GB84: Roman (German Edition)
da draußen keine zehn Sekunden«, sagt ein Dritter. »Also seid gefälligst nett zu uns.«
Die beiden anderen Kapuzenträger fangen an zu zittern. Ihre Knie schlottern
.
Der Mechaniker hasst die Polizisten
. Bullenschweine.
Hasst sie aus tiefstem Herzen
. Arschlöcher –
»Weißt du, warum sie die Kapuzen nicht abnehmen?« fragt ein Bulle den anderen
.
»Die haben Angst, einer von ihnen könnte wieder streiken und die anderen beiden verpfeifen.«
»Ich wäre ja draußen bei dem Abschaum geblieben«, meint ein Polizist. »Die können wenigstens hoch erhobenen Hauptes gehen.«
»Jedenfalls so lange, bis wir ihnen eine überbraten«, sagt ein anderer lachend
.
»Mir reicht’s«, sagt der Mechaniker. »Haltet die Schnauze.«
»Oder was, du Streikbrecher? Was machst du dann?«
Der Mechaniker steht auf und nimmt die Kapuze ab. Er starrt die Bullenschweine in ihren weißen Hemden an und sagt: »Ich gehe da zum Zechentor hinaus, das mache ich.«
Der älteste Bulle geht zur Tür, öffnet sie und sagt: »Tu dir keinen Zwang an.«
Der Mechaniker blickt die vier Bullen an, dann die beiden Scabs mit ihren Kapuzen, dann die offene Tür
–
Lärm von draußen erfüllt das Büro, Schreie, Sirenen
.
»Hast du kalte Füße, du harter Kerl?« fragt einer der Polizisten
–
Der Mechaniker starrt ihn an, schüttelt den Kopf und lächelt
.
»Na, Scherzbold«, sagt ein Bulle. »Ich dachte, du wolltest da zur Tür hinausspazieren?«
»Ich glaube, das mache ich auch«, erwidert der Mechaniker. »Und dann zeige ich den Jungs mal das hier …«
Er zieht ein Bündel Scheine aus der Hosentasche seiner Jeans, hält es hoch und zählt
–
Sechzig. Siebzig. Achtzig. Neunzig Pfund
–
»Was zum Henker ist das?« will ein Bulle wissen. »Dein Jahreslohn?«
»Nein«, antwortet der Mechaniker. »Das zahlt ihr mir, damit ich einen Tag lang den Streikbrecher spiele.«
Der älteste Polizist knallt die Tür zu. »Fick dich.«
Der Mechaniker schüttelt den Kopf. »Nein. Du fickst dich und machst jetzt deinen Anruf.«
Die beiden Streikbrecher schauen den Mechaniker durch die Schlitze in den Kapuzen an, mit Tränen in den Augen
.
»Ich sag euch was. Tausendmal lieber ein Streikbrecher als ein Bullenschwein«, sagt der Mechaniker zu ihnen
.
Die Scabs senken die Köpfe in ihren schweren Kapuzen
–
Tränen fallen zu Boden
.
Terry Winters schlug die Augen auf und blinzelte die Zimmerdecke an. Dann fiel ihm ein, wo er war. Er stand auf, öffnete die Tür zum Balkon und trat hinaus –
Es war warm und wunderschön.
Der Balkon ging auf den Grünen Platz hinaus. Terry konnte die Rote Burg sehen, die Moscheen und Minarette, die Medina und die Märkte –
Er konnte das Mittelmeer riechen. Er war erstaunt, plötzlich aufgeregt.
Dann trat er wieder ins Zimmer. Er nahm seine Unterhose vom Fensterbrett, zog sich an und öffnete die Tür –
Draußen saß sein Begleiter auf einem Stuhl. Er lächelte und sagte: »Sabah el-khair.«
Terry erwiderte das Lächeln und fragte: »Guten Morgen?«
Der Begleiter nickte und lächelte erneut. »Sabah el-khair.«
»Sabah el-khair«, sagte Terry.
Sein Begleiter lachte und schüttelte ihm die Hand. »Frühstück?« fragte er.
»Bitte«, antwortete Terry. »Gehen Sie voran.«
»Hier entlang. Mister Mohammed wartet schon.«
Terry folgte ihm den Gang entlang und über einige Treppen in einen eleganten Speisesaal. Mohammed saß mit Kaffee und einer arabischen Zeitung auf der Terrasse.
Terry setzte sich und sagte: »Sabah el-khair.«
Mohammed lachte und erwiderte: »Sabah el-khair.«
Terry sah zum blauen Himmel hinauf, betrachtete die weißen Gebäude, die Blumen auf der Terrasse, die Begleiter am Nebentisch. »So hatte ich mir das nicht vorgestellt«, sagte er.
Der Kellner hatte frischen Kaffee gebracht und servierte Terry Orangensaft und Croissants.
Mohammed lächelte und fragte: »Was hatten Sie sich denn vorgestellt, Genosse?«
»Ich weiß nicht«, sagte Terry. »Das hier nicht. Nicht das Paradies auf Erden.«
Wieder lachte Mohammed und sprach mit den Begleitern am Nebentisch. Die lachten ebenfalls, hoben ihre Gläser und sagten: »Auf das Paradies.«
»Sie haben noch längst nicht alles gesehen, mein Freund«, ergänzte Mohammed. »Warten Sie nur ab.«
Terry Winters konnte es aber nicht erwarten; er hatte das Gefühl, hier etwas Besonderes gefunden zu haben. Er stürzte den Orangensaft runter, verschlang die Croissants, bat um Reiseführer und Landkarten –
Er wollte alles wissen, was
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