mattscheibe.
    Der Jude steht auf, macht den Mund auf und kreischt: »Tripolis?« Er schaut zu Neil hinüber und ruft: »Die
Times
, Neil!«
    Neil greift nach dem anderen Telefon, der
Hotline
, und wählt –
    Diese

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