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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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fuhren direkt zur Botschaft. Der Präsident lieh sich Terrys Taschenrechner und drückte auf den Zahlen herum. Der Präsident wollte Bargeld, eine Summe, die sich mit der sowjetischen Unterstützung von 1926 vergleichen ließ.
    Das Taxi hielt vor der Botschaft; Terry bezahlte die Fahrt.
    Der sowjetische Attaché und das diplomatische Corps hatten sich versammelt, um sie willkommen zu heißen, ihnen Tee und Kekse in großen, schlecht beheizten Räumen zu reichen und sich über Komponisten und Torhüter zu unterhalten –
    Die Lebenden und die Sterbenden. Die Sterbenden und die Toten.
    Dann bat der Attaché um ein Gespräch unter vier Augen.
    Joan, Terry und Len gingen hinaus und warteten in dem großen, schlecht beheizten Flur. Dort saßen sie dann und starrten die im Stil des sozialistischen Realismus gemalten Bilder vom Sowjetstaat an, sie froren und dösten.
    Fünfzig Minuten später kam der Präsident mit einem Lächeln und federnden Schritten heraus –
    Er hatte seinen Willen gekriegt. Er hatte bekommen, was er sich gewünscht hatte
.
    Der Präsident, Joan, Terry und Len verließen die sowjetische Botschaft –
    Blitzlichter explodierten, Kameras filmten, Mikrofone wurden ihnen unter die Nase gehalten.
    Len hielt ein Taxi an. Schweigend fuhren sie zum Barbican. Das Taxi hielt vor dem Haus mit der Wohnung des Präsidenten. Terry bezahlte die Fahrt. Der Präsident und Joan gingen voran. Len wartete, um mit Terry zu reden. Terry steckte die Brieftasche ein und lächelte Len an. Len verpasste Terry einen Schlag in die Magengrube.
    »Das war das letzte Mal, verdammt«, brüllte Len Glover. »Das letzte Mal, dass du uns betrogen hast.«
    Terry kniete auf dem Gehweg und hielt sich den Magen. Er hustete.
    »Nur wir vier wussten von dem Treffen«, sagte Len. »Nur wir vier.«
    Wieder hustete Terry, hielt sich den Magen und schüttelte den Kopf.
    »Du musst der Presse einen Tipp gegeben haben«, sagte Len. »Das kannst nur du gewesen sein, Winters.«
    Terry schüttelte wieder den Kopf, rieb sich den Bauch und versuchte aufzustehen.
    Len schubste ihn um, trat ihm noch einmal in den Magen und spuckte ihn an.
    Erneut versuchte Terry aufzustehen, er schüttelte den Kopf.
    Len stieß ihn zu Boden und ging davon. »Du bist erledigt, Winters«, brüllte er. »Absolut erledigt.«
    Terry schüttelte noch immer den Kopf, hielt sich den Magen und versuchte aufzustehen –
    Terry lachte, er lachte wie verrückt –
    »Schau mal in den Spiegel, Len!« rief er. »Schau mal in den Spiegel, Genosse!«

MARTIN
    Ich sehe die Feuer vor mir verglimmen. Ich nehme einen Splitter in die Hand
– Ich gehe nicht mehr so oft auf fliegenden Streikposten. Ich kann nicht. Hab genug eigene Probleme. Die Hälfte der Autos ist schon ruiniert. Meiner steht immer noch draußen mit schwarzen Müllsäcken statt der Windschutzscheibe. Pete hat in Barnsley angefragt, ob sie dafür ein paar Pfund loseisen können, aber er hat keine Antwort bekommen. Für heute Morgen gibt es einen Lieferwagen. Die üblichen Jungs – Keith. Tom. Chris – wieder mal keine Spur von Gary oder Tim. Sie würden nun jeden Tag nach Kohlen klauben, haben sie mir gesagt. Ich war schon eine Weile nicht mehr. Da oben gibt es keinen mehr, der ein Auge zudrückt oder sich schmieren lässt – Wirst du erwischt, wirst du gefeuert – so die Botschaft von der Zeche. Jungs wie Tim oder Gary kümmert das nicht weiter. So wie die das sehen, haben sie keine andere Wahl – Werden sie eben erwischt und gefeuert – ist denen egal. Das verdammte Sozialamt zieht den Leuten schon wieder ein Pfund ab. Denen, die überhaupt noch was kriegen – der letzte Sargnagel. Die drehen die Schraube immer fester. Scheiße – Heute Morgen ist Frickley dran. Da geht es wohl eher um den Beweis des guten Willens – Im Welfare Club um halb fünf. Schinkensandwich, Tee, um fünf Uhr fahren wir los. Die üblichen Streitereien um die beste Route. Wir fahren durch Thurnscoe und Clayton, fahren hinten rum nach Frickley und zu einer weiteren Streikfront. Keith stellt den Wagen ab, und wir steigen aus. Es ist kalt und klamm.
Krk-krk
. Etwa sechzig Polizisten und zweihundert Streikende. Der Bus taucht auf, es gibt ein Mordsgedränge – die Front öffnet sich für einen Augenblick. Aber nur für einen Augenblick – Der Bus fährt aufs Zechengelände, und das war’s dann wieder. Die Leute gehen zu ihren Wagen und Lieferfahrzeugen zurück. Die Polizei verteilt die üblichen Sprüche – Ich sehe einem von ihnen in die

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