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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Einbrüche. Diebstahl von Dokumenten. Dann erpressen sie diese schlechte Person von Neuem. Drangsalieren sie. Dressieren sie für andere Männer und geben sie dann weiter

    Wie ein Fleischpaket.
    Terry Winters saß unter dem Porträt des Präsidenten und nahm zwei Aspirin. Es waren nun dreißig Gerichtsverfahren anhängig, dreißig unterschiedliche Anträge lagen vor, Einsicht in die Bücher und Konten der Landesorganisation und ihrer Gebietsvertretungen zu nehmen. Es war kein Ende in Sicht. Der Präsident sagte, der Streik sei stabil. Das NCB sagte, der Streik bröckle. Der Präsident verkündete, 140.000 Mann seien im Streik. Das NCB behauptete, 60.000 Mann brächen ihn. Terry wusste, dass die Zahlen nicht zueinanderpassten. Aber das war egal. Das NCB ließ verlauten, es gäbe nichts zu bereden, keine Verhandlungen mehr. Die Tür sei geschlossen, keine Geheimgespräche mehr über mögliche Gespräche. Die Tür sei verriegelt. Keine Worte über Worte. Der Schlüssel läge bei denen da oben. Der Ball sei in ihrer Spielhälfte. Terry griff nach dem Telefonhörer –
    Klick-klick
. Er rief in der Huddersfield Road an.
Klick-klick
. Er wollte mit Clive Cook reden –
    Niemand hatte Clive gesehen. Die ganze Woche nicht. Sie würden ihn zu Jack durchstellen
.
    »Schon okay«, wiegelte Terry ab. »Ich versuch’s später noch mal.«
    Terry legte auf und nahm noch ein Aspirin. Er stützte den Kopf auf die Hände.
    Das Telefon summte, das Licht blinkte –
    Terry ging dran.
Klick-klick
. »Geschäftsführung«, sagte er.
    »Ich bin’s, Joan. Der Präsident möchte dich gern sprechen, Genosse.«
    »Jetzt sofort?« fragte Terry. »Ich wollte gerade …«
    »Jetzt sofort«, unterbrach ihn Joan. »Es ist dringend, Genosse.«
    Terry wollte etwas erwidern, doch Joan hatte schon aufgelegt. Terry schluckte noch zwei Aspirin und stand auf. Er verließ sein Büro, schloss ab und ging den Flur entlang. Er nahm nicht den Fahrstuhl, sondern die Treppe, eine Stufe nach der anderen –
    Er hatte keine Karteikarten in seiner rechten Jackentasche
.
    Terry klopfte an. Len öffnete. Terry trat ein –
    Joan stand hinter der Schulter des Präsidenten, der an seinem Schreibtisch saß.
    Len machte die Tür zu, schloss ab und lehnte sich dagegen. Er verschränkte die Arme.
    »Du wolltest mich sprechen, Genosse Präsident?« sagte Terry. »Dringend, hat man mir gesagt.«
    Der Präsident legte sich einen Finger auf die Lippen und nickte. Joan nickte ebenfalls. Der Präsident kritzelte etwas auf einen Zettel und reichte ihn Terry –
    Die Sowjets haben geliefert
, las Terry.
Wir werden in der Botschaft erwartet
.
    Terry blickte auf. Wieder legte sich der Präsident einen Finger auf die Lippen. Terry nickte und deutete auf sich selbst. Der Präsident nickte erneut.
    Len nahm Terry das Stück Papier aus der Hand und hielt es an sein Feuerzeug. Er ließ es im Aschenbecher auf dem Präsidentenschreibtisch ausbrennen.
    Der Präsident und Joan zogen ihre Mäntel an.
    Len ging mit Terry, um dessen Mantel zu holen.
    Phil, der Spitzel, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in einem hübschen Eigenheim auf einem netten Anwesen in Selby. Phil hat eine Abschleppfirma, die kurz vor dem Bankrott stand. Doch dank des Bergarbeiterstreiks wird Phil bald in der Lage sein, in einem noch hübscheren Haus auf einem noch hübscheren Anwesen zu wohnen

    Wenn Phil noch so lange lebt (was er wohl tun wird)
.
    Der Mechaniker weiß, dass sie Phil Taylor bedroht und dazu überredet haben, zu singen. Er weiß, dass sie ihn drangsaliert, erpresst haben. Er weiß, dass sie gewartet haben, bis Phil etwas Schlimmes anstellte. Etwas Illegales. Wie einen bewaffneten Überfall. Er weiß, dass sie ihn beobachtet haben

    Genau wie er weiß, dass sie Phil Taylor jetzt gerade beobachten; dass sie Phil aus ihrem sechs Monate alten Montego heraus beobachten, in Pullover und Jeans und mit polierten Schuhen, Größe 44 1/2

    Einer von ihnen muss mal dringend pinkeln, hinter einem hübschen Privatbaum (wenn er denn so lange lebt)

    Er hält seinen Schwanz fest, pisst die Rinde an, bespritzt sich die Schuhe
.
    Der Mechaniker legt ihm den Lauf seiner Waffe an den Hinterkopf und sagt: »Hallo, hallo, hallo.«
    Der Mann versucht nicht, sich umzudrehen. Sinnlos. Er weiß, wer das ist
.
    »Hände auf den Kopf«, sagt der Mechaniker. »Langsam.«
    Der Mann legt sich langsam die Hände auf den Kopf
.
    Der Mechaniker legt ihm Handschellen an. »Umdrehen.«
    Der Mann dreht sich um und

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