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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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möglichen Ort
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    Neil Fontaine fährt den Juden und den Vorsitzenden nordwärts, nach Castleford. Vermummte Streikende haben gestern Morgen bei Sonnenaufgang einen nichtstreikenden Bergmann in seinem eigenen Haus angegriffen und schwer verletzt. Der Mann war erst vier Tage zuvor wieder in die Fryston-Zeche zurückgekehrt, weil er zwei kleine Kinder und eine schwangere Frau hat. Außerdem hat er Schulden und keine andere Möglichkeit, sie abzuzahlen. Er hat das Haus um halb vier in der Früh verlassen, ein Lieferwagen des National Coal Board sollte ihn abholen. Vor seinem Haus warteten zwanzig Streikende auf ihn. Sie forderten ihn auf, nicht zur Arbeit zu gehen, drohten, seiner schwangeren Frau und den Kindern etwas anzutun. Der Mann kehrte ins Haus zurück und rief die Polizei. Die Streikenden beschimpften ihn als Scab. Sie wüteten durch den Garten, traten die Tür ein. Sie trugen Kampfjacken und Sturmhauben, hatten Baseballschläger und Pickelstiele dabei. Der Mann sagte zu seiner Frau und den kleinen Kindern, sie sollten sich oben verstecken. Die Streikenden erwischten ihn dann in seinem eigenen Wohnzimmer. Sie machten sich mit Knüppeln und Stahlkappenschuhen über ihn her. Seine Frau und die Kinder hockten währenddessen in einem Wandschrank im Schlafzimmer und hörten ihren Mann und Vater unten schreien. Die Meute brach ihm einen Knöchel, eine Schulter und kugelte ihm den Ellbogen und die andere Schulter aus. Sie brachen ihm zwei Rippen, prügelten ihn grün und blau. Sie verpassten ihm zwei blaue Augen und brachen ihm die Nase.
    Der Jude war entsetzt, als Neil ihm die Geschichte erzählte. Sie würden diesen Richard Clarke, diesen Löwen von einem Mann, im Krankenhaus besuchen, meinte der Jude zu Neil. Der Vorsitzende war ebenfalls entsetzt, als der Jude ihm davon berichtete, und sagte, der Jude müsse diesen Helden, diesen Löwen von einem Mann, im Krankenhaus besuchen –
    »Ich werde mich von denen nicht aufhalten lassen«, erklärt Richard Clarke den beiden stockend. »Das hat meinen Entschluss nur noch gestärkt.«
    Der Vorsitzende überreicht ihm signierte Exemplare von Büchern über den Bergbau und tröstet seine Frau.
    »Wenn er aus dem Krankenhaus kommt«, sagt die hübsche, schwangere Mrs. Clarke, »wird er wieder arbeiten gehen. Wir werden uns von diesen Schlägertypen nicht einschüchtern lassen.«
    Neil Fontaine bittet Stanley Smith herein. Auch Stanley ist erst jüngst wieder bei der Arbeit erschienen. Letzte Woche hat jemand sein 40.000 Pfund teures Haus in Pontefract angezündet.
    Der Jude geht hinaus und holt die Presse rein.
    Die Presseleute zücken Stifte und Fotoapparate –
    »Alle sollten zur Arbeit zurückkehren und die Gewerkschaftsregeln ändern«, erklärt Richard Clarke. »Der Präsident der NUM sollte alle drei Jahre gewählt werden.«
    Der Jude lächelt und nickt. Die Presse schreibt mit und nickt.
    »Sie haben gedroht, meine zweijährige Tochter umzubringen«, sagt Stanley. »Und die Hauptbrandstelle war in ihrem Zimmer. Die haben gedroht, meine Tochter umzubringen, und genau das haben sie auch versucht.«
    Der Jude tupft sich die Augen trocken und nickt. Die Presse schreibt mit und nickt.
    Der Jude nimmt eine Karte mit Genesungswünschen von Richard Clarkes Nachttisch. Er zeigt sie der Presse und liest laut vor:
    »Alles Gute einem tapferen Mann, der einen Orden und den Dank aller Bergleute verdient. Wir anderen haben nur zu viel Angst, aber Du hast es uns vorgemacht. Von einem streikenden Kollegen, der nicht halb so mutig ist wie Du.«
    Der Vorsitzende lässt die hübsche, schwangere Mrs. Clarke wieder los. Er hat noch etwas zu sagen:
    »Es handelt sich hier um einen grässlichen, brutalen Angriff auf einen unschuldigen arbeitenden Mann in seinem eigenen Haus, während seine bildschöne Frau und die beiden kleinen Kinder sich starr vor Schreck verstecken mussten. Dies ist der sichtbare Beweis für das, was wir schon seit Monaten sagen: Wenn es nicht diese IRA-Taktiken der Gewalt und Einschüchterung in den Zechensiedlungen gäbe, wären schon längst Tausende weiterer Bergleute wieder zur Arbeit zurückgekehrt, und dieser Streik wäre bald vorüber.«
    Er steckt seinen Zettel wieder ein und schaut den Juden an –
    Der Jude wirft Richard Clarke einen Blick zu. Der nickt und sagt: »Dieser Besuch war eine wunderbare Überraschung, und die Ermutigung durch den Vorsitzenden kann ich gut brauchen. Er hat mir gesagt, wenn ich wegziehen wollte, könnte ich das tun. Aber ich glaube

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